Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 111
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0115
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Die Beerdigung am 7. Juni 1907 blieb jedenfalls ungetrübt. Sie war ein gesellschaftliches Ereignis
ersten Ranges. Auf Heiligkreuz fanden sich Bürgermeister Konrad Mayer ein, sein Gemeinderat
, die Stadtverordneten und die städtischen Beamten. Der größte Verein der Stadt, der
Militärverein, trat an, um seinen verstorbenen Vorsitzenden zu ehren, auch die Besatzungskompagnie
der Burg Hohenzollern schickte eine Abordnung. Die Bürgergesellschaft Abendverein
, Klaibers Altersgenossen und die Korporationen kamen. Der Hohenzollerische
Kriegerbund schickte seinem verstorbenen Vorstandsmitglied ein Blumengesteck. Seine Vaterstadt
Hechingen wird sein Andenken immerdar in Ehren halten, versprachen die Hohen-
zollerischen Blätter in ihrem Bericht von der Trauerfeier31.

Wilhelm Klaiber politisch einzuordnen, fällt schwer. Die Trauergemeinde, seine familiären Bindungen
und das Wohlwollen Friedrich Wallishausers lassen ihn in der liberalen Ecke vermuten.
Der euphorische Nachruf, den die Hohenzollerischen Blätter schon am Todestag veröffentlichten
, klang jedenfalls wie der Abschied von einem guten Freund. Im Nachhinein liest er sich
verräterisch: In Haus und Beruf füllte [Wilhelm Klaiber] seine Stelle trefflich aus, heißt es dort.
Anerkanntermaßen war sein Amt in musterhafter Ordnung. Im Rathaus genoß er die Achtung
der Beamten und das Vertrauen der Behörden. Friedrich Wallishauser rühmte Klaibers freundliches
und gegen Hoch und Nieder zuvorkommendes Wesen und lobte seine nationale Gesinnung
. Er konnte nicht genug die soziale Seite des Stadtrechners hervorkehren. Klaiber habe
Steuerzahlern und Schuldnern, vor allem armen Leuten, eine weitestgehende Schonung im Betreiben
der Forderungen gewährt und oft aus eigener Tasche die Schuldpfennige vorgestreckt.
Hechingen habe einen Bürger von alter Treue und Einfachheit verloren, der seine Vaterstadt
über alles liebte32, fassten die Hohenzollerischen Blätter zusammen. Wie gut die Situation beschrieben
war, zeigte sich bald.

3. Das Rathaus: Gemeindekollegien und Beamte

Die Amtsführung im Rathaus bestimmte damals der hauptamtlich arbeitende Bürgermeister
gemeinsam mit dem ehrenamtlich wirkenden Beigeordneten und dem fünfköpfigen Gemeinderat
. Diese sieben Männer bildeten als Gemeindevorstand den engeren Führungskreis der
Stadt. Der Gemeinderat tagte grundsätzlich nichtöffentlich und meist unmittelbar vor der
Stadtverordnetenversammlung, die 13 weitere Mitglieder hatte - zwölf gewählte und den Vertreter
des Sigmaringer Fürsten. Die Stadtverordneten tagten in der Regel öffentlich. Jeweils
vier Mandate standen in zweijährigem Rhythmus zur Wahl, die Amtszeit dauerte sechs Jahre.
Zusammen waren Gemeinderat und Stadtverordnete die Gemeindekollegien. Das duale System
galt in dieser Form seit Einführung der Hohenzollerischen Gemeindeordnung, die 1901
das alte Hechinger Gemeindebürgerrecht abgelöst hatte33.

31 Hz. Bl. Nr. 128/08.06.1907. Der Militärverein hatte zuvor auch Todesanzeigen geschaltet, s. Hz. Bl. Nr.
126/06.06.1907. Z Nr. 126/06.06.1907.

32 Hz. Bl. Nr. 125/05.06.1907.

33 Hohenzollernsche Gemeinde-Ordnung vom 2. Juli 1900. Sigmaringen 1900. S. 11f., 26f. (§§ 20, 54).
Vgl. Heinrich Fassbender: Ergebnisse der Nachforschungen über die Hechinger Bürgermeister, Stadtrechner
, Stadtschreiber u. Stadtschultheissen. Unveröff. Ms. o. J. (um 1953). 54 S., hier S. 14-16. Ein
Exemplar findet sich unter G 518 in der Hohenzollerischen Heimatbücherei. Die Vorträge von Otto
Werner zur Hechinger Stadtverfassungsgeschichte in der Vortragsreihe des Stadtarchivs und des Hohenzollerischen
Geschichtsvereins zum Stadtjubiläum 2005 sind bisher unveröffentlicht.

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