Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 110
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0114
Rolf Vogt

2. Der Tod

In diese Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs und zunehmender
Akzeptanz des Kaiserreichs platzt der Stadtkassenskandal. Der
Hechinger Stadtrechner Wilhelm Klaiber, Gemeindebeamter,
starb am 5. Juni 1907. Er war 42 Jahre alt und seit 1892 im
Rathaus verantwortlich für die Stadtkasse. 1895 heiratete er
Luise Johanna, die gut sieben Jahre jüngere Tochter Ludwig
Eglers und seiner Frau Magdalena. Die beiden wohnten in der
Goldschmiedstraße und hatten drei Söhne im Alter von fünf
bis zehn Jahren25.

Klaibers Tod kam überraschend. Die Nachricht sprach sich in
den Morgenstunden in Hechingen schnell herum. Hermann y\z\\ne\m Klaiber.
Daiker, Hoflithograph und durch seine Heirat mit Ludwig Eg- Foto: Daiker/Hz. Landesmuseum
lers zweiter Tochter Antonia Schwager Wilhelm Klaibers, meldete
den Sterbefall im Rathaus. Er sei beim Tod des Stadtrechners persönlich zugegen gewesen,
gab er an26. Eine schmerzliche Trauerkunde durcheilte heute früh die Stadt, schrieb noch am
selben Morgen Friedrich Wallishauser, Beizers Herausforderer, in die Mittagsnummer seiner
Zeitung. Noch vor wenigen Tagen sei Wilhelm Klaiber wandern gegangen, stand da. Erst seit
wenigen Tagen konnte der Verstorbene seinem Dienste nicht mehr vorstehen. Gestern aber
trug ersieh noch mit dem Gedanken, heute wieder auf sein Bureau zu gehen, wusste unisono
der katholische Zoller. Nach anfangs anscheinend leichtem Unwohlsein führte morgens um 4
Uhr ein Herz- und Gehirnschlag ein Ende herbei, dem er mit klarem Bewußtsein und dem stillen
Frieden der Christen entgegenging, heißt es weiter in Wallishausers Zeitung27. Ihr Mann sei
unerwartet schnell gestorben, schrieb Luise Klaiber in ihre Todesanzeige28. Auch im Defek-
tenbeschluss des Sigmaringer Bezirksausschusses zwei Jahre später hieß es, Klaiber sei nur
kurze Zeit vorher krank gewesen29. Irgendwann tauchte das Gerücht auf, der Stadtrechner
habe sich mit Gift das Leben genommen30, es gebe einen Zusammenhang mit seiner Arbeit.
Da bei seinem Tod noch niemand ahnte, dass in der Stadtkasse ein tiefes Loch klaffte, dürfte
dieser Annahme jedoch mit Vorsicht zu begegnen sein. Auch im zeitgenössischen Schriftverkehr
findet sich kein Hinweis auf einen Freitod.

25 Wilhelm Klaiber, geboren am 25.04.1865 in Hechingen, hatte die Volksschule besucht, eine Ausbildung
in der Stadtkasse absolviert und war in die Hechinger Filiale der Spar- und Leihkasse für die Ho-
henzollerischen Lande gewechselt, bevor er zurückkehrte in das Rathaus, s. Hz. Bl. Nr. 125/05.06.1907,
S. 2. Seine Anstellung beschloss der Gemeinderat am 09.07.1891. Er wurde am 28.01.1892 vereidigt
und erhielt mit Beschluss der Gemeindekollegien vom 23.05.1901 die Anstellung als Beamter auf Lebenszeit
. Die Anstellungsurkunde datiert vom 21.10.1901, s. Stadtarchiv Hechingen (künftig: Stadt
AH), A 200, Reg.-Nr. 1240, 5. Stadtpfleger Klaiber 1909/10. Vgl. Stadt AH, A 200, Reg.-Nr. 1298,
Personalakten Kl - Ku. In den Akten und in der damaligen Öffentlichkeit wird der Stadtrechner auch
immer wieder Stadtpfleger genannt.

26 Stadt AH, A 200, Reg.-Nr. 1298, Personalakten Kl - Ku.

27 Hz. Bl. Nr. 125/05.06.1907. Z Nr. 125/05.06.1907.

28 Hz. Bl. und Z ebd. Danksagung und Anzeigen für zweites und drittes Opfer in Hz. Bl. Nr. 128/08.06.
1907, 130/11.06.1907, 137/19.06.1907. Z Nr. 128/08.06.1907, 130/11.06.1907, 137/19.06.1907.

29 StadtAH, A 200 Reg.-Nr. 1240, Stadtpfleger Klaiber 1909/10, Defektenbeschluss, S. 2.

30 Walter Sauter: Zeitungs-Index (wie Anm. 5) S. 1657.

110


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0114