Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 114
(PDF, 59 MB)
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Rolf Vogt

Zu bedenken ist, dass wohl die meisten Zahlungen bar geleistet wurden. Die Verbraucher entrichteten
Steuern, Gas- und Wasserzins an der Kasse im Rathaus, die Ortspolizei trieb als Vollstreckungsbehörde
Strafzettel ein. Schlüssel für den Geldschrank hatten der Bürgermeister
und der Stadtrechner. Die Stadt führte auch ein Geschäftskonto mit Kontokurrentvertrag und
mehrere Sparkassenbücher auf den Namen der Nebenfonds bei der Hohenzollerischen Spar-
und Leihkasse. Der Leiter der Hechinger Filiale war Rendant Reinhard Strobel. Er gehörte der
Stadtverordnetenversammlung an, die die Kassenprüfungs-Kommission zu wählen und die
Rechnung festzustellen hatte. Strobel war von den Gemeindekollegien - gegen Vergütung - seit
dem Haushaltsjahr 1903/04 mit der jährlichen Rechnungsprüfung beauftragt.

4. Der Kassensturz: Erster Teil

Möglicherweise weil Klaiber nicht zur Arbeit gekommen war, ging Bürgermeister Konrad
Mayer am Todestag schon um 7.30 Uhr in die Goldschmiedstraße und ließ sich von Luise Klaiber
die Kassenschlüssel geben. Aber erst um 14 Uhr hatte er eine Kommission beisammen, mit
der er den Geldschrank öffnete40. Für das Publikum blieb die Kasse weiter geschlossen. Erst am
Tag nach der Trauerfeier auf Heiligkreuz machte sie wieder auf. Am selben Tag wurde die Stelle
des Stadtrechners mit Zeitungsanzeige neu ausgeschrieben. Bürgermeister Konrad Mayer
hoffte auf eine Wiederbesetzung zum 1. Juli41. Mindestens eine Bewerbung ging bei ihm ein:
die Anfrage von Hermann Bumüller, Sohn von Gastwirt Johann Bumüller (Silbergroschen) und
zuletzt am Amtsgericht Gammertingen tätig. Alles schien normal weiterzugehen, nichts deutete
auf einen Bruch.

Der Schock kam eine Woche später, am 14. Juni. Der Königliche Regierungspräsident in Sigmaringen
schickte eine Regierungs-Kommission nach Hechingen, um die jährliche unvermutete
Prüfung der Stadtkasse vorzunehmen42. Der Tod Klaibers wird in der Akte des Regierungspräsidenten
als Grund der Untersuchung angegeben. Die Kassenprüfer stellten am Revisionstag
einen Kassenüberschuss von 2214,74 Mark und das Vorhandensein grösserer Unordnungen
in der Kassenverwaltung fest. Obwohl von den Stadtverordneten bereits ein Jahr zuvor, am
7. Juni 1906, anstandslos festgestellt und genehmigt, war die Rechnung für das Haushaltsjahr
1904/05 noch nicht abgeschlossen. Tatsächlich gab es erhebliche Einnahmereste43. Geld, das
bisher nicht eingegangen war.

40 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen. Der
Bestand wird als „Band II" bezeichnet, scheint aber keine Vorgängerakte zu haben.

41 Hz. Bl. Nr. 128/08.06.1907. In der Anzeige wird die Stelle mit einem Anfangsgehalt von 2000 Mark
und einem Endgehalt von 3200 Mark durch Anhebungen um 200 Mark nach vier und je drei Jahren
beschrieben. Pensionsberechtigung und Hinterbliebenenversorgung kamen hinzu.

42 In den Vorjahren waren die Kassenprüfungen am 12.08.1905 und am 26.11.1906 erfolgt, s. StAS, Ho
235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

43 Ebd. StadtAH, A 200 Reg.-Nr. 1240, Stadtpfleger Klaiber 1909/10, Defektenbeschluss, S. 2f. Zum
Feststellungsbeschluss s. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung vom
14. August 1901 bis 24.06.1909 (künftig: Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung), 07.06.1906.

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