Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 188
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0192
Otto H. Becker

Nach dem Anfall der Herrschaft an Hohenzollern-Sigmaringen blieb das Schloss bis 1822 Sitz
eines Obervogteiamts; seine Aufgaben wurden danach auf das Oberamt und auf das Rentamt
in Wald aufgeteilt4. Die inmitten eines Waldgebietes gelegene Anlage versank danach in einem
Dornröschenschlaf. Nur ab und zu störten Jagdpartien deren Waldeinsamkeit.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Schleier über dem Hohenfels wieder gelüftet.
So ließ die Fürstliche Verwaltung 1904/05 die beschädigte barocke Stuckdecke der Schlosskapelle
durch den Stuckateur Bischof für 500 Mark wieder ergänzen und sanieren5.
Bald danach begannen sich Jugendorganisationen für das verwunschene Hohenzollernschloss
im Hinterland des Bodensees zu interessieren. Unter dem Datum 26. März 1914 richtete der
Leiter der Knabenabteilung des Christlichen Vereins Junger Männer in Stuttgart an das Fürstliche
Rentamt Sigmaringen ein Schreiben mit folgendem Inhalt: Alljährlich unternehmen die
dem hiesigen Christi. Verein Junger Männer angegliederten und unterstellten Knabenabteilungen
sogenannte Ferientouren in der Dauer von 16 bis 24 Tagen und zwar mit Vorliebe in
den Schwarzwald oder Bodenseegegend. Da wir dabei auf die Unterstützung der Behörden angewiesen
sind, um möglichst vielen dieser Schüler die Teilnahme durch Stellung eines billigen
Preises ermöglichen zu können. So hatten wir in den letzten Jahren immer einen geeigneten
Raum unentgeltlich zur Verfügung gestellt erhalten; in den beiden letzten Jahren das dem
Fürstl. Hohenz. Rentamt in Hechingen unterstellte leer stehende Schloss Glatt, Oberamts Haigerloch
, wofür wir sehr dankbar waren. Heuer kann ich wohl mit diesen Schülern nicht gut
zum dritten Mal nach dem Schloss Glatt gehen, sondern die Schüler wollen wieder eine andere
Gegend unseres Vaterlandes kennen lernen. Ich dachte an das leer stehende Schloss Hohenfels
bei Stockach, das meiner Ansicht... ein sehr guter Standort für eine solche Ferienkolonie
wäre, da von dort mit Leichtigkeit Ausflüge an den Bodensee, Hegau und Donautal unternommen
werden können6.

Mit Anordnung vom 9. Mai 1914 überließ die Fürstliche Hofkammer der Knabenabteilung des
Christlichen Vereins Junger Männer in Stuttgart Räume im Schloss Hohenfels zur unentgeltlichen
Nutzung7. Wie wir den einschlägigen Unterlagen entnehmen können, verbrachten aufgrund
einer Abmachung unter den Jugendgruppen die Knaben aus Stuttgart ihre Ferien wie
in den Jahren zuvor wieder im Schloss Glatt, während Hohenfels von Schülern aus Esslingen
bezogen wurde8.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war an der Durchführung von Ferienkolonien
freilich nicht mehr zu denken. Schloss Hohenfels wurde vielmehr zur Unterbringung von
Kriegsgefangenen und deren Bewachung herangezogen. So genehmigte die Fürstliche Hofkammer
unterm 21. Mai 1915 die von dem Königlichen Oberamt Sigmaringen beantragte
Unterbringung von 53 Kriegsgefangenen, die in den Gemeinden Kalkofen einschließlich Hohenfels
und Schernegg zu Arbeiten in der Landwirtschaft bestellt waren, nebst ihrer Bewachungsmannschaft
im Schloss Hohenfels9. Zwei Tage später wurde die Unterbringung von
weiteren 47 Kriegsgefangenen, die für die Gemeinden Deutwang, Mindersdorf und Liggers-
dorf bestellt waren, in dem Hohenzollernschloss genehmigt10.

4 Wochenblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen 14 (1822) S. 64; Andreas Zekorn: Verwaltung
und Oberämter im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen 1803 - 1850. In: Zeitschrift für
Hohenzollerische Geschichte 37 (2001) S. 77.

5 StAS Dep. FAS DS 122 (RH. Rentamt Sigmaringen) T 1 Nr. 160.

6 Ebd.

7 Ebd.

8 Ebd.

9 Ebd.
,0 Ebd.

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