Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 100
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0104
Edwin Ernst Weber

Tage später folgen dem Verstorbenen auch zwei Kränze des früheren preußischen Dienstherrn
ins Grab: Der jetzt amtierende Sigmaringer Regierungspräsident Alfons Scherer legt im Auftrag
des preußischen Innenministers einen Kranz mit der Widmung für den langjährigen verdienten
Regierungspräsidenten von Hohenzollern nieder, mit einem weiteren Kranz nimmt
Scherer im Namen der preußischen Regierung in Sigmaringen Abschied von seinem Amtsvorgänger
.91 Wiewohl beide preußische Regierungspräsidenten sind es doch Exponenten unterschiedlicher
Staatsauffassungen, die am Grab in Freiburg zusammentreffen: Vom Repräsentanten
der preußischen Monarchie, für den ein harmonisches Einvernehmen und Zusammenwirken
mit dem hohenzollerischen Fürstenhaus selbstverständlich gewesen war, nimmt dabei der
Spitzenbeamte des demokratischen und republikanischen „neuen" Preußen Abschied, der
sich im bitteren und unversöhnlichen Kampf mit den in offenem Widerspruch zur Weimarer
Reichsverfassung auf ihren vorrevolutionären Vorrechten und Adelstitulaturen beharrenden
Sigmaringer Fürsten befindet.92

Für die hohenzollerische Presse sind der Tod und die Bestattung Brühls Gelegenheit, ein weiteres
Mal Bilanz der Leistungen und der Persönlichkeit des früheren Regierungspräsidenten zu
ziehen. Während die „Hohenzollerische Volkszeitung" eine weitere Eloge auf die hohen Verdienste
des preußischen Staatsdieners anstimmt und insbesondere das wahrhaft christliche,
vorbildliche Familienleben der Brühls wie auch das mitfühlende Herz des Verstorbenen und
seiner Gemahlin für Bedrängte und Notleidende würdigt,93 bieten die „Hohenzollerischen Blätter
" abermals eine differenzierte Bewertung des Grafen und seiner Tätigkeit in Hohenzollern.94
Es werden im Wesentlichen die Stichworte und Bilanz des Nachrufs zur Pensionierung Brühls
von 1919 aufgegriffen und wiedergegeben. Hinzu kommt der Hinweis, dass Graf Brühl den
Zusammenbruch des alten Systems nie verwinden (konnte). Er habe als Angehöriger der einstmals
bevorrechtigten Kaste in Deutschland, die ihre Unfähigkeit in den Zeiten deutscher Not
bewiesen hat, im neuen Staat nicht mehr mittun können. Eigentlich ein Nachkomme eines
preußenfeindlichen obersächsischen Adelsgeschlechts habe er sich ganz dem Dienst für die
preußische Monarchie verschrieben. Politisch gehörte sein Herz ganz Thron und Altar. Er war
der Frömmsten einer im Lande. Nun sei Graf Brühl, dieser späte Erbe des Rokoko, dahingegangen
.95

Abschließend ist noch auf das tragische Schicksal der Familie Brühl in der Folge zu verweisen:
Nach dem Kriegstod des ältesten Sohnes Friedrich 1918 sterben in Freiburg der zweite Sohn
Joseph 1929 im Alter von 29 Jahren und die jüngste Tochter Maria 1931 im Alter von nur 23
Jahren. Der noch verbliebene dritte Sohn, der Gerichtassessor, Syndikus und Unteroffizier Heinrich
Graf von Brühl, fällt am 1. Juli 1942 in der Schlacht von El Alamein in Ägypten. Es überleben
zwei Töchter, die Pfarrhelferin Anna Gräfin von Brühl (1902 - 1988) und die Ärztin Dr.

91 Personalakte Berlin (wie Anm. 9); Artikel „Kranzniederlegungen am Grabe des Grafen von Brühl"
(HVZ v. 16. 1. 1928).

92 Kallenberg (wie Anm. 3) S. 185 - 197; Ders.: Alfons Scherer. In: Ders.: Hohenzollern (wie Anm. 3) S.
499 - 506; DERS.: Die Staatsautorität der Republik. Der preußische Regierungspräsident, der Fürst
von Hohenzollern und die Stadt Sigmaringen 1919 - 1933. In: Deutschland und Europa in der Neuzeit
. Festschrift für Karl Otmar Frhr. von Aretin zum 65. Geburtstag. Stuttgart 1988. S. 751 - 779.

93 „Graf Brühl +" (HVZv. 12. 1. 1928).

94 HB v. 13. 1. 1928 (wie Anm. 37).

95 Ebenda.

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