Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 213
(PDF, 59 MB)
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Schloss Hertingen

Anlage auf dem Felssporn bezeichneten. Sogar in Übernamen wurde das Schloss miteinbezogen,
der Sohn einer Flüchtlingsfamilie im Schloss wird bis heute der „Schloss-Helmut" genannt.
Ein Stockwerk unter den Flüchtlingsfamilien, in der Beletage, wohnte seit Kriegsende auch die
Familie des Oberst Karl Otto, dessen Tochter noch beim Verkauf des Schlosses an die Gemeinde
1978 allein das 1. Obergeschoss des herrschaftlichen Gebäudes bewohnte und im Winter einige
Räume der 230 Quadratmeter mit Holz beheizen musste. Im Mai 1991 zog Marie-Luise
Otto aus dem Schloss aus und ermöglichte dadurch die grundlegende Renovierung.

2. Der Kauf des Schlosses Hettingen

Nachdem Mitte der 70er Jahre Gerüchte aufgetaucht waren, dass das Fürstenhaus in Sigmaringen
Schlösser und andere historische Liegenschaften angeblich für 1,- DM verkaufe, um
den Instandhaltungskosten zu entgehen, fragte der damalige Bürgermeister der Stadt Hettingen
, Johannes Müller, im April 1978 bei der Fürstlich Hohenzollernschen Grundstücksverwaltung
in Sigmaringen an, was es mit derlei Gerüchten und einer zukünftigen Verwendung des
Schlosses Hettingen auf sich habe. Schon zwei Tage später antwortete das Rentamt, bejahte
die Verkaufsabsichten und bestätigte die Aufnahme der Stadt Hettingen in die Liste der Kaufinteressenten
.11 In Hettingen wurden offenbar die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt
für Schlösser und Adelssitze genau beobachtet, wie Archivalien aus dem Hettinger Gemeindearchiv
schön illustrieren.12 Direkt hinter dem oben erwähnten Schriftwechsel mit dem Rentamt
findet sich die Kopie eines Artikels aus der Zeitschrift „Capital" vom Juni 1978, in welchem
darüber berichtet wird, dass sich das Haus Thum und Taxis ebenfalls von seiner kostspieligen
Tradition trenne und unter anderem das Schloss Scheer für eine sechsstellige Summe verkauft
habe. Weitere Textmarkierungen geben vielleicht schon Aufschluss über die Preisvorstellung der
Hettinger Gemeinderäte: es wird hier auch vom Verkauf des Schlosses Barbing bei Regensburg
für 300 000 DM berichtet, in das nach einer ebenso teuren Totalrenovierung die Gemeindeverwaltung
eingezogen sei.13 Ende August 1978 unterbreitete die Gemeinde Hettingen
der Fürstlichen Grundstücksverwaltung ein Kaufangebot und hielt einen Preis von 240 000
DM für angemessen. Auch wenn die Grundstücksverwaltung diesem Kaufpreisangebot nicht
näher treten wollte, weil sie sich einen weit höheren Kaufpreis vorstellte14, kam es am 3. Oktober
1978 doch zu einer Besichtigung der Schlossanlage in Hettingen durch den Gemeinderat
und einer anschließenden grundsätzlichen Aussprache. Bürgermeister Müller betonte dabei
die räumliche Unzulänglichkeit des bestehenden Hettinger Rathauses und gab damit die Richtung
in der Diskussion um eine zukünftige Nutzung des Schlosses vor.
Dennoch stand grundsätzlich der Wille der Gemeindeväter im Vordergrund, das Schloss für
Hettingen und die Hettinger zu erhalten, und erst dann endgültig über eine Nutzung zu entscheiden
. Außerdem hatte angeblich ein privater Käufer Interesse am Schloss Hettingen angemeldet
, und der Gemeinderat sollte, so der Appell des Bürgermeisters an die Räte, trotz
aller Bedenken nicht länger mit einer Kaufentscheidung zögern.15 Wer nun dieser ominöse

11 Briefwechsel vom 25. und 27.4.1978 (Gemeindearchiv der Stadt Hettingen, Schlossanlage Hettingen,
Bd. 1, Abt. 7, Erwerb Schlossanlage)

12 Gemeindearchiv der Stadt Hettingen, Schlossanlage Hettingen, Bd. 1, Abt. 1, Erwerb Schlossanlage.
Vor allem aus der Stuttgarter Zeitung sind hier Artikel über Schlossverkäufe, -renovierungen und -um-
nutzungen zwischen 1981 und 1986 gesammelt.

13 Ebd., Kopie aus: Capital 6/78 S. 83 ff.

14 Ebd.; Brief des Fürstlich Hohenzollernschen Rentamts an die Stadt Hettingen vom 18.9.78.

15 Protokollniederschrift vom 3.10.1978 (wie Anm. 2).

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