Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 138
(PDF, 59 MB)
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Rolf Vogt

eine Chance. Die Nachricht, dass das Luftschiff des Grafen Zeppelin in Flammen aufgegangen
war, schockierte die Deutschen reichsweit und lockte auch in Hechingen die Neugierigen in
Gruppen auf die Straße und vor die Aushänge der Zeitungen. Anton Häußler regte die Bildung
eines Komitees zur Sammlung vaterländischer Spenden an, um dem Grafen den Bau
eines neuen Zeppelins zu ermöglichen119. Das hörten die Liberalen gern. Die Stadtverordneten
bewilligten am selben Tag für das Zeppelin'sche Luftschiff, auf welches ganz Deutschland
große Hoffnungen setzt, eine Spende von 100 Mark120. Die Sammlung brachte 2000 Mark in
den Topf121.

Für die Zukunft bedeutungsvoller war eine Neuerung, die Häußler schon drei Wochen nach seinem
kommissarischen Amtsantritt auf den Weg brachte. Er holte die Zeitungsredakteure in die
Sitzungen der Stadtverordneten, die Geburtsstunde regelmäßiger Gemeinderatsberichterstattung
in der Hechinger Presse. Bisher machte die Stadt Hechingen die Sitzungen der Stadtverordneten
nur durch Aushang am Schwarzen Brett im Rathaus bekannt, hinterher gab sie in der
Regel die Beschlüsse den Zeitungen bekannt. Pressevertreter besuchten die Sitzungen selten,
auch wenn nach der Gemeindeordnung (§ 79) - beschränkt auf die wahlberechtigten Steuerpflichtigen
- grundsätzlich öffentlich getagt wurde und der Ausschluss der Öffentlichkeit eines
förmlichen Beschlusses in geheimer Abstimmung bedurfte. Häußler ließ seinen Gemeinderat
am 22. Juli 1908 und die Stadtverordneten am 6. August ein neues Ortsstatut über die Bekanntmachung
der öffentlichen Sitzungen beschließen. Künftig sollten die Hechinger Zeitungen
um vorherige Veröffentlichung der Tagesordnung und Teilnahme an den Sitzungen
gebeten werden, hieß es darin122. Am 8. Oktober 1908 waren sie erstmals dabei. Die Berichterstattung
liege im Interesse des gegenseitigen Vertrauens zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung
, begrüßte Anton Häußler die Berichterstatter123. Auch diese Geste sprach vor allem
die Liberalen an. Friedrich Wallishauser hatte die Verschwiegenheit im Rathaus gerade im Zusammenhang
mit der Bürgermeisterwahl scharf kritisiert.

Die katholische Zeitung, der Zoller, bezog selbst keine Stellung zur Hechinger Bürgermeisterwahl
. Ihr Schweigen war beredt: Das Zentrum musste nach der Wahl von Friedrich Wallishauser
in den Kommunallandtag ein weiteres Mal in diesem Jahr eine wichtige Bastion räumen.
Hatten sich im Februar Liberale und Zentrum mit jeweils zehn Stimmen und dem Losentscheid
noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, so zog Häußler eine klare Zwei-Drittel-Mehrheit in
den Gemeindekollegien auf sich.

9. Der Kassensturz: Dritter Teil

Vor dem neuen Bürgermeister lagen Altlasten. Als er in das Rathaus kam, übernahm er die Verantwortung
für den weiteren Kassensturz. Wilhelm Zoll zog sich zum zweiten Mal zurück.
Anton Häußler war neu, aber nicht gänzlich uninformiert. Er hatte schon an den Krisensitzungen
am 29. und 30. Mai teilgenommen, zu denen Carl Sauerland und Regierungssekretär
Dünschel aus Sigmaringen anreisten.

119 Hz. Bl. Nr. 176/06.08.1908.

120 StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 06.08.1908.

121 Chronik 1980 (wie Anm. 2) S. 337.

122 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 22.07.1908. Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung
, 06.08.1908. Vgl. Rolf Vogt: Das Häußler-System: Presse und Bürgermeister im Kaiserreich
. In: Hohenzollerische Heimat 58 (2008) S. 81 - 85.

123 Hz. Bl. Nr. 229/09.10.1908.

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