Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 133
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0137
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Als er am 5. Juni das von Dünschel geschriebene Protokoll der Sitzung nach Hechingen
schickte, wies Sauerland die Stadt ausdrücklich an, nunmehr das Erforderliche wegen Beseitigung
der Unordnungen schleunigst zu veranlassen. Oberamtmann Karl Schoenfeld trug er
auf, den Gemeindekollegien Dünschels Prüfungserinnerungen für die Rechnung 1906 vorzutragen101
. Der Gemeinderat ließ sich das Protokoll am 11. Juni zeigen, die Gemeindevertretung
beschloss, für die weitere Arbeit noch einmal Dünschels Hilfe anzufordern, um die Rechnungs-
Erinnerungen mit der betreffenden] Kommission zu erledigen und die Defekte festzustellen1102.
Wilhelm Zoll suchte am 13. Juni um Genehmigung nach, aber Carl Sauerland winkte ab. Der
Regierungssekretär sei nicht abkömmlich und den Gemeindekollegien wolle er nicht ihre Verantwortung
nehmen, schrieb der Regierungsrat am 19. Juni. Dünschel könne höchstens im Juli
für ein bis zwei Tage zur mündlichen Erörterung von Zweifelsfällen nach Hechingen kommen.
Trotz Sonntagsarbeit im Rathaus tat sich auch Wilhelm Zoll schwer mit den laufenden Kassengeschäften
. Die Bücher des aktuellen und in wenigen Tagen zu Ende gehenden Rechnungsjahres
in Ordnung zu bringen, hatte Carl Sauerland erstmals am 18. März 1908
gefordert, und am 27. März wiederholte er ultimativ: Die Handbücher für das Rechnungsjahr

1907 sind nunmehr mit größter Beschleunigung anzulegen und aufs Laufende zu bringen.
Doch die Arbeit blieb liegen, so lange die Rechnung 1906/07 noch nicht fertig war. Erst am 5.
Mai meldete Wilhelm Zoll, die Handbücher für 1907/08 seien inzwischen angelegt und die
Übertragung aus den Rechnungsbüchern sowie die Legung der Rechnungen hätten begonnen.
So war früh absehbar, dass sich auch die Fertigstellung der Rechnung hinziehen würde. Am
23. April bat Wilhelm Zoll ausnahmsweise um die Genehmigung, die Rechnung 1907/08 erst
Ende Mai abschließen zu dürfen. Er machte die Mehrarbeiten wegen der Unordnung der Vorjahre
und die Absicht geltend, die Reste in die neue Rechnung für 1908/09 zu übernehmen.
Sauerland gewährte den Aufschub, aber schon am 24. Mai musste Zoll noch einmal um Fristverlängerung
bitten. Er tat das telefonisch. Ebenfalls ausnahmsweise genehmigte ihm Carl
Sauerland zwei weitere Wochen bis zum 15. Juni. Ich erwarte aber auf das Bestimmteste, daß
diese Frist unbedingt pünktlich eingehalten wird und dann das Rechnungswesen des Rechnungsjahres
1907 völlig sich in Ordnung befindet und sämtliche Reste dieses Rechnungsjahres
beigetrieben sind, schrieb er. Der Abschluß der Rechnung ist sofort anzuzeigen, verlangte
Sauerland. Am 22. Juni 1908 kam die Vollzugsmeldung aus Hechingen.

Mittlerweile war das neue Rechnungsjahr 1908/09 drei Monate alt. Schon früh, am 17. Februar
1908, hatte Carl Sauerland den Hechinger Bürgermeister angewiesen, die Kassenbücher für

1908 sofort anzulegen. Konrad Mayer kümmerte sich aber nicht darum. Auch Wilhelm Zoll
kam nicht dazu. Sauerland fragte im April noch einmal nach, am 4. Mai gab ihm Zoll zur Antwort
, das Handbuch werde nach Fertigstellung der Rechnung 1907 angelegt. Carl Sauerland
schüttelte den Kopf. Am 8. Mai wies er den Bürgermeisterstellvertreter an, das Handbuch sofort
anzulegen. Das Fehlen könne unter keinen Umständen geduldet werden, schimpfte er: Die
Unordnungen müssen endlich einmal ein Ende erreichen. Sauerland drohte mit Ordnungsstrafen
. Zoll gab das Schreiben zur sofortigen Erledigung Hermann Bumüller, der am 19. Mai
ankündigte, im Laufe der Woche fertig zu werden. Das Handbuch für 1908 ist nunmehr fertig
angelegt und wird mit den Überträgen begonnen, meldete Zoll am 24. Mai nach Sigmaringen
.

101 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

102 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 11.06.1908. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse
der Stadtverordnetenversammlung, 11/12.06.1908.

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