Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 207
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0211
Schloss und Kloster Inzigkofen 1850 bis 2003

Wechsel ist nach Aussage des langjährigen Hofkammerpräsidenten Dr. Hansjörg Krezdorn eindeutig
der kurzfristig erhöhte Bedarf an flüssigem Eigenkapital im Gefolge der Krise des fürstlichen
Hüttenwerks Laucherthal.42 Zur Rettung des hohenzollernschen Traditionsbetriebs und
als Voraussetzung für den späteren Einstieg des Unternehmers Merkle als Miteigentümer werden
zahlreiche Immobilien wie auch Teile des fürstlichen Kunstbesitzes veräußert, lediglich der
Waldbesitz bleibt von den Verkäufen ausgenommen. Er sei sich in dieser prekären Situation,
als das Laucherthal immer wieder ein paar Millionen benötigte, zeitweise wie ein Liquidator vorgekommen
, erinnert sich Hansjörg Krezdorn. Diese akute Notlage mit ihrem Zwang zu kurzfristigen
Vermögensverkäufen wird langfristig abgelöst von einer Geschäfts-Strategie der
Effizienzsteigerung und der Entledigung von unrentablen Baulasten zumal in Gestalt von
Schlössern, Klöstern, Kirchen und anderen Immobilien.43

7. „Schlossresidenz" mit acht Appartements

Am durchaus vorläufigen Ende einer langen Kette von Veräußerungen stehen Ende der 1990er
und zu Beginn der 2000er Jahre dann auch Schloss und Kloster Inzigkofen, deren langer Verbleib
in fürstlichem Besitz nach Aussage der verantwortlichen Mitarbeiter in der Hofkammer
weniger einer besonders emotionalen Nähe des Fürstenhauses zum Inzigkofer Erbe denn einer
sich erst spät eröffnenden passenden Gelegenheit geschuldet ist.44 Am Anfang der Trennung
vom ökonomischen „Problemfall" Inzigkofen steht das Schloss, über dessen Verkauf und Um-
nutzung als Rathaus seit 1995 die fürstliche Hofkammer und die Gemeinde Inzigkofen verhandeln
. Die bereits weit vorangetriebene Transaktion scheitert 1997 am Widerstand eines
hartnäckigen Mieters, der seine Wohnung im Schloss nicht räumen will und für die Gemeinde
die dringend benötigten Landeszuschüsse aus einem alsbald auslaufenden Landessanierungsprogramm
gefährdet.45 Am Ende stehen der Verzicht auf den kommunalen Schloss-Erwerb
und statt dessen der Bau eines neuen Rathauses in der Ortsmitte bis zum Jahr 2000 - mit Kosten
und Zuschüssen in einer den Schätzungen für die Schloss-Umnutzung sich annähernden
Höhe von knapp 4 Millionen bzw. 2,3 Millionen Mark.

Ende 1998 findet die Hofkammer in der Staufen Finanzberatung und Immobilien aus Göppingen
einen anderen Käufer, der das Schloss nebst Teehaus und 6200 qm umfassendem Garten
zum Preis von 820.000 DM erwirbt und bis Juli 2000 zur „Schlossresidenz Inzigkofen" mit
acht Appartements umbaut und parzelliert. Von der bereits durch die Modernisierung von
1952 massiv beeinträchtigten historischen Schlossanlage werden lediglich die Außenfassade
und das Treppenhaus erhalten.46 Gewissermaßen ein Abfallprodukt des Schlossverkaufs ist im
Oktober 2000 die Weiterveräußerung des zum Schloss benachbarten sog. Teehauses, eines

42 Protokoll der Zeitzeugenbefragung von Dr. Hansjörg Krezdorn, Sigmaringen, Hofkammerpräsident
a.D., v. 11. Okt. 2007 durch Kreisarchivar Dr. E. Weber betr. Verkaufspolitik des Fürstenhauses Ho-
henzollern (KreisA Sigmaringen).

43 Protokolle der Zeitzeugenbefragungen von Gerhard Albrecht, Verwaltungsdirektor a.D. der Fürstlich
Hohenzollernschen Hofkammer, v. 9. Okt. 2007 und von Hartmut Herr, Leiter der Immobilienverwaltung
der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, v. 11. Okt. 2007 durch Kreisarchivar Dr. E.
Weber betr. Verkaufspolitik des Fürstenhauses Hohenzollern (KreisA Sigmaringen).

44 Zeitzeugenbefragung Herr (wie Anm. 43).

45 Zeitzeugenbefragung Widmer (wie Anm. 40).

46 Zeitzeugenbefragung Herr (wie Anm. 43); KreisA Sigmaringen, Zeitgeschichtliche Sammlung - Inzigkofen
.

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