Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 125
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0129
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Interims-Verwalter wurde von den Kassengeschäften entbunden, Hermann Bumüller übernahm
die Arbeit erneut76.

Konrad Mayer hatte jetzt ernsthaft zu fürchten. Sigmaringen war endgültig verstimmt. Der
nächste Brief ging als Geheim-Post nach Hechingen. In strengem Ton verlangte am 1. Februar
Regierungsrat Dr. Mischke von Konrad Mayer, sich schleunigst verantwortlich darüber zu äußern
, ob Ihnen die Vermögenslage des Rathgeber bei seiner Bestellung als Verwalter der Stadtrechnerstelle
bekannt waren [sie] und weshalb Sie gegen diese Bestellung nicht Einspruch
erhoben haben.

Am 6. Februar schrieb Mayer seine Antwort. Er wies alle Schuld von sich. Von den Schwierigkeiten
Rathgebers habe er auch erst in den Mittagsstunden des 27. Januar durch Stadtrat
Jakob Philipp Lorch erfahren, betonte Mayer. Früher als am nächsten Morgen habe er Rathgeber
die Kasse nicht abnehmen können. Es habe auch eine andere Möglichkeit zur Führung
der Kasse gar nicht gegeben. Der Regierungspräsident selbst habe verlangt, daß es mit den vorhandenen
Beamten gelingen müsse, die Kassenarbeiten zu bewältigen. Mayer versprach, Bumüller
werde mit der Kassenprüfung rechtzeitig fertig, auch wenn er jetzt wieder zwei Tage
lang jede Woche in der Stadtkasse die Vereinnahmung und Verausgabung der Gelder und die
Eintragungen in die Rechnungsbücher vorzunehmen habe. Die Uebertragung in das Manual
und in die Hebelisten sowie alle übrigen, mit der Kasse zusammenhängenden schriftlichen Arbeiten
besorgt nach wie vor Rathgeber, schrieb Mayer. Bei der Legung der älteren Rechnungen
habe Bumüller auch die Hilfe von Josef Hömig, versuchte er zu beruhigen.
Karl Schoenfeld traute seinen Augen nicht, als Mayers Brief auf seinem Tisch lag. Ich kann
nicht glauben, das dem Bürgermeister die notorische Verschuldung des Rathgebers bei dessen
Bestellung als Kassenverwalter unbekannt gewesen ist, kommentierte er den Bericht. Er erinnerte
sich eines Vorfalls vor einem halben Jahr, als Rathgeber Geld benötigt und Mayer zur
Bürgschaft bereit gewesen sei. Schoenfeld hielt dem Hechinger Bürgermeister auch vor, zwei
Tage nach seiner Kassenprüfung, am 30. Januar, die Stadtverordneten getäuscht, Rathgebers
Nervosität als Grund der Ablösung genannt und ihm noch eine Gratifikation von 100 Mark zugeschanzt
zu haben77. In einer Mitteilung an den Oberamtmann vom 1. Februar hatte Mayer
sogar geschrieben, er habe Rathgeber bereits am 25. Januar die Stadtkasse auf seinen wiederholten
Antrag [...] abgenommen. Schoenfeld war empört und legte das Schreiben gleich
mit in Sigmaringen vor.

Ein anderes behielt er unter Verschluss. Konrad Mayer wünschte am 16. Februar weitere Entlastung
in der Rathausarbeit, um zu der angeordneten eigenhändigen Führung des Kassen-
Gegenbuches und zu einer umfassenderen Beaufsichtigung des städtischen Kassenwesens
überhaupt die erforderliche Zeit zu gewinnen. Er beantragte in Sigmaringen die Uebertragung
der Standesamtsgeschäfte an Stadtsekretär Emil Schreiber, aber Karl Schoenfeld hielt das
Schreiben fast drei Wochen auf seinem Tisch fest. Erst am 7. März, als Konrad Mayer die sechswöchige
Nachfrist für die Rechnungsprüfung erbeten hatte, leitete er den Brief weiter. Sauerland
genehmigte das Gesuch am 14. März, aber Konrad Mayer hatte nichts mehr davon.
Davor kam der 5. März. Das Verzeichnis der rückständigen Steuerbeträge pp aus dem Rechnungsjahr
1904/05 war Thema der Stadtverordnetenversammlung, ebenso die Rechnung des

76 Ebd.

77 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.
StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 30.01.1908. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse
der Stadtverordnetenversammlung, 30.01.1908. Schoenfeld schreibt, Mayer habe 1907 für einen Kredit
von Lammwirt Basso an Rathgeber über 180 Mark bürgen wollen, dann habe aber Lindenwirt
Seitz Rathgeber das Geld geliehen.

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