Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 150
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0154
Rolf Vogt

hatte, unterzeichnete Bürgermeister Anton Häußler am 8. April 1909 als Vollstreckungsbehörde
den Pfändungs- und Überweisungsbeschluss. Polizei-Wachtmeister Wilhelm Kümmerer
stellte den Beschluss am 10. April dem Vorsitzenden der Verwaltungskommission der Fürstin-
Eugenie-Stipendien-Stiftung, Oberamtmann Karl Schoenfeld, und Luise Klaiber persönlich

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zu

Am 22. April 1909 tat die Stadtverordnetenversammlung den nächsten Schritt. Nachdem Herr
Justizrat Senn als Vertreter der Stadtgemeinde in der Defektensache Klaiber über das eingeleitete
Zwangsversteigerungsverfahren berichtet hatte, beschloss sie, gegen die Hypothek zugunsten
Luise Klaibers Mutter Magdalena Egler Anfechtungsklage zu erheben. Der
Bezirksausschuss musste den Prozess genehmigen. Regierungspräsident Graf von Brühl gab
seine Zustimmung am 1. Mai166.

Einige Tage später ließen der Graf und Carl Sauerland Luise Klaibers Rechtsanwalt Dr. Gunzenhauser
ein weiteres Mal auflaufen. Gunzenhauser hatte sich mit der Forderung nach Akteneinsicht
erneut an die Stadt gewandt. Die Stadtverordneten lehnten am 29. April ab,
nachdem ihnen Justizrat Josef Senn erklärt hatte, dass die Abgabe von Akten an Prozessgegner
geradezu unzulässig sei. Bürgermeister Anton Häußler legte die Beschwerde in Sigmaringen
vor. Ich bin nicht in der Lage, die Stadtgemeinde Hechingen von Aufsichts wegen zur
Herausgabe der ihr gehörigen Akten oder zur Duldung der Einsichtnahme anzuhalten, antwortete
Sauerland kühl am 11. Mai167.
Zu dem Zeitpunkt war der Streit bereits entschieden. Am
6. Mai unterzeichneten Häußler und die Stadträte Deubel und
Zöhrlaut die Prozessvollmacht für Senn, am Tag danach setzte
Amtsrichter Friedrich die Zwangsversteigerung für den 19. Juli
an. Am selben Tag standen Bürgermeister Anton Häußler,
Stadtrat Josef Zöhrlaut und der Stadtverordnete Andreas
Neher bei Luise Klaiber vor der Haustür. Sie waren das städtische
Schätzungsamt und wollten Wohnhaus und Gemüsegarten
unter die Lupe nehmen. Die Immobilien hatten in ihren
Augen einen Wert von zusammen 12.800 Mark.
Vier Tage später lenkten beide Seiten ein. Magdalena Egler
verpflichtete sich zur Zahlung von 12.800 Mark für die Grundstücke
ihrer Tochter, um einerseits diesen Prozess abzuschneiden
andererseits aber insbesondere die Durchführung
der bereits eingeleiteten Zwangsversteigerung [...]zu vermeiden
. So stand es in der siebenseitigen Vereinbarung vom 11.
Mai, die im Namen der Stadtgemeinde Justizrat Senn unterzeichnete
. Im Gegenzug erhielt Magdalena Egler die Zusicherung
, dass die Grundstücke keine Exekutionsobjekte mehr

Magdalena Egler.

Foto: Hz. Landesmuseum

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StadtAH, A 200, Reg.-Nr. 1240, 5. Stadtpfleger Klaiber 1909/10.

StadtAH, A 200, Reg.-Nr. 1240, 5. Stadtpfleger Klaiber 1909/10. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der
Stadtverordnetenversammlung, 22.04.1909. StAS, Ho 247 T 1 Nr. 72, Erlaß von Defektenbeschlüssen
bei der Stadtkasse. Franz Graf von Brühl stimmte sogar zweimal zu: am 30.04.1909 als Regierungspräsident
und am 01.05.1909 als Vorsitzender des Bezirksausschusses. In der Sitzung am 22.04.1909
beschlossen die Stadtverordneten andererseits, auf den Prozess zur zwangsweisen Einziehung der
Steuerrückstände von 114,64 Mark gegen den Tübinger Hotelier Theodor Ocker zu verzichten, da
nach Ansicht des Herrn Justizrat Senn für die Stadt kein Erfolg zu erwarten war.
StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.
StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 29.04.1909.

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