Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 126
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0130
Rolf Vogt

städtischen Gaswerks für 1906, die der Gemeinderat schon am 22. Februar behandelt hatte78.
Die Stadtverordneten nahmen nach dem Protokollbuch das Verzeichnis zur Kenntnis und stellten
die Gaswerkrechnung fest. Eingehendere Berichte sind anscheinend nicht erhalten, deshalb
fällt es schwer, den Sitzungsverlauf zu beurteilen.

Konrad Mayer gab aber gleich danach auf. Er reichte sein Rücktrittsgesuch ein. Am 9. März
bat er um Versetzung in den Ruhestand zum 1. August und Beurlaubung bis dahin. Wilhelm
Zoll berief umgehend eine gemeinsame Sitzung des Gemeinderats und der Gemeindevertretung
ein. In Hechingen sprach sich die Neuigkeit sofort herum. Beide Zeitungen meldeten die
Sensation am nächsten Tag79.

Wieder zwei Tage später akzeptierte der Gemeinderat das Gesuch Mayers, verknüpfte ihn mit
der Bitte an den Regierungspräsidenten, bis zur Neubesetzung der Stelle einen Regierungsbeamten
als Vorstand der Stadtverwaltung nach Hechingen zu schicken, und bat die Stadtverordnetenversammlung
um Zustimmung. Die Stadtverordneten folgten der Empfehlung80.
Oberamtmann Karl Schoenfeld war ein weiteres Mal dabei, die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Offensichtlich wurden beide Zeitungen über das Beratungsergebnis informiert. Sie erklärten
ihren Lesern am nächsten Tag, was Sache war.

Danach wurde Mayer der gewünschte Urlaub bis zum 1. August gewährt und da;nn der Ruhestand
. Von Arbeitsüberlastung war keine Rede mehr. Im Hinblick auf seine angegriffene Gesundheitwerde
ihm Urlaub bewilligt, stand im Zoller. Stadt und Regierungspräsidium schlössen
sich dieser Sprachregelung an81. Mayers Anwalt Justizrat Guido Löffer, prominenter Zentrums-
Jurist, erklärte mehr als ein Jahr später, der Bürgermeister sei damals in so hohem Grade ge-
müts- & nervenkrank gewesen, dass jede weitere Aufregung für ihn die schlimmsten Folgen
haben konnte. Lediglich aus diesem Grunde beantragte er seine Entlassung82. Mayer machte
der Stadtkassenskandal zu schaffen.

Zu seinem Nachfolger im Kommunallandtag wählten Gemeinderat und Stadtverordnete bereits
am 14. Februar 1908 Friedrich Wallishauser, den führenden Kopf der Hohenzollerischen Volkspartei
. Gegen den Kandidaten der Liberalen trat Zentrums-Mann Josef Senn an. Jeder erhielt
zehn Stimmen. Das Los musste entscheiden, Wallishauser hatte Glück. Aber der Wurf des Würfels
passt zum Ergebnis der Wahlen 1906 und 1907. Ein Erdrutsch mehr. Das Zentrum musste
seinen ersten wichtigen Posten in der Hechinger Kommunalpolitik räumen, die Liberalen erhielten
Sitz und Stimme auf der Ebene des Regierungsbezirks83. Vor Wallishauser lag eine lange
politische Karriere.

78 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 22.02.1908. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse
der Stadtverordnetenversammlung, 05.03.1908.

79 Hz. Bl. Nr. 57/10.03.1908. Z Nr. 57/10.03.1908. Vgl. Chronik 1980 (wie Anm. 2) S. 337.

80 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 12.03.1908. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse
der Stadtverordnetenversammlung, 12.03.1908.

81 Z Nr. 60/13.03.1908. Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Sigmaringen (künftig: Amtsblatt
Sigmaringen), Nr. 16/16.04.1908, S. 58. Nr. 28/06.07.1908, S. 95f. Hz. Bl. Nr. 60/13.03.1908,
93/25.04.1908.

82 StadtAH, A 200, Reg.-Nr. 1240, 5. Stadtpfleger Klaiber 1909/10.

83 Hz. Bl. Nr. 38/15.02.1908, 40/18.02.1908. Z Nr. 38/15.02.1908. Das Zentrum versuchte die Wahl anzufechten
. Die Bestätigung stand in der Frühjahrssitzung des Hohenzollerischen Kommunallandtags
am Beginn der Tagesordnung. Besonders die Abgeordneten Kraus als Berichterstatter und Emil Beizer
wollten die Wahl aus formalen Gründen für ungültig erklären, unterlagen aber in der Abstimmung,
s. Hz. Bl. Nr. 72/30.03.1908, 73/31.03.1908.

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