Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 131
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0135
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

geprüft und die Prüfungserinnerungen erledigt sind, wird der Fehlbetrag kaum ganz klar dargelegt
werden können, bremste Sauerland die Hechinger aus. Er drängte Wilhelm Zoll im Gegenzug
, möglichst bald die Frage des Regresses seitens der dem Stadtrechner Klaiber
unmittelbar vorgesetzten Kassenprüfungskommission bezw. des Bürgermeisters Mayer zu erörtern
bezw. zu prüfen. Im übrigen müsse der Defekten-Antrag beim Bezirksausschuss gestellt
werden, belehrte Sauerland den Beigeordneten.

Der Bezirksausschuss war seit der preußischen Verwaltungsreform 1883 als Mittelinstanz auf
der Ebene des Regierungsbezirks Verwaltungsgericht und Genehmigungsbehörde in einem.
Die Entscheidungen wurden im Kollegium getroffen. Der Regierungspräsident war der Vorsitzende
, dazu kamen sechs Mitglieder, zwei davon vom König auf Lebenszeit ernannt96. Regierungsrat
Carl Sauerland war einer von ihnen. Die vom Hohenzollerischen Landesausschuss
gewählten Vertreter waren 1908 der Zentrums-Abgeordnete Dr. Emil Beizer, Hofjuwelier Gustav
Zimmerer aus Sigmaringen und der Haigerlocher Kaufmann Rudolf Mock. Bürgermeister
Konrad Mayer verlor seinen Sitz mit dem Verzicht auf das Mandat im Kommunallandtag. Sein
Nachfolger wurde im Mai 1908 der Sickinger Bürgermeister Emil Bogenschütz97.

Eins der gewählten Mitglieder war den Hechingern nicht genehm
, Emil Beizer. Das zeigte sich in der nächsten Sitzung der
Stadtverordneten am 7. Mai. Der Beigeordnete Wilhelm Zoll
wurde ermächtigt, beim Bezirksausschuss den förmliche[n]
Antrag auf Einleitung des Defekten Verfahrens zu stellen und
mit der Forderung zu verbinden, Beizer in dieser Angelegenheit
wegen Befangenheit abzulehnen. Der Zentrums-Abgeordnete
sei ein intimer Freund des gewesenen Bürgermeisters
Mayer, begründeten die Stadtverordneten ihre Skepsis98. Der
Konflikt orientierte sich jetzt offen an Parteilinien.
Die Gemeindekollegien sahen sich offenbar nahe dem Ziel.
Der Gemeinderat entband an dem Tag seinen Rechnungsprüfer
, Regierungssekretär Dünschel, ähnlich wie im Dezember
von der Aufgabe, alle Überträge aus dem Rechnungbuch
1906 in die Hebe- und Einzugsregister zu prüfen, weil die

Dr. Emil Beizer. Rechnungssteller diese Arbeit schon erledigt hätten, und bat

Foto: Staatsarchiv Sigmaringen ihn, sich aiJf die Hauptsummen und die Reste zu konzentrie-

96 Einen knappen Überblick über die Verwaltungsordnung des Regierungsbezirks Sigmaringen in der Zeit
um 1900 vermittelt Uwe Ziegler: Verwaltungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur Hohenzollerns im 19.
Jahrhundert. (= Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns Band 13). Sigmaringen 1976. S. 83-87. Vgl.
auch Fritz Kallenberg: Die Sonderentwicklung Hohenzollerns (wie Anm. 3) S. 159-163. Den Bezirksausschuss
erwähnen sie nicht. Seine „Behördengeschichte" erklärt das Staatsarchiv Sigmaringen in der
Beständeübersicht (Ho 247 T 1) im Online-Katalog.

97 Hz. Bl. Nr. 101/05.05.1908, 118/25.05.1908.

98 StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 07.05.1908. Friedrich Wallis-
hauser erfuhr von dem Befangenheitsantrag einige Tage später. Was er schrieb, gefiel Wilhelm Zoll gar
nicht: Da die Defekten noch nicht feststehen, ein förmlicher Antrag auf Einleitung des Defektenverfahrens
also noch nicht gestellt werden konnte, ist auch der Antrag auf Ablehnung Dr. Beizers (da dieser
Antrag gleichzeitig erfolgen soll) noch nicht abgegangen, während nach Ihrer Notiz [...] anzunehmen
ist, daß ich einen Beschluß des Kollegiums nicht ausgeführt habe, stellte er klar. Zoll war um
seinen Ruf bemüht, s. Hz. Bl. Nr. 111/16.05.1908, 113/19.05.1908, 115/21.05.1908.

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