Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 201
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0205
Schloss und Kloster Inzigkofen 1850 bis 2003

3. Klosterkirche wird zum Gotteshaus des Dorfes

Eine kontinuierliche Nutzung durch die örtliche katholische Filialkirchengemeinde findet die In-
zigkofer Klosterkirche. Als nach dem Tod der letzten Nonne 1856 den Dorfbewohnern der
klösterliche Beichtvater als Quasi-Seelsorger vor Ort verloren geht und die bisherige Klosterkirche
als Gottesdienst-Standort zu verwaisen droht, erreichen die Inzigkofer Filialisten mit bemerkenswertem
Eigensinn und gegen manche Widerstände der Kirchen-Hierarchie, dass ihnen
das Fürstenhaus als Eigentümer das Kirchengebäude nebst Paramenten gutthatsweise für den
sonn- und feiertäglichen Gottesdienst überlässt und sodann auch noch die seelsorgerliche Betreuung
zunächst durch die Gorheimer Jesuiten und schließlich durch den auch für Inzigkofen
zuständigen Laizer Pfarrer möglich wird.26

Das fürstliche Eigentumsrecht an der Inzigkofer Klosterkirche, die bis 2003 neben der Hedinger
Gruftkirche das letzte im Besitz des Hauses Hohenzollern verbliebene Gotteshaus ist, dokumentiert
sich in der Mitfinanzierung aller Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen durch die
Hofkammer im Umfang von zuletzt jeweils einem Drittel der anfallenden Kosten. Angesichts
dieser partiellen Entlastung von der Kirchenunterhaltung durch das Fürstenhaus hat das Freiburger
Ordinariat lange Zeit verständlicherweise kein Interesse an der von der Hofkammer zuletzt
um 1990 angebotenen Kirchenschenkung an die örtliche Filialkirchengemeinde. Mit der
Nutzung der Klosterkirche direkt verbunden ist bis 2003 das baulich anschließende frühere
Gästehaus des Klosters, der auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückgehende älteste
erhaltene Teil der Stiftsanlage, das im Erdgeschoss die Sakristei sowie Versammlungs- und
Lagerräume der Filialkirchengemeinde und im Obergeschoss bereits seit 1856 die Wohnung
des Mesners beherbergt.27

4. Kloster wird zur Stätte der Erwachsenenbildung

Um 1950 lässt sich nahezu zeitgleich eine weitere Etappe in der Nutzung und Verwertung der
Inzigkofer Schloss- und Klosteranlage durch das Haus Hohenzollern beobachten: Im barocken
Konventsbau der Klosteranlage wird nach umfangreichen Instandsetzungen am 8. März 1948
das Volkshochschulheim Inzigkofen als Stätte einer freien und der demokratischen Erneuerung
Deutschlands verpflichteten Erwachsenenbildung eröffnet. Ausschlaggebend dafür, dass
unter mehreren Alternativ-Standorten die Entscheidung für Inzigkofen fällt, ist die Ausstattung
des dortigen Klosters mit Zellen für die Gästebeherbergung und mit einem Konventssaal
für den Bildungsbetrieb sowie die Nähe zum damaligen Bahnknotenpunkt Sigmaringen. Trägerin
der von Heimleiter Dr. Walter Koblitz aufgebauten und über zwei Jahrzehnte geleiteten
Einrichtung ist zunächst die im April 1947 gegründete „Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschulen
Südwürttembergs", die in den von der französischen Militärregierung zur Verfügung
gestellten Inzigkofer Klostergebäuden eine Stätte zur Abhaltung von Arbeitstagungen, zur
Durchführung von Reifeprüfungen für jüngere Erwachsene sowie zur Schaffung eines Sammelpunktes
für Waisenfamilien sucht.28 Unabhängig von diesen größtenteils nicht realisierten

26 Weber, Im Schatten von Kloster und Schloss (wie Anm. 6), S. 99.

27 Beck (wie Anm. 7), S. 85; zur Baugeschichte des Klosters vgl. Weber, Kloster Inzigkofen (wie Anm. 2),
S. 201 -206.

28 Grundlegend zur Entstehung des Volkshochschulheims Inzigkofen Becker, Volkshochschulheim (wie
Anm. 25).

201


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0205