Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 135
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0139
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

letzten Briefe in Sigmaringen vorgelegt hatte. Der Regierungspräsident war nicht zufrieden.
Reinhard Strobel hatte die Gasrechnung Ende Dezember 1907 fertig, der Stadtverordnete Karl
Grotz die Prüfung übernommen. Am 22. Februar 1908 lag die Aufstellung dem Gemeinderat
vor, mit einem Volumen von 192.380,31 Mark ging sie am 5. März bei den Stadtverordneten
durch. Die Rechnung müsse vervollständigt werden, schrieb der Regierungspräsident jetzt.
Wilhelm Zoll reichte die Akte Reinhard Strobel weiter, mit Datum vom 22. März kehrte sie zurück
nach Sigmaringen. Oberamtmann Karl Schoenfeld hatte den Auftrag, die Neuordnung im
Gaswerk voranzutreiben, aber er tat sich schwer. Nichts Neues, meldete er noch am 28. März
1908. Wilhelm Zoll hatte nicht vor, die Initiative zu ergreifen. Carl Sauerland musste deutlich
werden. In der Sitzung am 30. Mai 1908 forderten er und Dünschel im Hechinger Rathaus -
wie gesehen - dringend Veränderungen. Die Mahnung half. Am 19. Juni beschloss der Gemeinderat
, Josef Hömig die Rechnungsführung für das Gaswerk zu übertragen, und am 22.
Juni meldete Wilhelm Zoll über den Oberamtmann, dass die Entscheidung über die Verwaltung
des Gaswerks Gegenstand der Stadtverordnetensitzung am 27. Juni sei104. Zwar ging es an
dem Tag nur darum, den Haushaltsplan für das laufende Rechnungsjahr zu beschließen105,
aber Sigmaringen scheint zufrieden gewesen zu sein. Das Gaswerk verschwindet aus dem
Schriftverkehr der Klaiber-Akte.

8. Die Bürgermeisterwahl

Die Nachfolge von Bürgermeister Konrad Mayer regelten Wilhelm Zoll und der Gemeinderat
zügig, aber verschwiegen. Mit Datum vom 25. März 1908 veröffentlichte die Stadt ihre Stellenanzeige
im Gemeinde-Verwaltungs-Blatt Düsseldorf, im Preußischen Verwaltungs-Blatt Berlin
, im Württembergischen Staatsanzeiger Stuttgart, in der Badischen Landeszeitung Karlsruhe
und in einem weiteren preußischen Fachblatt106. Danach suchte die Stadt einen Mann mit Befähigungsnachweis
für den höheren Justiz- oder Verwaltungsdienst, vergleichbar mindestens
einem Regierungs- oder Kreissekretär, und gründliche^] praktische^] Erfahrung im Kommunaldienst
. Das lief auf eine komplette Neubesetzung hinaus. Konrad Mayer hätte unter diesen
Bedingungen keine Chance gehabt. Wilhelm Zoll und der Gemeinderat wollten den Chefsessel
im Hechinger Rathaus mit einem Verwaltungsfachmann besetzen und die Wahl aus dem
politischen Streit heraushalten. Vermutlich war dieses Ziel ihre Lehre aus dem Stadtkassenskandal
.

Schon etliche vierzig Bewerbungen gingen nach Informationen der Hohenzollerischen Blätter
bis Mitte April ein. Der liberalen Tageszeitung war es ein Dorn im Auge, dass die Stelle nicht
auch lokal ausgeschrieben worden war. Friedrich Wallishauser klagte am 22. April, die Bürgermeisterwahl
gehe so ganz unter Ausschluß der gesamten Hechinger Einwohnerschaft vor
sich, daß man meinen könnte, es handle sich um eine nebensächliche Angelegenheit, und
nicht um eine Frage, von deren Lösung das Wohl und Wehe der ganzen Stadt abhängV07.
Seine Parteifreunde in der Stadtverordnetenversammlung griffen die Sache zwei Tage später
auf. In der Diskussion am 24. April, derselben Sitzung, in der Wilhelm Zoll seinen Bericht zur
Stadtkasse gab und Sparkassen-Rendant Reinhard Strobel Carl Grotz abbügelte, klagten die

104 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.
StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 19.06.1908.

105 StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 27.06.1908.
105 Hz. Bl. Nr. 90/22.04.1908, 93/25.04.1908. Z Nr. 94/27.04.1908.

107 Hz. Bl. Nr. 90/22.04.1908.

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