Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 103
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0107
Rolf Vogt

Skandal im Kaiserstammland:

Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Der Rücktritt von Bürgermeister Konrad Mayer, der Fall des
Zentrums und der Sturm der Liberalen auf das Rathaus
in der wilhelminischen Glanzzeit Hohenzollerns1

Die Zeit des wilhelminischen Kaiserreichs in Hechingen ist bisher kaum erforscht und erscheint
heute meist als Idylle, die aus alten Ansichtskarten zu uns dringt. In die Gegenwart gerettet
haben sich einige schöne Gebäude und Straßennamen, das diffuse Wissen um die Bedeutung
Ludwig Eglers als Heimatdichter und der Redakteur Friedrich Wallishauser, der in der Festhandlung
des jährlichen Irma-West-Kinder- und Heimatfests die gelobte Stiftungsidee hat. Allgemein
erinnert man sich an einen preußischen Obrigkeitsstaat, der Drill und Gehorsam
verlangte und immer wieder Stoff für Köpenickiaden bot - in Hechingen etwa die Gießkännle-
Prozesse 1889/90, über die das ganze Reich lachte.

Den Stadtkassenskandal von 1907 behandelte Hechingen zunächst einmal vertraulich. Er traf
das preußische Oberamtsstädtchen tief ins Mark und zog sich hin bis 1910. Zuerst starb Stadtrechner
Wilhelm Klaiber, und weniger als ein Jahr später musste Bürgermeister Konrad Mayer
zurücktreten. Im Rathaus taten sich Abgründe auf. Der Schaden ging - in heutiger Währung
gemessen - in die Million. Im Zwielicht stand die gute Gesellschaft.

1. Die Lager: Thronwechsel

Hechingen war in dieser Zeit in zwei große politische Lager gespalten. In der Reichstagsersatzwahl
am 20. März 1906 kippte die Waage. Hechingen erlebte einen politischen Erdrutsch.
Trotz des hohen katholischen Bevölkerungsanteils von etwa 80 Prozent musste das Zentrum
seine dominierende Vormacht in der Parteienlandschaft abgeben und fiel auf den zweiten
Platz zurück. Einer von drei Wählern lief der katholischen Partei weg. Nur noch 32 Prozent
hielten zu ihr, ein Verlust von 16,6 Prozent im Vergleich zu den 48,6 Prozent in der Reichstagswahl
1903. So wie das Zentrum stürzte, schössen die Liberalen nach vorn. Von 34,1 Prozent
in der Wahl 1903 ging es hoch auf 48,52. Thronwechsel.

1 Überarbeitete Fassung des Vortrags vor dem Hohenzollerischen Geschichtsverein im Hohenzolleri-
schen Landesmuseum in Hechingen am 12.02.2008.

2 Hohenzollerische Blätter (künftig: Hz. Bl.) Nr. 93/18.06.1903, 65/21.03.1906, 70/27.03.1906. Der Zoller
(künftig: Z) Nr. 65/21.03.1906. Vgl. Ludwig Eglers Chronik der Stadt Hechingen. Band I. Bearbeitet
von Walter Sauter und Bruno Ewald Reiser. Hechingen 1980 (künftig: Chronik 1980) S. 328, 331.
Die Reichstagsergebnisse sind weitgehend repräsentativ, da allgemeine, gleiche, direkte und geheime
Wahl galt. Wahlberechtigt waren aber nur Männer ab 25 Jahren. Das Frauenwahlrecht brachte die November
-Revolution 1918.

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