Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 129
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0133
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Stadtkasse hinweggetäuscht hätte. Das seien bodenlose Verleumdungen, schimpfte Strobel.
Der Bericht in den Hohenzollerischen Blättern gefiel dem Sparkassen-Rendanten aber nicht.
Zwei Tage später bat er um Klarstellung. Er habe nicht die Person des Herrn Bürgermeisters
Mayer treffen [wollen], sondern nur den Urheber des Gerüchts, teilte er mit. Jetzt fühlte sich
Carl Grotz zur Rechtfertigung aufgerufen. Er habe in keiner Weise ein falsches Gerücht verbreitet
, ließ er schon am nächsten Tag wissen. Konrad Mayer habe ihm erklärt, daß Strobel als
Revisor der Stadtkasse sfeiner] Zfeit] gewählt worden sei und sei deshalb jedenfalls auch mitverantwortlich
. Grotz fügte spöttisch hinzu, Tatsachen dürften doch gewiß offen besprochen
werden. Eine Verleumdung könne er darin nicht erkennen88.

Spätestens mit dem Denunziationsprozess und der April-Debatte in der Stadtverordnetensitzung
war der Stadtkassenskandal stadtbekannt. Der Skandal sei orts- und gerichtskundig, argumentierte
im Sommer 1908 Josef Senn, der Rechtsvertreter der Stadt89. Erneut meldete sich
in den Hohenzollerischen Blättern ein Leserbriefschreiber zu Wort, ein Steuerzahler aus der
Altstadt - näher wird er nicht identifiziert. Er hatte zwei Fragen: Wer trägt die Schuld, und wer
bezahlt? Die Antworten lieferte er gleich mit: Außer den direkt beteiligten Beamten hätten die
Aufsichtsbehörde, der Gemeindevorstand und die Gemeindeverwaltung gefehlt, schrieb der
Altstadt-Bürger. Er sprach von unverzeihlichen Fehlerfn] und Schlendrian und dem Versagen der
neuen Selbstverwaltung. Hauptsache sei jetzt, daß der hartbelastete Steuerzahler nicht auch
noch den [...] Schaden zu tragen hat90. Volkes Stimme hatte Wirkung. Zuerst erklärte Friedrich
Wallishauser seinen Lesern, für die Feststellung der Schuld sei der Bezirksausschuss in Sigmaringen
zuständig, und dann stellte er fest, dass Bürgermeister und Gemeinderat Aufsichtsbehörde
des Stadtrechners seien, aber nicht der Regierungspräsident als Gemeindeaufsichts-
behörde9\ Es könnte gut sein, dass Wallishauser von interessierter Seite um diese Klarstellungen
gebeten worden ist. Im ersten Fall dürfte die Bitte aus dem Rathaus, im zweiten Fall aus
Sigmaringen gekommen sein.

7. Der Kassensturz: Zweiter Teil

Während in der Stadt über Bürgermeister-Rücktritt und Denunziationsprozess geredet wurde,
ging im Rathaus die Aufarbeitung der Rechnungsrückstände weiter. Das Regierungspräsidium
wollte Ergebnisse sehen. Was noch fehlte, war die dritte Rechnung, die Wilhelm Klaiber nicht
abgeschlossen hatte - und alles nach seinem Tod. Die Vorarbeiten für die Rechnung 1906/07
sofort in Angriff zu nehmen, hatte Carl Sauerland schon am 18. März 1908 gefordert, als die
zweite Rechnung noch gar nicht stand. Die dritte Rechnung müsse unbedingt fertig sein, bevor
das Rechnungsbuch für das Rechnungsjahr 1907 abgeschlossen werden muß, schrieb Sauerland
dem Hechinger Beigeordneten Wilhelm Zoll vor, der inzwischen Konrad Mayers Platz eingenommen
hatte. Nach der Gemeindeordnung mussten die Bücher spätestens am 1. Juli
geschlossen werden. Sehr erwünscht sei, wenn die Einzugs- und Heberegister 1907 möglichst
bald in Ordnung kämen, sagte Sauerland auch. Auffällig ist, dass der Ton wieder moderater
wurde, als Konrad Mayer das Rathaus verlassen hatte.

88 Hz. Bl. Nr. 93/25.04.1908, 94/27.04.1908, 95/28.04.1908.

89 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

90 Hz. Bl. Nr. 97/30.04.1908.

91 Hz. Bl. Nr. 99/02.05.1908, 101/05.05.1908.

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