Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 107
(PDF, 59 MB)
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Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Auch in den Hechinger Vereinen zeigte sich frischer Wind. Ihre Zahl stieg von 34 im Jahr 1901
auf rund 80 im Jahr 190912. Viele neue Vereine standen im liberalen Lager. Der Hansabund fand
zusammen, der Deutsche Flottenverein, die Deutsche Kolonialgesellschaft, aber auch die Deutsche
Friedens-Gesellschaft und die Sanitätskolonne vom Roten Kreuz.
Probleme hatte das bisher dominante Zentrum nicht nur in den guten Stuben der Stadt. In
den Hinterhöfen wuchs zusätzliche Gefahr heran. Mittlerweile waren etwa elf Prozent der Hechinger
bekennende Sozialdemokraten. So viele Wähler erreichte die SPD jedenfalls in den
Reichstagswahlen13, sensationelle 16 Prozent sogar bei den bereits erwähnten Ersatzwahlen
1906. Ein Jahr später, 1907, bewarb sich in der dritten Wählerklasse mit dem Textilarbeiter
Friedrich Klotz, 1894 Gründungsvorsitzender des Hechinger Arbeitervereins, erstmals ein Sozialdemokrat
um den Einzug in die Gemeindevertretung14 - wenn auch erfolglos. Glanzleistung
der Sozialdemokraten war in dieser Zeit die Gründung des Konsumvereins und die
Eröffnung des Geschäfts in der Synagogenstraße am 5. November 191015.

Bahnbau bei Hechingen. Foto: Hohenzollerische Landesbahn

Die katholische Seite erkannte die Gefahr, zerrieben zu werden, durchaus. Der Zoller, die vom
klerus-dominierten Hohenzollerischen Preßverein herausgegebene Tageszeitung, verbiss sich
jahrelang mindestens genauso verkrampft im Kleinkrieg gegen die Hechinger Sozialdemokraten
wie in Verbalattacken gegen die liberalen Hohenzollerischen Blätter. Stadtpfarrer Kamill
Brandhuber ergriff die Flucht nach vorn. Auf seine Initiative wurde am 30. Juni 1907 der Katholische
Arbeiterverein gegründet, der Versuch, in der dritten Wählerklasse Terrain zurückzugewinnen
. Allerdings konnte das Zentrum keine Führungspersönlichkeit aus der Arbeiter-

12 Hz. Bl. Nr. 112/25.07.1901, 144/01.07.1909.

13 Die SPD kam in Hechingen 1903 auf 10,6 Prozent der Stimmen, 1907 auf 11,1 und 1912 auf 11,0
Prozent.

14 Hz. Bl. Nr. 58/11.03.1907.

15 Hz. Bl. Nr. 195/31.08.1910, 196/01.09.1910, 201/07.09.1910, 213/22.09.1910, 225/06.10.1910,
235/18.10.1910, 244/28.10.1910, 249/04.11.1910. Geschäftsführer des Konsumvereins war Georg
Pfeift, Vorsitzender der Vereinigten Gewerkschaften in Hechingen.

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