Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 87
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0091
Der Sigmaringer Regierungspräsident Franz Graf von Brühl (1852 - 1928)

3. Rückkehr nach Hohenzollern

Seinen neuen Wirkungsort und letztlich auch seine landwirtschaftliche Berufung findet Brühl
dann indessen nicht in Westpreußen oder im auswärtigen Dienst, sondern in Hohenzollern,
wohin er am 1. Mai 1896 als Mitglied des Bezirksausschusses in Sigmaringen und Stellvertreter
des Regierungspräsidenten mit dem Titel Verwaltungsgerichtsdirektor zurückkehrt.23 Alsbald
nach seinem Dienstantritt in Sigmaringen wird Brühl mit seinem Einverständnis zum
Vorstand der Zentralstelle des Vereins zur Beförderung der Landwirtschaft und der Gewerbe
in den Hohenzollernschen Landen ernannt.24 Über die Zentralstelle, in den „Hohenzollern-
schen Blättern" als Graf BrühIsche(r) Kronrat bespöttelt,25 entfaltet er in den folgenden 23
Jahren bis zu seinem Weggang aus Hohenzollern eine unermüdliche und durchaus wirkungsvolle
Förderpolitik zugunsten der einheimischen Landwirtschaft sowie der Infrastruktur und
des Gewerbes im Regierungsbezirk. Die Landwirtschafts-Förderung wird Brühl, wie noch zu
schildern sein wird, unverkennbar zur Lebensaufgabe und Passion.

Alsbald nach seinem Dienstantritt gerät der neue Verwaltungsgerichtsdirektor unfreiwillig in
einen behördlichen Skandal, der ihn um ein Haar seine weitere Karriere kostet: Regierungspräsident
von Schwartz beauftragt seinen Stellvertreter, nach der Herkunft von anonymen
Schreiben zu forschen, die er und einige seiner Herren in der Behörde von Zeit zu Zeit erhielten
. Der Verdacht Brühls richtet sich alsbald gegen die Frau des Regierungspräsidenten, was
sich bei einer von Amtsrichter Beizer betriebenen Durchsuchung ihres Schreibtischs und ihrer
Papiere bestätigt. Dies habe zu eine(r) eigentümlich(n) Lage zwischen ihm und seinem Dienstvorgesetzten
, Regierungspräsident von Schwartz, geführt, wie sich Brühl noch in seinem Lebensrückblick
1924 erinnert.26 Schwartz ist angesichts der Ermittlungsergebnisse für das
preußische Innenministerium nicht mehr als Regierungspräsident tragbar, wird zunächst beurlaubt
und sodann aus dem Dienst verabschiedet. Seine Frau entzieht sich der Verurteilung
durch Wegzug in die Schweiz. Brühl wird in diesem Zusammenhang offenbar vorgeworfen, im
Umgang mit dieser durchaus delikaten Affaire rücksichtslos vorgegangen zu sein. Er handelt
sich damit Gegnerschaften vor Ort in Sigmaringen und möglicherweise auch Vorbehalte im Berliner
Innenministerium ein.27

4. Regierungspräsident auf Empfehlung des Fürsten

In der Person des Sigmaringer Fürsten Leopold hat Franz Graf von Brühl indessen einen einflussreichen
Gönner und Förderer, der sich in Berlin mit allem Nachdruck für seinen Schützling
verwendet. Bereits nach dem Abgang von Schwartz setzt er sich als Angehöriger des preußischen
Königshauses 1897 dezidiert bei Innenminister von der Recke von der Horst für die Er-

23 Schreiben des preußischen Finanz- und Innenministers an Landrat Graf von Brühl in Coblenz v. 25. 4.
1896 (Personalakte Berlin, wie Anm. 9).

24 Schreiben von Regierungspräsident von Schwartz zu Sigmaringen an Finanzminister Miquel und Innenminister
Frh. von der Recke von der Horst v. 11. 5. 1896 (ebenda).

25 HB v. 6. 8. 1919 (wie Anm. 2).

26 Brühl, Meine Tätigkeit in Hohenzollern (wie Anm. 19).

27 Schreiben von Fürst Leopold von Hohenzollern an den preußischen Innenminister v. 8.10.1899 (Personalakte
Berlin, wie Anm. 9).

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