Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 225
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0229
Hechinger Residenzen: Schloss Lindich und Villa Eugenia

loren. Doch alle Bemühungen blieben vergebens. Das Land Baden-Württemberg verkaufte die
Liegenschaft an einen privaten Investor, der das Barackenlager abreißen lassen und an dessen
Stelle ein Hotel bauen möchte-ein in dieser Form einzigartiges Erdhügelhotel mit 50 bis 100
Betten und einem angeschlossenen Gesundheitszentrum. Nur das zentrale Empfangsgebäude
soll in herkömmlicher Bauweise entstehen, die Zimmer dagegen in Erdhügeln untergebracht
sein. Die Zeitungen schwärmten im Februar 2002 bereits vom „Lindich als Teil des Medical Valley
", ein von Bürgermeister Jürgen Weber eingeführter Begriff, mit dem Hechingen im weitesten
Sinn als Gesundheitsstadt etabliert werden soll. Bisher allerdings ist dieser Plan nicht
umgesetzt worden; das Barackenlager verfällt langsam, die Natur holt sich die Fläche beharrlich
zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße hat seit den 1960er Jahren der Hechinger
Reiterverein sein Domizil; vor wenigen Jahren ist eine private Reithalle hinzugekommen
.

Das Schloss Lindich war in die diversen Lagernutzungen des Barackengeländes nach dem Zweiten
Weltkrieg nicht miteinbezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten kurzzeitig wieder
Mitglieder der fürstlichen Familie im Schloss. 1947 zog dort das „Fürstin-Eugenie-Institut für
Heilpflanzenforschung" mit umfangreichen Sammlungen, Laboratorien, Tagungsräumen und
Wohnungen ein. Auch entstand um das Schloss ein großer botanischer Garten mit vielen Hunderten
von Heilpflanzen, der zahlreiche Besucher anzog. Gegründet wurde das Institut von
Prof. Dr. Karl Hummel (1902-1986), der an der Universität Tübingen Botanik und Pharmazie
lehrte. Neben bekannten Heilpflanzen baute man auf dem Lindich auch Pflanzen an, die bisher
noch keine medizinische Anwendung fanden, bei denen aber heilpraktische Wirkstoffe
vermutet wurden. Die Ergebnisse der auf dem Lindich betriebenen Grundlagenforschung wurden
pharmazeutischen Unternehmen zur Verfügung gestellt, die auf dieser Basis dann Medikamente
entwickeln konnten.

Die naturwissenschaftliche Arbeit wurde ergänzt durch die so genannten Lindicher Gespräche,
bei denen sich Theologen und Naturwissenschaftler austauschten, um naturwissenschaftliche
Erkenntnisse und religiöse Glaubenssätze miteinander in Einklang zu bringen. Vor diesen Tagungen
fand zur Einstimmung jeweils ein katholischer und ein evangelischer Gottesdienst in
der Schlosskapelle statt. Die Lindicher Gespräche wurden veranstaltet von der „Gesellschaft naturwissenschaftliche
und christliche Bildung". Auch Vertreter des Hauses Hohenzollern nahmen
regelmäßig an den Tagungen teil. 1976 wurde das Institut geschlossen.

Fast schien es damals, als könnte nahtlos ein neuer Besitzer gefunden werden: Der Förderverein
Bildungsstätte Hohenzollern-Messkirch plante, im Schloss Lindich ein Tagungszentrum einzurichten
. Doch erhielt das ehemalige Franziskanerkloster St. Luzen in Hechingen schließlich
den Vorzug; dort ist das Bildungszentrum auch heute noch untergebracht. Die Initiative des damaligen
Bürgermeisters Norbert Roth, eine Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung
im Lindich einzurichten, verlief gleichfalls im Sand.

Schließlich erwarb 1984 eine Gruppe von Privatleuten das Schloss und die Kavaliershäuser.
Die neuen Eigentümer, vor allem Freiberufler - Architekten, Ärzte, Künstler, Rechtsanwälte...
- kamen aus ganz Deutschland. Angezogen wurden sie von der „emotionalen Bindung an
den Ort und die einzigartige landschaftliche Lage".12 Als erstes wurden die Kavaliershäuser
und die Remise von ihren neuen Eigentümern saniert. In einem der Häuser wurde wieder eine

12 Hohenzollerische Zeitung, 19.2.2002.

225


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0229