Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 164
(PDF, 59 MB)
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Rolf Vogt

Vielleicht gehört dieser Erinnerungsverlust zu den Gründen, warum sich die hohenzollerische
Geschichtsforschung heute schwer tut mit der Erklärung des Mentalitätswandels, der die Ho-
henzollern von den Muss-Preußen des Jahres 1850 zu den Hurra-Patrioten des Jahres 1914 geformt
und die Orientierungskrise von 1918 heraufbeschworen hat, als Kaiser und Königreich
verschwunden waren. So wird die Sache oft beschrieben214 - zugegebenermaßen im Ton distinguierter
. Tatsächlich deutet manches darauf hin, dass die Akzeptanz Preußens in all diesen
Jahren schwankend und anfangs gering, war, sich später im kleindeutschen Taumel der Reichsgründung
wiederfand, mit dem Kulturkampf weit zurückgeworfen wurde und erst im späten
Kaiserreich erneut und dann zur Reife heranwuchs. Jedenfalls in Hechingen. Die wirtschaftliche
Entwicklung hatte daran ihren guten Anteil. Zu bedenken ist aber, dass dieser Wandel im
gesamten Regierungsbezirk, den Hohenzollerischen Landen, einzigartig geblieben ist und dort
endet, wo in den Dörfern die überkommenen Abhängigkeitsverhältnisse bestehen blieben.
Auch Sigmaringen, dass immer feste Zentrums-Burg blieb, hat die Hechinger Entwicklung nicht
mitgemacht. Ganz Hohenzollern in einem zu beurteilen, fällt deshalb schwer.
Wo Geschichte verloren geht, mag sich Geschichte wiederholen. Das Gesamtdeckungsprinzip
für den städtischen Haushalt hielt sich in der Bundesrepublik lange - Wasser auf die Mühlen
derer, die den Nationalsozialismus als Modernisierungsschub sehen. Erst die jüngste Vergangenheit
kehrt den Trend wieder um. Die seit der Gemeindereform 1972 kräftig gewachsene
Stadt Hechingen hat vor einigen Jahren begonnen, zuerst ausgewählten Abteilungen wie der
Volkshochschule eigene Rechnungshoheit zu geben, und lagert neuerdings verstärkt Aufgaben
aus. Die Gründung des Betriebshofs als Eigenbetrieb 2006 ist vorerst der Schlusspunkt, die
Streichung des Schwimmbads aus der städtischen Rechnung durch Privatisierung im Jahr 2008
noch Diskussion. Die Nebenfonds wachsen wieder. Die drückende Schuldenlast ist treibende
Kraft.

Wie unübersichtlich die Geldmarktgeschäfte der Stadtkasse geworden sind, hat jüngst erst
die sogenannte Koch-Affaire deutlich gemacht. Der Finanzmakler Hans-Jürgen Koch aus dem
bayerischen Bad Heilbrunn hatte in den 1980er und 1990er Jahren Millionen-Geschäfte zwischen
Kommunen in ganz Deutschland vermittelt und verschwand Ende 2000 in Namibia.
Dort wurde er im Herbst 2002 verhaftet und nach langwierigem juristischen Tauziehen im November
2006 wieder auf freien Fuß gesetzt. Die geprellten Kommunen, etwa 350, begannen,
ihre Forderungen gegenseitig aufzurechnen. Hechingen war dabei. Von 1984 bis 1998 war
Koch ihr Geschäftspartner.

214 Zur jüngsten Diskussion vgl. Eberhard Gönner: Hechingen in preußischer Zeit. In: 1200 Jahre Hechingen
. Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt Hechingen. Hg. von der Stadt Hechingen.
Hechingen 1987. S. 99-116. Preußen in Hohenzollern. Begleitband zur Ausstellung Sigmaringen 1995.
Hg. vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg und dem Staatsarchiv Sigmaringen. (= Schwarz-
Goldene Reihe Band 2). Sigmaringen 1995. Fritz Kallenberg: Die Sonderentwicklung Hohenzollerns
(wie Anm. 3) hier S. 155-181. Casimir Bumiller: Die 48er Revolution in Hohenzollern mentalitätsgeschichtlich
betrachtet. In: ZHG 35 (1999). S. 93-100. Paul Münch: Schwarz - Weiß. Preußen in
der deutschen und hohenzollerischen Geschichte. In: ZHG 36 (2000). S. 13-42. Otto H. Becker:
Hohenzollern. Preußische Exklave in Südwestdeutschland. In: Vom Fels zum Meer. Preußen und Südwestdeutschland
. Hg. vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg (= Stuttgarter Symposion Schriftenreihe
Band 10). Tübingen 2002. S. 91 -104. Willy Beyer: Michael Lehmann - ein katholischer Rebell.
Zum 100. Todestag des Publizisten, Schriftstellers und Komponisten. In: Hohenzollerische Heimat 54
(2004) S. 26-28.

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