Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 14
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Johann Georg Prinz von Hohenzollern

Glasgemälde und Gobelins, zusammen ca. 850 Nummern aber auch über 1000 Funde aus
Ausgrabungen zu Mayenfischs Sammlung.

Für die Inventarsierung und wissenschaftliche Bearbeitung der über 7000 Werke wurde in den
fünfziger Jahren durch Fürst Karl Anton der spätere Direktor des Bayerischen Nationalmuseums
Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck engagiert. Er sollte auch einen catalogue raisonne erstellen
, ein unmögliches Unterfangen für einen nicht vor Ort tätigen Wissenschaftler. So
erschien 1866 lediglich Die Kunstkammer S.K.H. des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sig-
maringen, die übrigens noch heute in Antiquariaten auftaucht. Die übrigen Abteilungen wurden
von anderen namhaften Museumswissensschaftlern katalogisiert.
Das Problem hierbei war, daß in der I.Hälfte des 19. Jahrhunderts und auch noch darüber
hinaus, in Sigmaringen wie an den großen Museen viele Kunstwerke unter falschen Namen liefen
. Das ist weiter nicht verwunderlich, da fast alle Museumsleiter und Kunstsachverständige
Künstler und keine ausgebildeten Kunsthistoriker gewesen sind. Die Disziplin des kunsthistorischen
Studiums setzt bekanntlich erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein. Die
verantwortlichen Künstler haben aber verständlicherweise vorrangig ihre eigenen Interessen
verfolgt. Ganz schlimme Auswüchse gab es in dieser Hinsicht an den Münchner Sammlungen
um die Mitte des 19. Jahrhunderts, die dem Verfasser aus seiner langjährigen Tätigkeit an den
dortigen Institutionen wohl bekannt sind.

In Sigmaringen konnte man dank der großen Kenntnis und des hohen persönlichen Interesses
des Fürsten von Glück reden, daß der schon erwähnte Historienmaler Andreas Müller,
dem auch die Ausmalung des Galeriebaus zu verdanken ist, bis zu dessen Eröffnung verantwortlich
gewesen war. 1864 wird schließlich, wie schon eingangs erwähnt, der promovierte
Philologe und Archäologe Friedrich August Lehner, der bislang in Wien an der Einrichtung des
Museums für Kunst und Industrie beteiligt war, als Hofbibliothekar und Konservator der Fürstl.
Sammlungen nach Sigmaringen verpflichtet.

Lehner war dann auch zusammen mit Mayenfisch und Andreas Müller für die Einrichtung des
1867 fertiggestellten und in einem feierlichen Festakt am 5. Oktober des gleichen Jahres in Anwesenheit
des preußischen Königspaares Wilhelm I. und Augusta und des Kronprinzen Friedrich
eröffneten Galeriebaus zuständig. 3066 Kunstwerke aller Art mußten untergebracht
werden. In dem von Walter Kaufhold 1967 in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
veröffentlichten Beitrag „Fürstenhaus und Kunstbesitz", der ein Schlüsselwerk zur Geschichte
des Museums und der Sammlungen in Sigmaringen ist, kann alles ausführlich nachgelesen
und auch in Abbildungen die Aufstellung der Kunstwerke 1867 nachvollzogen werden. Die
Tendenz war, die Kunst des Mittelalters in Gemälden, Schnitzwerken und Kunstgerätschaften
verschiedener Art als das wohltuende Bild eines zusammengehörigen Ganzen im Charakter
einer bestimmten Zeitperiode zu bieten (Hefner-Alteneck).

Die Architektur sollte keinem gotischen Kirchenraum nachempfunden sein, sondern im schon
erwähnten Tudorstil dem benachbarten Schlossbau angeglichen werden, dessen Schlossturm
übrigens gleichzeitig in gotisierenden Formen umgebaut wurde. Unmittelbares Vorbild für den
Sigmaringer Museumsbau ist der 1861 fertiggestellte Neubau des Wallraff - Richartz - Museum
in Köln, das Baurat Krüger und Fürst Karl Anton möglicherweise zur Zeit der Planungsphase
gesehen haben. Die Pläne für diesen Neubau wurden stark beeinflusst durch den
Schinkel-Schüler August Stüler, den künstlerischen Berater Friedrich Wilhelms IV. König von
Preussen. Es ist in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich, daß der gleiche Architekt im
Auftrag des Königs und des Fürsten Karl Anton von 1853 - 67 den Neubau der Burg Hohenzollern
mitgeplant und ausgeführt hat und dass die Burg zwei Tage vor dem Sigmaringer Museumsbau
eröffnet wurde. Dem Wallraff-Richartz -Museum und Sigmaringen gemeinsam ist
die Übernahme angelsächsischer Motive, die im ausgeprägten Tudorstil des Sigmaringer Kunst-

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