Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 113
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Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

werblichen Fortbildungsschule36. Schon am 26. September 1907 wählte der Gemeinderat ihn
in seine Rechnungskommission37. Georg Löffler, Landwirt, hatte den großen Hof in der Gutleuthausstraße
gepachtet. Auch Ludwig Weil, geboren 1843, genoss 1907 als Privatier bereits
den Ruhestand. In seinem Berufsleben war er Bankier und Teilhaber des Bankhauses M. J. Weil
& Söhne an der Staig. Josef Zöhrlaut arbeitete als Schreinermeister und war Vorstandsmitglied
im Militärverein38.

Auf welcher politischen Seite die Kommunalpolitiker standen, war damals eine Frage, über
die wenig geschrieben wurde. Namenlose Wahlkomitees unterbreiteten die Kandidatenvorschläge
für die Gemeindewahlen, und bis hinauf in den Oberamts-Ausschuss und den Ho-
henzollerischen Kommunallandtag waren politische Bekenntnisse selten gefragt, auch wenn
jeder von den Vorlieben der anderen wusste. Parteienzwist findet sich erst auf preußischer und
auf Reichsebene. Die Wahlmänner für den Landtag sammelten sich hinter den Fahnen von
Zentrum und Liberalen, und oft führten Wahlkampf und unverhoffte politische Entwicklungen
zu erbitterten lokalen Fehden. Im Hechinger Rathaus hatte 1907 das Zentrum die Führungspositionen
inne. Seine Männer waren Bürgermeister Konrad Mayer und der Beigeordnete Wilhelm
Zoll, beide gebürtige Hechinger und treue Katholiken. Der Gemeinderat dürfte mit
knapper Mehrheit auf ihrer Seite gestanden haben, aber in der Stadtverordnetenversammlung
hatten die Liberalen die Überzahl. Das Dreiklassenwahlrecht begünstigte sie bekanntlich.
In der Stadtverwaltung waren fünf Beamte hauptamtlich tätig: außer Stadtrechner Wilhelm
Klaiber Stadtsekretär Emil Schreiber, der Bureau-Assistent Buckenmaier, der Bureaugehilfe Simmendinger
und der Hilfsarbeiter Georg Rathgeber. Schreiber war seit 1902 Stadtsekretär. Er
kam aus Schlesien und dürfte mit Wilhelm Klaiber hinter Konrad Mayer die zweite Hierarchieebene
im Rathaus gebildet haben. Die Assistenten und Gehilfen waren untergeordnet.
Georg Rathgeber ist heute der bekannteste. Geboren 1869, ging er damals auf die 40 zu. Von
1903 bis 1906 arbeitete er als Redakteur des Zoller. Er war Dirigent und fleißiger Komponist,
Mitbegründer des Männergesangvereins und des Hohenzollerischen Sängerbunds39.
Die von Wilhelm Klaiber geführte Stadtkasse war damals ein unübersichtliches Gebäude. Verwaltet
wurden die städtische Hauptrechnung und mehrere Nebenrechnungen, Stiftungen, die
formal eigene Kassen hatten. Nebenfonds waren die Gutleut-Pflege, Lokalarmenfonds, Armenhausfonds
, Almosenpflege, Lokalschulfonds, Mädchen-Industrie-Schulfonds, Lehrknabenstiftung
und Lehrmädchenstiftung. Seit der Übernahme des Gaswerks im Oktober 1904
liefen auch deren Geschäfte durch die Stadtkasse. Für die tägliche Buchführung gab es mehrere
Rechnungsbücher. Das Kassenbuch, auch Journal, Manual und Handbuch genannt, verzeichnete
sämtliche Eingänge und Ausgänge eines Tages, die dann in die einzelnen
Einzugsregister und Hebelisten übertragen werden mussten. Zur Gegenprobe lag das Kassen-
kontrollbuch da. Das Rechnungsjahr begann - anders als heute - am 1. April und endete am
31. März des nächsten Jahres.

36 Zu Philipp Jakob Lorch vgl. Walter Sauter: Der Lehrkörper (wie Anm. 16) S. 53.

37 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats 18. Juni 1904 bis 5.7.1910 (künftig: Beschlüsse
des Gemeinderats), 26.09.1907.

38 Zu Karl Deubel, Konrad Mayer, Wilhelm Zoll vgl. Otto Werner: Biographische Notizen (wie Anm. 3).
Zu Konrad Mayer vgl. auch das Dossier in der Hohenzollerischen Heimatbücherei (künftig: HHB) Ub
99.

39 Zu Georg Rathgeber vgl. Otto Werner: Biographische Notizen (wie Anm. 3). Zu Emil Schreiber vgl.
Heinrich Fassbender: Ergebnisse der Nachforschungen (wie Anm. 33) S. 30.

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