Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 92
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0096
Edwin Ernst Weber

den Gemeinden.51 Viele dieser Infrastrukturmaßnahmen sind überhaupt nur dank der von
Brühl mit Hartnäckigkeit und Geschick vermittelten Fördergelder des preußischen Staates möglich
, was zugleich auf die weitgehende Abhängigkeit des strukturschwachen Sigmaringer Regierungsbezirks
von den Berliner Dotationen verweist. Während seiner Amtszeit erhält
Hechingen ein Realgymnasium und eine Vorbereitungsanstalt für den Lehrerberuf, Haigerloch
wird mit der Niederlassung der Weißen Väter zu einem Ausgangspunkt für die Missionierung
Afrikas, und in Sigmaringen wird ein repräsentatives Handwerkskammergebäude errichtet.

Seine besondere Sorgfalt und nimmermüde, unverdrossene Mühewaltung widmet Brühl indessen
der hohenzollerischen Landwirtschaft, die ja auch, wie die zentrumsnahe „Hohenzol-
lerische Volkszeitung" im August 1919 zur Pensionierung Brühls konstatiert, die Hauptblutader
unseres Ländchens sei.52 Als Vorsitzender der Zentralstelle des Vereins zur Beförderung der
Landwirtschaft und der Gewerbe in Hohenzollern sowie durch sein Wirken im preußischen
Landesökonomiekollegium und im deutschen Landwirtschaftsrat vermag er namhafte Fördergelder
zur Hebung und Förderung des Ackerbaus, der Viehzucht und der Kleintierpflege in
den Regierungsbezirk zu leiten und überdies die Prämien für die Hagel-, Feuer- und Viehversicherung
zu ermäßigen. Die hohenzollernsche Bauernschaft wird stets mit großer Dankbarkeit
des lebhaften Wohlwollens und der nie rastenden Opferwilligkeit dieses treuen Freundes
der landwirtschaftlichen Bevölkerung zu gedenken haben, würdigt die „Hohenzollerische
Volkszeitung" 1919 den Landwirtschaftsförderer Graf Brühl.

Diesem Lob pflichten selbst die kritischen „Hohenzollerischen Blätter" bei, wenn sie zu Brühls
Zurruhesetzung 1919 bilanzieren, dass der scheidende Regierungspräsident für die Landwirtschaft
Ansehnliches, ja Vortreffliches geleistet habe.53 Die Zentralstelle, an der Brühl mit allen
Fasern seines Herzens gehangen und die er vielleicht manchmal über seinen Regierungspräsidentenposten
gestellt habe, habe auf landwirtschaftlichem Gebiet ausgezeichnete Erfolge gehabt
und Geld für alle möglichen landwirtschaftlichen Zwecke ins Land gebracht. Mit mildem
Spott weiß die Hechinger Zeitung weiter zu berichten, dass man Brühl, ungeachtet seines Ab-
stands zu den Regierten, ohne Unterlass durch das Land wandern und seine freien Sonntage
in landwirtschaftlichen Versammlungen zubringen sah. Die Bauern hätten ihm gar nachgesagt
, dass er jede Miste im Ländchen kenne.54 Demgegenüber sei er der Industrie und deren
Mittelpunkt Hechingen mit unausrottbarem Mißtrauen gegenüber gestanden.55 Brühls besonderes
Interesse für die Landwirtschaft belegen auch die periodischen „Zeitungsberichte"
des Regierungspräsidenten an den König von Preußen: Die Witterung, die Ernteerträge, die Arbeitskräftesituation
und die fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft bereits vor
dem Ersten Weltkrieg erfahren darin stets eine eingehende und differenzierte Würdigung,
während die gewerblichen Verhältnisse als eher zweitrangig erscheinen.56

51 Hierzu und zum Folgenden HVZ v. 4. 8. 1919 (wie Anm. 1).

52 Ebenda.

53 HB v. 6. 8. 1919 (wie Anm. 2).

54 HB v. 13. 1. 1928 (wie Anm. 37).

55 HB v. 6. 8. 1919 (wie Anm. 2).

56 Zeitungsberichte der Regierung in Sigmaringen 1895 - 1907 (Geh. Staatsarchiv Berlin 1. HA Rep. 84a
Nr. 6012 a), ebenso 1905- 1918 (Geh. Staatsarchiv Berlin 1. HA Rep. 89 Nr. 15890). Bei den "Zeitungsberichten
" handelt sich um regelmäßige „Immediatberichte" der Regierungspräsidenten über
ihre Bezirke an das preußische Innenministerium.

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