Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 132
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0136
Rolf Vogt

ren". Die Stadtverordnetenversammlung setzte gleich danach eine Commission mit den Stadträten
Karl Deubel, Philipp Jakob Lorch und Ludwig Weil sowie den Stadtverordneten Jakob
Levi, Josef Senn und Reinhard Strobel zur Feststellung der Unterlagen für den zu erwirkenden
Defektenbeschluß ein. Levi, Lorch und Senn wurden beauftragt, darüber mit dem Herrn Regierungs
-Präsidenten persönlich [zu] verhandeln.

Regierungssekretär Dünschel legte seinen letzten Prüfbericht am 19. Mai 1908 vor, diesmal
waren es 88 Seiten und 203 Erinnerungen100. Damit waren alle drei Rechnungen beisammen,
auf denen das Defektenverfahren beruhen sollte. Es empfiehlt sich evfentuell?] nach Hechingen
zu reisen, wenn sämtliche Rechnungen geprüft sind und sämtliche Erinnerungen vorliegen
, hatte Regierungspräsident Graf von Brühl bereits Anfang Mai Carl Sauerland instruiert.
Der Regierungsrat sah das ähnlich. Am 25. Mai kündigte er Wilhelm Zoll den Besuch an. Er und
Regierungsekretär Dünschel würden am 29. Mai kommen, um nachmittags mit der Kassenprüfungskommission
und den Rechnungslegern die Erinnerungen zu besprechen. Am nächsten
Tag sollten die Gemeindekollegien vormittags 8 Uhr zu einer gemeinschaftliche^] Sitzung
zusammengetrommelt werden. Sauerland und Dünschel wollten offenbar am Samstagabend
zurück in Sigmaringen sein. Auch dem Hechinger Oberamtmann schickte der Regierungsrat
eine Einladung.

Sauerland leitete die Runde im Rathaus am Freitagnachmittag, Dünschel ging mit den He-
chingern die Beanstandungen durch, 156 Erinnerungen aus seinem ersten Prüfbericht, 165
aus dem zweiten und 203 aus dem neuen. Dasselbe tat der Regierungssekretär am nächsten
Morgen gegenüber Gemeinderat und Stadtverordneten. Längere Zeit beanspruchten die Verhältnisse
im Gaswerk. Das Rechnungswesen hat sich als vollständig unzulänglich erwiesen,
sagte Dünschel klipp und klar. Er nahm Anstoß an der Abrechnung von Koks- und Teer-Verkäufen
und am Einzug der Verbrauchsgebühren, der dringend der Änderung bedarf. Im Wasserwerk
sehe es ähnlich mangelhaft aus. Das Gegenbuch der Stadtkasse sei streng nach
Vorschrift zu führen.

Angesprochen wurden einige eklatante Fälle: dass Wilhelm Klaiber Geld von den Sparkassenbüchern
genommen hatte, um sein Soll an Staatssteuern zusammenzubringen, dass Konrad
Mayer am Todestag Klaibers stundenlang unkontrolliert beide Stadtkassenschlüssel in Verwahrung
hatte und dass die Feststellungsbeschlüsse für die drei Rechnungsjahre im Protokollbuch
offensichtlich nachträglich mit dem Zusatz versehen worden waren, dass alle
Abweichungen vom Plan genehmigt seien.

Carl Sauerland erklärte, wie es weitergehen müsse. Zurückzugreifen sei auf die Defektenordnung
von 1844. Sie verlange, dass vorläufige Sicherheitsmaßregeln von dem Bürgermeisteramt
zu ergreifen sind. Die Gemeindekollegien müssten sich darüber schlüssig machen, welche Klage
zur Beitreibung der Unterschlagungen einzuschlagen sei und ob Kon rad Mayer oder sonstige Beteiligte
zum Ersatz heranzuziehen sind. Oberamtmann Karl Schoenfeld, der auch am Tag zuvor
dabei gewesen war, stellte noch fest, daß bei der Stadtgemeinde Hechingen zuviel Beamte beschäftigt
würden und auf möglichste Sparsamkeit hingewirkt werden sollte. Carl Sauerland
pflichtete ihm bei. Auch er habe schon auf die übergroße Zahl Beamten bezw. die hohen Verwaltungskosten
hingewiesen, sagte er. Die Stadtverordneten nickten. Den Ausführungen wurde
allgemein zugestimmt, beschreiben die Sigmaringer Regierungsvertreter in ihrem Protokoll - dem
einzigen Beleg für den Krisengipfel - die Reaktion der Hechinger Kommunalpolitiker.

99 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 07.05.1908.

100 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen. Der
Prüfbericht Dünschels für das Rechnungsjahr 1906 hat sich im Stadtarchiv nicht finden lassen.

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