Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 177
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0181
Schloss Achberg - Ein barockes Kleinod und „Zollerns schönster Edelstein"

das Schloss entgegengestellten und in sich keinesfalls einfachen, zum Teil überaus kontroversen
Diskussionen letztlich durchsetzen konnten und somit das Tor zur heutigen Nutzung des
Schlosses als Kulturzentrum geöffnet haben.

Dabei wollte die Bauer-Bau-Management KG (BBM) Kressbronn zunächst durch eine Vermarktung
eine sinnvolle Nutzung erreichen, die sie im Juli 1981 in einem Vorprojekt „Hotel mit
Reiterhof" präsentierte. Geplant waren im Schloss und Amtshaus, jeweils unter Vollausbau
der Dachgeschosse, 27 Doppelzimmer mit Nasszellen sowie zehn Appartements. Im Erdge-
schoss des Schlosses sollte ein Cafe-Restaurant mit 45 Plätzen und im Gewölbekeller eine
„Kneipe" mit etwa 50 Plätzen entstehen, während das Amtshaus eine große Sauna, die Verwaltung
und zwei Bedienstetenwohnungen beherbergen sollte. Im Bereich des Gutshofes war
ein Pferdegehöft mit rund 45 Boxen inkl. einer Tiefgarage mit 40 Stellplätzen im Unterge-
schoss vorgesehen. Öffentlich zugänglich blieben bei dieser Konzeption neben den Restaurants
die Kapelle und der Rittersaal, um - so die Begründung - „ ... das Schloß mit seiner
besonders reizvollen Umgebung, dem Reiter, Wanderer und Erholungssuchenden zur Verfügung
zu stellen."

Im Hinblick auf die wesentlichen Aspekte wie Abwasser, Naturschutz (Reitwege), Landwirtschaft
und Denkmalpflege bzw. einer Sanierung mit möglichst geringfügigem Substanzverlust
schien diese Vision zunächst sogar zukunftsfähig und sollte über Zuschüsse und ein
Beteiligungsmodell finanziert werden, allerdings mit einem umfangreichen Auflagenkatalog;
dieser sah u.a. zwingend vor, die historische Raumstruktur, die Dachkonstruktionen, Torturm
und -bogen, die Stuckdecken, die Boden- und Treppenbeläge zu erhalten, intensive Befunduntersuchungen
und Instandsetzungen durch qualifizierte Restauratoren für die Außenputze
und deren Farbfassungen, den Deckenstuck, die Bemalungen der Wände und Türen durchzuführen
, das Dach mit naturroten Biberschwanzziegeln zu decken, die Fenster mit Sprossenteilung
und Holzläden zu versehen und sämtliche Maßnahmen im Einvernehmen mit dem
Landesdenkmalamt auszuführen, das das Schloss im Rahmen des Schwerpunktprogramms als
förderungswürdig ansah. Aus Sicht der Verwaltung des Landkreises Ravensburg, auf dessen
Gebiet Schloss und Gemeinde seit der Kreisreform von 1973 lagen, schien dies ein durchaus
lösbares Anliegen. Bedenken allerdings formulierte der Gemeinderat von Achberg, der Konflikte
zwischen Land- und Forstwirtschaft und unkalkulierbare Kosten wegen der Abwasserbeseitigung
und der Zuwegung befürchtete, was indes über eine Bürgschaft aufgefangen
werden sollte. Die Bauer-Bau-Management KG kam der Gemeinde entgegen und bot nunmehr
Tennissport statt Pferdehof an, worauf die Lindauer Zeitung vom 14. Oktober 1981 glossierte
: „Hätte der Gemeinderat gar eine Dachdeckung in purem Gold gefordert, der Vertreter
von BBM hätte vermutlich zuvorkommend lächelnd seine Zustimmung gegeben. Bitte sehr
meine Herren!" Dieser Artikel veranlasste einen Bürger, an das Landratsamt die besorgte Frage
zu stellen, „ob es für die Gemeinde beziehungsweise den Landkreis keine Möglichkeit gibt, dieses
Bauwerk, dem schließlich die Gemeinde Achberg den Namen verdankt, in öffentliche
Hände überzuführen".

Eine solche Möglichkeit sah damals wohl niemand. Ohnehin hatte kaum jemand Bedenken
gegen eine derart vermeintlich einträgliche Nutzung des Schlosses, was im Juni 1982 relativ
schnell zu einem positiven Bauvorbescheid führte, allerdings für eine leicht modifizierte Nutzung
mit Hotelzimmern statt der ursprünglich geplanten Wohnappartements. Doch noch im
selben Monat legte der Bauherr Widerspruch ein gegen die seines Erachtens nicht angemessen
Auflagen und nutzte die sich hinauszögernden Verhandlungen zur Vermarktung seiner ei-

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