Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 158
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Rolf Vogt

ers Strategie, nebenamtliche Kräfte für die Arbeit zu gewinnen, hielt er nichts. Um das vernachlässigte
Rechnungswesen in Ordnung zu bringen, sei eine volle Arbeitskraft erforderlich,
meinte er. Sauerland stimmte am 11. Januar 1908 der Anstellung Josef Hömigs zu: In der Krisensitzung
mit den Gemeindekollegien am 30. Mai 1908 kam das Thema erneut auf. Oberamtmann
Schoenfeld hob - wie gesehen - hervor, dass die Stadt zuviel Beamte beschäftige und
forderte möglichste Sparsamkeit. Danach kamen die Aufregung über das Handbuch 1908,
der Stellenplan, den Wilhelm Zoll im Juni 1908 vorlegen musste, und der Zorn Carl Sauerlands
auf Hermann Bumüller. Vielleicht drängte das Regierungspräsidium auch darauf, mindestens
die neue Hömig-Stelle wieder abzubauen. Anton Häußler jedenfalls sicherte noch am 18. August
in dem Brief, in dem er sämtliche Beamte zur Ordnung des Rechnungswesens heranzuziehen
versprach, auch ein[en] endgültige[n] Plan über die Geschäftsverteilung für die Zeit
nach dem Kassensturz zu.

Ganz gelegen kam Häußler die Einstellung Sauerlands im November 1908, als er und die Gemeindekollegien
die Rechnung 1903/04 aus dem Defektenverfahren herauszuhalten suchten.
Andernfalls könne die von der Königlichen Regierung gewünschte und auch von mir anerkannte
Personalverminderung auf dem hiesigen Rathaus in absehbarer Zeit nicht eintreten,
argumentierte er clever und - erfolgreich, denn Carl Sauerland ließ - wie gesehen - seine Forderung
fallen196.

Stellendiskussion und Geschäftsverteilung verlieren danach das Interesse in der Defektenakte,
Anton Häußler blieb die Frage erhalten. In der Haushaltsberatung am 11. Mai 1911, als die Erhöhung
der Beamtengehälter im Rathaus zu hitziger Debatte führte, hielt ihm der Stadtverordnete
Carl Grotz entgegen, die Regierung habe seinerzeit gefordert, daß mit dem Gelde
der Steuerzahler nicht so umgegangen werden dürfe wie bisher, und der Herr Bürgermeister
habe bei seinem Amtsantritte erklärt, daß er dafür eintreten wolle, daß die Sache besser
werde™.

Die Hechinger Zeitungen blieben Beobachter der Gemeinderatssitzungen bis heute, aber Bürgermeister
Anton Häußler muss seine Entscheidung, ihre „Berichterstatter" zu den Sitzungen
einzuladen, bald bereut haben. Er begann, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, einzelne
Tagesordnungspunkte unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten zu lassen. Am 12. November
1908 hatten die Sitzungen der Stadtverordneten erstmals einen nichtöffentlichen Teil.
Die Liste der nichtöffentlichen Beratungsgegenstände war bisweilen lang, auch die Entscheidungen
der juristischen Auseinandersetzung mit Luise Klaiber und Konrad Mayer wurden 1909
wieder unter dem Siegel der Verschwiegenheit gehandelt. Schon bald wurden Stimmen laut,
die Häußler Geheimniskrämerei vorwarfen. 1911 beispielsweise forderte in der genannten hitzigen
Debatte der Stadtverordnete Rudolf Levi, ein Liberaler, von Häußler ausreichende Oef-
fentlichkeit der Sitzungen [...] und die nichtöffentlichen Sitzungen nicht zu einem System
auswachsen zu lassen. Die Ergebnisse nichtöffentlicher Sitzungen müssten wenigstens bekannt
gegeben werden. Häußler kam eine anscheinend schon damals bekannte Ausrede in den

196 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.
Konrad Mayer hatte mit dieser Argumentation weniger Glück. Er verteidigte am 06.02.1908 die Übertragung
der Kassengeschäfte an Georg Rathgeber mit dem Hinweis, daß weder die Königliche Regierung
noch die Spar- u[nd] Leihkasse einen geeigneten Beamten zur Verfügung stellen konnten. Das
Regierungspräsidium habe vielmehr im September 1907 deutlich zum Ausdruck gebracht [...}, daß es
mit den vorhandenen Beamten gelingen müsse, die Kassenarbeiten zu bewältigen. Deshalb habe es
eine andere Möglichkeit zur Führung der Kasse gar nicht gegeben, schrieb Mayer.

197 Hz. Bl. Nr. 107/12.05.1911. Vgl. Z Nr. 107/12.05.1911, 108/13.05.1911.

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