Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 101
(PDF, 59 MB)
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Der Sigmaringer Regierungspräsident Franz Graf von Brühl (1852 - 1928)

med. Elisabeth Gräfin von Brühl (1905 - 1993), die beide unverheiratet und im elterlichen
Haus in der Goethestraße 34 in Freiburg wohnhaft bleiben. Bis zu deren Tod am 5. November
1952 hatten sie an der Seite ihrer Mutter Aloysia Gräfin von Brühl geb. Gräfin von Quadt zu
Wykradt und Isny gelebt.96 Die Familie von Franz Graf von Brühl stirbt damit in der nächsten
Generation aus.

14. Vorzeige-Beamter im Dienste des preußischen Obrigkeitsstaates

Regierungspräsident Franz Graf von Brühl verkörpert das dynastisch-bürokratische Modell der
Integration des schwäbischen Hohenzollerns in den preußischen Staat. Die Markenzeichen
dieses preußischen Vorzeige-Beamten sind Pflichttreue, Überparteilichkeit, fachliche Kompetenz
und unbedingte Loyalität sowohl gegenüber seinem königlichen Dienstherrn wie auch gegenüber
dem mit diesem stammverwandten hohenzollerischen Fürstenhaus. Der langjährige
oberste preußische Verwaltungsbeamte in Sigmaringen steht in besonderer Weise für die schonende
Sonderbehandlung des südwestdeutschen „Kaiserstammlandes" durch die preußische
Monarchie sowie die Alimentierung des strukturschwachen Außenpostens durch kontinuierliche
Dotationen und anlassbezogene Fördergelder aus dem Berliner Staatssäckel. Begünstigt
durch seine persönliche Frömmigkeit und dezidierte Katholizität ist er darüber hinaus der Exponent
einer Allianz zwischen Thron und Altar, die bei näherer Betrachtung indessen als die
Strategie einer Einordnung des in Hohenzollern seit dem Kulturkampf dominierenden politischen
Katholizismus in den preußischen Obrigkeitsstaat erscheint.

Unter den Belastungen und Verwerfungen des Ersten Weltkriegs und der anschließenden Revolution
brechen die Grundlagen des Brühischen Integrations-Modells in Gestalt von Monarchie
, Obrigkeitsstaat und Sonderstellung des Fürstenhauses zusammen. Die Oberhand gewinnt
jetzt das von Brühls Gegenspieler, dem Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneten Dr.
Emil Beizer verkörperte Politik-Modell eines hohenzollerischen Eigenbewusstseins, einer Rückbesinnung
auf die südwestdeutschen Verhältnisse, einer funktionalen Betrachtung der Verbindung
zu Preußen, einer demokratischen Neuorientierung des politischen Katholizismus und
nicht zuletzt einer kritischen Haltung gegenüber dem Fürstenhaus. An die Stelle des scheinbaren
Gleichklangs und der Interessen-Harmonie zwischen preußischer Monarchie und ho-
henzollerischem Fürstenhaus in der Brühischen Ära tritt jetzt ein scharfer Machtkonflikt
zwischen dem demokratisch und republikanisch modernisierten preußischen Staat und den
auf ihren alten Standesvorrechten und Titulaturen beharrenden Sigmaringer Fürsten unter den
Nachfolgern Brühls als Regierungspräsidenten. Graf Brühl erscheint vor diesem Hintergrund als
Repräsentant eines vormodernen Obrigkeitsstaates, der sich, wie ein Großteil der nationalkonservativen
deutschen Eliten, gegenüber den neuen demokratischen und republikanischen
Verhältnissen nach der Revolution 1918/19 kompromisslos ablehnend verhält und damit zum
Scheitern der ersten deutschen Demokratie mit beiträgt.

96 Gotha 1930, 1973, 1997 (wie Anm. 5 u. 36).

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