Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 141
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0145
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Dünschel - wie von Carl Sauerland im Juni versprochen - noch einmal in Hechingen. Am 22.
Juli kündigte Sauerland dem Hechinger Bürgermeister Dünschels Reise jedenfalls für Anfang
August an, am 23. Juli 1908 schrieb er, Dünschel komme am 3. August. Er könne bei seiner
Anwesenheit dort bei Ermittelung der Fehlbeträge an die Hand gehen, empfahl Sauerland.
Belege für Dünschels Fahrt finden sich in den Akten danach aber nicht.
Ende August 1908 war der gigantische Kassensturz geschafft. Die Hechinger Kassenprüfer
hatten die Antworten auf die „Erinnerungen" von Regierungssekretär Dünschel zu den Rechnungen
1905/06 und 1906/07 fertig. Oberamtmann Karl Schoenfeld leitete sie am 20. August
nach Sigmaringen weiter. Die Stadtkassen-Rechnungen für die Rechnungsjahre 1904/05,
1905/06 und 1906/07 ließen sich der Gemeinderat am selben Tag zeigen und die Stadtverordnetenversammlung
eine Woche später. Sie wurden mit allen Abweichungen gegenüber
den Entwürfen genehmigt130.

10. Die Klaiber-Prozesse: Beschlagnahmeverfügung

Spätestens Anfang 1908, als die erste Rechnung durchgerechnet war, standen Gemeinderat
und Stadtverordnete vor der Frage, wie mit den Fehlbeträgen umzugehen war. Sie scheinen
sich einig gewesen zu sein, die harte Linie einzuschlagen. Vermutlich drängte das Regierungspräsidium
auch diesmal. Das Interesse galt zunächst den Schuldnern, an deren Ehrgefühl
Bürgermeister Mayer ein halbes Jahr zuvor vergeblich appelliert hatte. Am 23. Januar 1908,
vor der Sitzung mit Karl Schoenfeld, erteilte der Gemeinderat Justizrat Josef Senn Vollmacht
für die von der Stadt beabsichtigten Prozesse auf Rückerstattung angeblich] bezahlter Steuerbeträge
, wenige Tage später auch für mehrere Klagen wegen rückständiger Holzgelder131.
Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte am 27. Februar 1908 drei weitere Klagen
gegen rückständige Schuldner^32. Am 15. April 1908 erteilte der Gemeinderat Senn noch einmal
zwei Klagevollmachten zur Einziehung rückständiger Steuern133, am 24. April beschlossen
- wie gesehen - die Stadtverordneten pauschal, alle offenen Forderungen gerichtlich einzutreiben
, wenn die Schuldner keine Quittungen vorweisen konnten. Wegen den noch vorhandenen
Resten von 1904/05 schweben bereits Verhandlungen, die wegen der Fertigstellung
der Rechnungen 1905/07 bis jetzt geruht haben. Mit der Einziehung der Reste 1905/07 wird
im Laufe nächster Woche begonnen, schrieb Wilhelm Zoll dem Regierungspräsidenten am Tag
danach134.

Auf manche Schuld verzichtete die Stadt. Der Geringfügigkeit der Beträge u[nd] Umständlichkeit
des Ermittlungsverfahrens wegen setzte der Gemeinderat am 25. Juni 1908 alle Zahlungen
von Invaliden- und Krankenversicherungsbeiträgen als richtig und verzichtete auf die
Einziehung der ausstehenden Beträge135. Einzelbeschlüsse, nach denen Schuld- und Steuerreste
in Abgang zu stellen waren, traf der Gemeinderat in diesen Wochen mehrfach136.

130 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 20.08.1908. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse
der Stadtverordnetenversammlung, 27.08.1908.

131 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 23.01.1908, 05.02.1908.

132 StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 27.02.1908.

133 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 15.04.1908.

134 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

135 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 25.06.1908.

136 Z. B. StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 02.07.1908.

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