Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 116
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0120
Rolf Vogt

Stadtkasse lief. Möglicherweise begannen
Wilhelm Klaibers Probleme, als Gasmeister
Eduard Buhl im März 1905 überraschend
starb49. Von ihm übernahm die Stadtkasse
die Bücher. Im Gaswerk fanden sich später
die höchsten Einnahmereste - der Umschlag
mit den offenen Rechnungen deutet an,
dass Wilhelm Klaiber seiner Arbeit nicht hinterher
kam.

Der Hechinger Stadtrechner hatte eine Kasse
zu führen, deren ständiges Problem die Liquidität
war. Wie Bürgermeister Konrad
Mayer zwei Jahre später im Streit mit der
Stadt durch seinen Anwalt darlegen ließ, war
der Geldmangel im Rathaus chronisch und
besonders von Mai bis Juli groß, weil in diesen
Monaten überhaupt keine Steuern eingingen
. Auf der anderen Seite hätten die
laufenden Ausgaben [...] aber auch während
dieser Zeit bestritten werden müssen.
Schwer zu schaffen machte der Stadt die Das Rathaus von Hechingen um 1900.
Pflicht zur Ablieferung des ersten Viertels der Foto: Klingler/Hz. Landesmuseum

Einkommens-Ergänzungssteuer50 an die Regierungshauptkasse
in Sigmaringen zum 1. Juli. Der Stadtrechner habe einen Gutteil der Steuerbeträge
abliefern müssen, bevor sie gezahlt waren, erklärte Mayer. Etwa 17.000 Mark waren
fällig, aber der Stadt war nur ein Kassenkredit von 10.000 Mark genehmigt.
Drei Beispiele, die später beanstandet wurden51: 1903 hatte Klaiber den Hechinger Grundsteuerzahlern
zu hohe Beiträge zur Rheinischen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft in
Rechnung gestellt. Im Folgejahr machte er den Fehler wieder gut, indem er geringere Beiträge
erhob. Die Stadt zog die Beiträge damals ein und leitete sie weiter. Ein anderes Mal, am 26.
September 1905, konnte Klaiber der Regierungshauptkasse sein Steuersoll von 16.800 Mark
nur überweisen, weil die Spar- und Leihkasse den Betrag über das Limit hinaus vorschoss. Die
Bank zahlte dem Stadtrechner vier Tage später sogar weitere 4000 Mark ohne Deckung aus.
Als wieder Geld in der Kasse war, glich Klaiber das Konto am 6. und 17. Oktober aus. Am 2.
Juli 1906 musste er 13.000 Mark aus den Sparkassenbüchern der Stadt zusammenkratzen, um
die Staatssteuer abliefern zu können. Einige Wochen später legte er die Gelder auf den Sparkassenbüchern
neu an.

49 Hz. Bl. Nr. 70/1905. Nachfolger Buhls wurde Johann Zierl. Er geriet im Stadtkassenskandal in Verdacht
, Geld beiseite geschafft zu haben. In der Rechnung 1905/06 fand das Regierungspräsidium
einen Betrag von 1765 Mark, bei welchem nicht feststeht, ob der Gasmeister das Geld für sich behielt
oder ob er das Geld ablieferte und vom Stadtrechner unterschlagen wurde, s. StAS, Ho 235 T 7-8 Nr.
728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

50 Die Einkommensteuer war eine Reichssteuer. Die Veranlagungskommission war am Oberamt angesiedelt
und stand unter dem Vorsitz des Oberamtmanns. Die Stadt übernahm die Einziehung der
Steuer.

51 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

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