Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 90
(PDF, 59 MB)
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Edwin Ernst Weber

mit Genugtuung begrüßt werde, sondern sogar die Zustimmung der in Paritätsschwindel machenden
ultramontanen Blätter finde.40 Seine Berufung knüpfe an die frühere Praxis an, dass
Katholiken das staatliche Spitzenamt in Preußens südlichstem Regierungsbezirk bekleideten.
Brühls persönliche Frömmigkeit und dezidierte Katholizität lassen ihn lange Zeit als idealen
Vermittler und Brückenbauer zwischen dem preußischen Staat und dem in Hohenzollern seit
den 1870er Jahren unangefochten dominierenden politischen Katholizismus nach den Verwerfungen
des Bismarckschen Kulturkampfes erscheinen. Dass dieses von Brühl verkörperte
und gewünschte Arrangement zwischen Thron und Altar, zwischen den preußischen Staatsund
Machtinteressen und der Politik des Zentrums spätestens im Ersten Weltkrieg und in der
Revolution von 1918/19 an seine Grenzen stieß, wird noch zu schildern sein.

6. Überanstrengend ist das Amt nicht

Interessant ist die Bewertung, die Brühl in seinen später verfassten Lebenserinnerungen seiner
Tätigkeit als Sigmaringer Regierungspräsident widmet41: Das Amt des Regierungspräsidenten
in Hohenzollern werde vielfach als ein ziemlich arbeitsloses angesehen. Dies rühre daher, dass
Hohenzollern nach Fläche und Einwohnerzahl der kleinste aller preußischen Regierungsbezirke
sei. Überanstrengend ist das Amt nicht, gleichwohl habe es seine besonderen Schwierigkeiten
und Herausforderungen - teils durch die vorwiegend allemannisch-schwäbische
Stammeseigenart mit ihrer nicht jedem Nord-Deutschen verständlichen Mundart, teils durch
die weite Entfernung zu den nächsten preußischen Behörden und den Hauptbehörden in Berlin
. Die letztgenannte Hürde sei durch den Ausbau der Eisenbahnverbindung in Hohenzollern
deutlich abgesenkt worden. Erschwert worden sei seine Regierungstätigkeit durch die Zunahme
der politischen Leidenschaft und durch allerlei Streitigkeiten zwischen den Parteien,
zwischen Landwirtschaft und Großgewerbe, durch Eifersüchteleien zwischen den Beamten
des Staates, der Gemeinden, des Landeskommunalverbandes und des Fürsten. Besonders im
früheren Fürstentum Hechingen, das sich immer mehr mit Fabriken der Gewebe- und Fußbekleidung
fülle, platzen den Erinnerungen Brühls zufolge die Gegensätze manchmal hart aufeinander
. Insgesamt sei er aber fast immer mit allen Bewohnern des Regierungsbezirks gut
aus(gekommen).42

Den Schilderungen des Chronisten Franz Keller zufolge war Brühl sowohl in der Bevölkerung
Hohenzollerns wie auch bei seinen Untergebenen als äußerst pflichttreuer Beamter bekannt,
der mit den Verhältnissen in Stadt und Land genau vertraut war.43 Der von Gestalt eher kleine,
in den älteren Jahren etwas gebückt gehende und mit einem stets kurz geschnittenen Vollbart
versehene Brühl44 findet zeitweise die Muse, sich seinen geschichtlichen Neigungen zu widmen
: Für die „Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern"
verfasst er 1908 einen Beitrag über „Napoleon in Süddeutschland".45

40 Kölnische Zeitung v. 14. 11. 1899 (Personalakte Berlin, wie Anm. 9).

41 Brühl, Meine Tätigkeit in Hohenzollern (wie Anm. 19).

42 Ebenda.

43 Erinnerungen Keller (wie Anm. 39).

44 Ebenda.

45 Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 42 (1908),
S. 63-96.

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