Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 181
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0185
Schloss Achberg - Ein barockes Kleinod und „Zollerns schönster Edelstein"

Das Konzept nach dem Vorbild der Villa Massimo in Rom wirkte ambitioniert Zehn Wohnungen
mit angegliederten Arbeitsbereichen für Maler, Bildhauer, Komponisten, Schriftsteller sollte
einen interdisziplinären Rahmen für ein vitales Kulturschaffen ermöglichen mit permanenten
Werkschauen der verschiedenen Künstler in eigenen Ausstellungsräumen und offenen Ateliers.
Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Vernissagen sollten ferner nicht nur den im Schloss ansässigen
, sondern auch auswärtigen, vor allem jungen Künstlern eine Präsentationsplattform
schaffen. Die Finanzierung dieses Kunstzentrums erhoffte man erneut über eine Art Bauherrenmodell
zu ermöglichen. Doch schnell gelangte man zur Einsicht, dass „Atelierappartements
" an Künstler schwer verkäuflich wären und stattdessen ein Immobilienfonds das
erforderliche Kapital bringen möge. Als Sponsoren, davon war der Schlosseigner überzeugt,
könnten bedeutende Firmen wie BMW, Daimler Benz, Siemens, Philipp Morris und Reemtsma
gewonnen werden, während als Fondsträger an die Allianz gedacht war. „Bei dieser Konzeption
" - so fasste man die Überlegungen zusammen - handelt es sich um eine Synthese von
Denkmalschutz als aktive Kulturpflege und von aktuellem zeitgenössischem Kunstschaffen.
Künstler können untereinander und die Öffentlichkeit mit den Künstlern und dem Schloß in
einen permanenten und direkten Dialog treten. Die Verwirklichung dieser Idealvorstellung wie
auch die Rettung des Schlosses schienen in greifbare Nähe gerückt, und die Schwäbische Zeitung
titelte 1. März 1986 hoffnungsvoll: Der Schloßherr von Achberg will aus dem Preußenrelikt
ein Kulturzentrum machen.

Aber auch dieses nicht unsympathische Konzept erwies sich bei genauerer Prüfung als problematisch
, vor allem aus Sicht der Denkmalpfleger. So hätten beispielsweise die Einbauten von
Ateliers und größerer, lichtspendender Gaupen in die Dachgeschosse stärkere Eingriffe in die
Denkmalsubstanz verursacht, und die Nutzung des Raumes über dem Rittersaal blieb nach
wie vor wegen der möglichen Stuckschädigung ein ungelöstes Fragezeichen. Ende 1986 wurden
die Detailfragen mit dem Landesdenkmalamt besprochen, doch weitere neuralgische
Punkte wurden entdeckt: Mehr Öffentlichkeit verlangte nach mehr Parkierungsflächen; erneut
wurde die Frage der Zuwegung wie auch der Abwasserbeseitigung entscheidungsrelevant
. Erst im April 1987 zeichnete sich über Landeszuschüsse eine Lösung für den geforderten
Kanalanschluss ab, und die wesentlichen Anforderungen an ein genehmigungsfähiges Baugesuch
schienen endlich erfüllt. Und wieder meldeten sich neue Kaufanwärter! Eine amerikanische
Gruppe wollte eine Fastenklinik einrichten, doch schien eine solche Einrichtung ohne
größeren Substanzverlust keinesfalls machbar. Eine Gräfin aus Österreich zeigte Interesse, aber
nur, wenn ein großer Park angelegt werden könne. Und nicht zuletzt blieb der Landkreis Ravensburg
im Gespräch und ließ Kostenberechnungen auf- und Nutzungsüberlegungen anstellen
. Modelle wie zum Beispiel: Der Landkreis Ravensburg übernimmt als „seriöser
Zwischenwirt" zur „Überwinterung" das Schloss wurden entwickelt, damit man in Ruhe nach
einer denkmalgerechten Nutzung suchen könne.

Über all diese Diskussionen und Planungen nagte der Zahn der Zeit weiter am Schloss; der Zustand
des denkmalgeschützten Patienten Schloss Achberg verschlechterte sich derart, dass die
Auflagen und der Ruf nach Abhilfe immer massiver wurden. Notmaßnahmen wurden am Glok-
kenturm, dem Eingangsbogen und der Rittersaaldecke durchgeführt. Die starke Mauerdurch-
feuchtung wegen zugewachsener Dachrinnen und fehlender Fallrohre musste verhindert
werden. Am Stuck im Innenbereich nahmen die Schäden sichtbar zu. Die Kosten der dringenden
Sanierungsmaßnahmen türmten sich bereits auf geschätzte ca. 2,5 Millionen DM. Wer
konnte, wer wollte, wer würde unter solchen Voraussetzungen als Käufer auftreten? Konnte
dies der Landkreis Ravensburg und wenn ja, mit wessen Hilfe? So ging das Klinkenputzen und
Betteln weiter.

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