Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 222
(PDF, 59 MB)
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Uwe A. Oster

es hat die Baukunst hier ihr Willen recht gehegt. Die Statuen seynd sehr nett benebst den
schönen Vasen, man sieht Neptun auch mit seinen Wassern blasen. Fontainen seynd mit Lust
jetzt in den Stand gebracht, die springen nach der Kunst und hoch mit aller Pracht; und deren
sanft Geräusch trägt viel Anmuth bey, und wer den Lindich sieht, der rühmt, dass schön er
sei. "2

Das Schloss hat eine Nutzfläche von rund
1000 Quadratmetern, die Kavaliershäuschen
jeweils rund 140 Quadratmeter. Überliefert
sind auch einige Angaben zu den Innenräumen
um 1740: Erwähnt sind ein gemalter
Saal, ein Tafelzimmer, das Schlafzimmer des
Fürsten, ein Porzellanzimmer und ein Billardzimmer
.3 Neben dem kunstvoll angelegten
Garten entstand ein Wildpark, der bis 1856
bestand. Auch die umliegenden Wälder
waren eingezäunt und dienten als monumentales
Jagdrevier.

Der Lindich diente den Hechinger Fürsten
denn auch vor allem als Jagdschloss. Die Fürsten
Friedrich Wilhelm (1663-1735) und
Friedrich Ludwig (1688-1750) waren exzessive
Jäger, die ihr ganzes Fürstentum in ein

Plan der barocken Gartenanlage des Schlosses.
Links die Südseite mit den Kavaliershäuschen,
rechts die steil zur Starzel hin abfallende Nordseite
, die ebenfalls mit Grotten und Wasserspielen
aufgelockert war.

Foto: Genzmer, Bildteil, S. 103
einziges großes Wildgehege verwandelten.

An einer durchschnittlichen fürstlichen Jagd nahmen 150 bis 180 Menschen und über 300
Hunde teil.4 In den eingezäunten Wäldern lebten Wildschweine und Hirsche in großer Zahl.

Unter dem Fürsten Friedrich Wilhelm Constantin (1801-1869) und seiner Gemahlin Eugenie
(1808-1847) war der Lindich dann Teil der Inszenierung des „orpheischen Hechingen" mit
Franz Liszt, Hector Berlioz, Louis Spohr und Thomas Täglichsbeck als Protagonisten. Vor dem
Einzug Constantins und Eugenies, noch als Erbprinzenpaar, wurde das Schloss durch Auguste
Nicolas von Clavel umgebaut und erhielt damit sein heutiges Erscheinungsbild. Mit der Revolution
von 1848 war die glanzvolle Zeit des Lindich als Musenhof vorbei. Mit dem Fürsten verließ
auch die Hofkapelle die Stadt in Richtung Schlesien, wo Friedrich Wilhelm Constantin auf
den von seiner Mutter geerbten Gütern bis zu seinem Tod 1869 gelebt hat.

Die Immobilien des Hechingen Fürsten gingen bereits 1850 in den Besitz der Sigmaringer Linie
über. Die Fürstenfamilie machte in der Folge bis in die Mitte der 1870er Jahre regelmäßig auf
dem Lindich Quartier, ebenso wie Vertreter der preußischen Königshauses, allen voran König

2 Hohenzollerische Blätter, 27.7.1908.

3 Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 1: Kreis Hechingen, Hechingen
1939, S. 198.

4 Casimir Bumiller: „Der Kampf um die freie Pirsch". In: DAMALS 10/1996.

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