Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 260
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Andreas Zekorn

Daneben wurde das Schloss bereits in den 1920er-Jahren auch für Ausstellungen und Theateraufführungen
genutzt. Anlässlich des Landwirtschaftlichen Gaufestes, das vom 1. bis 3. Oktober
1927 in Haigerloch gefeiert wurde, gab es eine umfangreiche landwirtschaftliche
Ausstellung im Schloss zu sehen. Beim Heimattag der Stadt Haigerloch führte eine Theatergruppe
unter Regie des gebürtigen Sigmaringers Robert Marencke, der 1945 das „Hohenzol-
lerische Landestheater in Sigmaringen begründen sollte, am 6. Juli 1929 das Heimatspiel
„Mechtild von Hohenberg" auf, das der Hechinger Studienrat Dr. Karl Widmaier, ein gebürtiger
Haigerlocher, verfasst hatte29.

In der Zeit des Nationalsozialismus nutzten verschiedene NS-Organisationen das Schlossgebäude
. Am 1. Februar 1934 verlegte die SA-Standarte 40 in Haigerloch ihr Büro auf das
Schloss. Auch die Kreisbauernschaft Hohenzollern/Eyach bzw. Neckar-Eyach hatte hier ab Februar
1934 bis 1. April 1939 ihr Geschäftsbüro, das anschließend nach Hechingen verlegt
wurde. Zudem diente das Schloss von September bis Ende Oktober 1939, als der Krieg ausbrach
, zur Unterbringung von Rückwanderern, die ihre Heimat (an den Grenzen des Reichs)
verlassen (mussten), um der drohenden Kriegsgefahr im Westen infolge des beginnenden
Kriegs mit England und Frankreich zu entgehen. 1.000 Menschen waren damals in Haigerloch
einzuquartieren30. Während des Zweiten Weltkriegs befanden sich in den Gebäuden des
Schlosses zudem ein Reichsarbeitsdienstslager für Mädchen und der Bund deutscher Mädel
(BDM). Schließlich war hier im Juli 1941 noch ein Erholungslager eingerichtet31.

Bei Kriegsende erlitt das Schloss leichte Schäden, als am 22. Februar 1945 bei einem Fliegerangriff
durch Bombeneinwirkung die Fenster von Schloss und Schlosskirche an der Westfront
zerstört wurden. Als die französischen Truppen einmarschierten kam es zu Gefechten, wobei
deutsche Artillerieeinschläge das Schloss und das ehemalige Oberamtsgebäude geringfügig beschädigten32
. In Zusammenhang mit der Zeit des Nationalsozialismus ist am Rande darauf hinzuweisen
, dass Ende 1944/Anfang 1945 im Felsenkeller des Schwanenwirts unter dem Schloss
durch Mitarbeiter des von Berlin nach Hechingen ausgelagerten Kaiser-Wilhelm-Instituts für
Physik ein kleinerer Reaktor für Zwecke der Atomforschung eingerichtet worden war. Möglicherweise
wurden durch das Institut auch Räume im Schloss genutzt, denn der Landesbau-

29 Zur Ausstellung 1927: KrABL, Landwirtschaftliche und gewerbliche Ausstellung 1927; Stadtchronik
Haigerloch, Teil 11899 - 1930, transkribiert von Karl Werner Steim, S. 90f., 124,132-135 (maschinenschr.
Manuskript, KrABl, Bibliothek, Haigerloch). - Karl Widmaier: Mechtild von Hohenberg. Heimatspiel der
Stadt Haigerloch, Haigerloch 1929. - Zur Geschichte des Landestheaters (mit weiterer Literatur): Andreas
Zekorn: Hoftheater und freies "Schauspieler-Kollektiv": eine Theatergeschichte Hohenzollern-
Sigmaringens von 1828-1950 in drei Akten. In: Schwabenspiegel [Medienkombination], Biberach/Riß
2006, Bd. 2,2, S. 1343-1355.

30 KrABL, Hech 2, Bd. 2, Nr. 1074 (Fürsorge für Umsiedler in Haigerloch). - Stadtchronik Haigerloch, Teil
II, 1930 - 1966, transkribiert von Karl Werner Steim, S. 76 (S. 43), 121 (S. 61), 139 (S. 69) (maschinenschr
. Manuskript, KrABl, Bibliothek, Haigerloch). - Steim, Haigerloch in preußischer Zeit (wie Anm.
25), S. 651, 74ff.

31 Schloss Haigerloch [ca. 1981] (wie Anm. 26). - Ilg, Schloss Haigerloch (wie Anm. 22), S. 33. - Stadtchronik
Haigerloch, Teil II (wie Anm. 30), S. 148(S. 72) (5.2.1940), S. 221 (S. 93) (31.12.1942), S. 262
(S. 107) (25.5.1945); Steim, Haigerloch in preußischer Zeit (wie Anm. 25), S. 76f., 79.

32 Stadtchronik Haigerloch, Teil II (wie Anm. 30), S. 223 (S. 100) (22.2.1945), S. 253 (S. 103f.)
(20.4.1945).

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