Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 219
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0223
Schloss Hertingen

sind größtenteils modernen und öffentlichen Nutzungsansprüchen gewichen. Hier, aber auch
nur hier, wird beim Betreten der Hettinger Amtsstuben sichtbar, welche Kompromisse bei der
Umnutzung von einem zuvor privat genutzten historischen hin zu einem modernen öffentlichen
Gebäude eingegangen werden mussten. Die Diskussionen zwischen Gemeinderat und
Landesdenkmalamt um den Erhalt historischer Bausubstanz einerseits und einen „ordentlichen
" Rathausausbau im landläufigen Sinne mit geraden Wänden, Normtüren und pflegeleichten
Bodenbelägen andererseits, waren gelegentlich durchaus emotionsgeladen und wenig
sachlich, wie sich Alt-Bürgermeister Johannes Müller erinnert.33

Um die schon 1978 geübte und bis heute nicht völlig verstummte Kritik am beschwerlichen
Zugang zur Stadtverwaltung für ältere, nicht motorisierte Bürgerinnen und Bürger zu entschärfen
, war in den 80er Jahren die Idee entstanden, östlich der Hauptstraße zwischen den
Gebäuden der Bäckerei Stauss und des Frisörs Rudolph einen Aufzugsturm mit einer Rampe
zum Schlossbergrücken zu bauen. Ob damit wirklich mehr Bürgernähe der Verwaltung erreicht
werden kann, wird sich vielleicht in der Zukunft zeigen. Nach Auskunft der Stadtverwaltung
Hettingen vom Oktober 2008 ist das vielen Bürgern als unrealistische Vision
erscheinende Projekt Schlossbergaufzug keineswegs vom Tisch.

Heute kann man im Lauchertstädtchen, das zeigt der Alltag der Hettinger Bürger im Umgang
mit ihrer Verwaltung im Schloss, sehr gut leben. Das Schloss ist trotz seiner exponierten Lage
ein Ort der Bürger und für die Bürger geworden. Es finden regelmäßig Veranstaltungen im
und um das Schloss herum statt, die von den Bürgerinnen und Bürgern auch rege besucht
werden. Regelmäßige wechselnde Kunstausstellungen, Lesungen und andere Kunstgenüsse
locken Interessierte ins Schloss, im Mai findet seit einigen Jahren regelmäßig ein mittelalterlicher
Tag mit Gauklern, Händlern und vielen Besuchern rund um das Schloss statt und in den
Sommerferien gibt es seit Jahren ein gut besuchtes Open-Air-Konzert im Schlossgarten. Die Feierlichkeiten
zur erstmaligen urkundlichen Nennung der Stadt Hettingen vor 600 Jahren haben
erst im Sommer 2007 wieder gezeigt, wie sehr der vom Hohenzollernschen Fürstenhaus ungeliebte
, weil nutzlose Immobilienbesitz in Hettingen heute „unser Schloss" ist, wie es viele
Festbesucher ganz selbstverständlich bezeichneten.

Ein Wermutstropfen bei der ansonsten gelungenen Restaurierung und Umnutzung historischer
Bausubstanz im Schloss Hettingen ist für den Autor die historische Schlossküche. Der alte,
schräg nach außen und auf eine zentrale Ablaufrinne zulaufende Boden ist zwar erhalten geblieben
, aber weitgehend unter einem hässlichen Regalsystem verborgen. Ähnliches gilt für
den Rauchfang. Die historischen Wasserbecken an der Innenwand des schön gewölbten mittelalterlichen
Raumes sind gänzlich verschwunden. Statt staubiger Aktendeckel hätte hier sicher
ein kleines Heimatmuseum einen bauhistorisch wichtigen und würdigen Ort gefunden.

33 Johannes Müller in einem Gespräch mit dem Autor im Sommer 2007.

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