Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 99
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0103
Der Sigmaringer Regierungspräsident Franz Graf von Brühl (1852 - 1928)

Führerschaft im neuen Deutschland vor aller Welt so beweisen mußte, wie sie sie bewiesen hat.
Wir - hier spricht die Zeitung für das neue demokratische und republikanische Deutschland -
hätten gewünscht, dass sich diese Veränderung auf andere Weise, auf dem Weg ruhiger Entwicklung
hätte erreichen lassen. Die Führer des alten Preußen könnten sich, so die „Hohen-
zollerischen Blätter" weiter, über uns nicht beklagen. Wir haben sie oft herausgehauen, ihnen
oft aus der Klemme geholfen, weil wir an die Mission Preußens und seine innere Erneuerungsfähigkeit
innig glaubten...85

Nachfolger des Grafen als Regierungspräsident wird mit dem 1. Oktober 1919 der Zentrumspolitiker
Dr. Emil Beizer, der als Exponent des hohenzollerischen Eigenbewusstseins, Wortführer
der politischen Umgestaltung im „Ländchen" nach der Revolution sowie als Mitstreiter
Erzbergers bei der demokratischen Neuorientierung des politischen Katholizismus in Deutschland
der wichtigste Gegenspieler Brühls in Hohenzollern gewesen war und letztlich über den
konservativen Vertreter des alten Systems die Oberhand gewonnen hatte. Der Sigmaringer
Stadtchronist Franz Keller findet es im Rückblick durchaus merkwürdig, daß gerade der Mann
(d.h. Beizer E.W.), der ihn (d.h. Brühl E.W.) bei seinem Auftreten im Kommunallandtag immer
wieder bekämpfte, zur Revolutionszeit sein Nachfolger wurde und als solcher vieles verteidigen
mußte, was er ehedem hartnäckig verfolgt hatte.86

13. Beitritt zur Deutschnationalen Volkspartei

An ihrem neuen Wohnsitz in Freiburg führt die Familie Brühl ein zurückgezogenes Leben im
Dienst der persönlichen Frömmigkeit und Religiosität. Der häufige Besuch der hl. Messe und
der Kommunion in der Pfarrkirche gehört ebenso dazu wie die Mitgliedschaft und das tätige
Engagement des Grafen im Männer-Vinzenz-Verein.87 Ebenso treu wie der katholischen Kirche
bleibt der mit einem kernkatholischen Sinn und Charakter88 ausgestattete Graf Brühl indessen
auch der untergegangenen Monarchie. Zum neuen demokratischen und republikanischen
Deutschland findet der Adlige und frühere preußische Spitzenbeamte keinen Zugang. Indizien
für seine Verhaftung in den Vorstellungen der alten Welt und seine rigorose Ablehnung der
1918/19 durchgesetzten Umwälzungen sind die Ausführungen in seinen 1924 verfassten Erinnerungen
an seine Tätigkeit in Hohenzollern,89 vor allem aber sein Beitritt zur demokratie-
und republikfeindlichen Deutschnationalen Volkspartei bereits im Oktober 1919, d.h. unmittelbar
nach seinem Dienstaustritt in Sigmaringen.90 Dieser Mitgliedschaft bleibt er treu bis zu
seinem Tod.

Nach längerer Krankheit stirbt der ehemalige Sigmaringer Regierungspräsident am 11. Januar
1928 im Alter von 75 Jahren in Freiburg. Bei der Beisetzung auf dem Freiburger Friedhof zwei

85 Ebenda.

86 Erinnerungen von Stadtchronist Franz Keller an den Grafen Brühl v. 24. 12. 1928 (Materialsammlung
von Franz Keller zu Franz Graf Brühl, Nachlass Keller wie Anm. 39).

87 Freiburger Katholisches Gemeindeblatt v. 22.1.1928, 23. Jg. Nr. 4 (zitiert nach Abschrift im Nachlass
Keller, wie Anm. 76).

88 Ebenda.

89 Brühl, Meine Tätigkeit in Hohenzollern (wie Anm. 19).

90 Von der Witwe Aloysia Gräfin von Brühl ausgefüllter Fragebogen zur Durchführung des Gesetzes zur
Wiederherstellung des Berufsbeamtentums v. 7. 4. 1933 (Personalakte Berlin, wie Anm. 9).

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