Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 147
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0151
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

In einigen strittigen Zahlungsfällen ordnete der Bezirksausschuss die eidliche Vernehmung der
Schuldner durch die zuständigen Amtsgerichte in Tübingen, Rottenburg, Haigerloch und Hechingen
an. Mit Datum vom 25. Februar 1909 reichte die Stadt die von Bürgermeister Häuß-
ler, Stadtrat Philipp Jakob Lorch und Reinhard Strobel überarbeiteten und unterzeichneten
Unterlagen zurück, am 9. März 1909, als auch die Protokolle aus den Amtsgerichten vorlagen,
tagte der Bezirksausschuss erneut. Schriftlich ausgestellt wurde der Beschluss am 11. März157.
Die von dem verstorbenen Stadtrechner Klaiber zu Hechingen veranlassten Defekte in der Hechinger
Stadtkasse wurden darin mit 15.068,25 Mark festgestellt. Dazu rechnete der Bezirksausschuss
die Kosten der Ermittlung und Feststellung mit 2248,60 Mark. Das ergab zusammen
17.316,85 Mark, einiges weniger als die 19.000 Mark, die Stadtverordnete und Gemeinderäte
im Oktober in ihren Antrag geschrieben hatten. Luise Klaiber habe für die Schulden ihres Mannes
unmittelbar aufzukommen. Der Nachlass Klaiber wurde ab dem Todestag zum Ersatz nebst
4% Verzugszinsen [...] verpflichtet. Der Rechtstitel war sofort vollstreckbar und vorbehaltlich
des ordentlichen Rechtsweges endgültig. Die Zwangsvollstreckung wurde für unbedingt zulässig
erklärt.

Zwei Seiten lang ist der „Tenor" des Defektenbeschlusses, 22 Seiten umfasst die Begründung.
Darin heißt es, in den Jahren von 1904 bis zu Klaibers Tod 1907 hätten sich Unregelmässigkeiten
und Unordnungen in grossem Umfange ergeben. Klaiber hatte in den Rechnungen der
Stadtkasse und der damit vereinigten Nebenfonds Einzahlungen über 20.333,92 Mark nicht
gebucht und unterschlagen, davon Steuern in Höhe von 20.219,28 Mark. Der Betrag war gegenüber
dem Antrag um die Forderungen bereinigt, die der Bezirksausschuss nach der Neuberechnung
durch die Stadt und der eidlichen Vernehmung der Schuldner gestrichen hatte. Zu
den Unterschlagungen kamen Beträge in Höhe von 12.753,81 Mark, die Klaiber nicht eingezogen
hatte und deren Schuldner nicht mehr feststellbar, deren Beitreibung verjährt oder nicht
mehr möglich sei. Das ergab als Defekt einen Fehlbetrag von 33.087,73 Mark. Auf der anderen
Seite hatte Klaiber der Stadtkasse ohne Herkunftsnachweis 17.904,84 Mark zukommen
lassen, vermutlich auch aus dem Gewinn seiner Unterschlagungen. Unter dem Strich ergab sich
als Rest-Defekt ein Gesamtschaden von 15.182,89 Mark.

Der Rest-Defekt in der Begründung weicht vom Defekt im Beschluss ab. Ein gnädiger Beamter
in Sigmaringen erließ Luise Klaiber 114,64 Mark, die Differenz zwischen den nicht gebuchten
Steuern und sämtlichen Unterschlagungen, und rechnete nur 15.068,25 Mark
zusammen. Die Kosten der Schadenserhebung setzte der Bezirksausschuss nach den Angaben
in der Begründung mit 2149,83 Mark fest. Aus dem Antrag der Stadt gestrichen wurden die
Kosten für die Arbeit von Regierungssekretär Dünschel, dem Beigeordneten Wilhelm Zoll,
Stadtrat Karl Deubel und das Gehalt von Josef Hömig. Die Kosten des Verfahrens in Sigmaringen
sind mit 98,77 Mark berechnet. So ergaben sich Gesamtkosten von 2248,60 Mark.

StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.
StAS, Ho 247 T 1 Nr. 71, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber-Hechingen. StadtAH,
A 200, Reg.-Nr. 1240, 5. Stadtpfleger Klaiber 1909/10. Mit Datum vom 27.03.1909 stellte der Bezirksausschuss
die Kosten des Defektenverfahrens mit 98,77 Mark in Rechnung. Bürgermeister Häuß-
ler wies die Zahlung am 03.04.1909 an.

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