http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0270
Andreas Zekorn
Nach der Nutzung als Gericht diente das Gebäude als Wohnraum. Wahrscheinlich wohnten ab
1922 bis 1947 die Witwe Franz Xaver Hodlers und deren Tochter Maria im Neuen Bau. Als
1947 die Verwaltungsschule gegründet wurde, nutzte sie auch dieses Gebäude. Nach 1975
wurden hier ein Schmuckladen, eine Schmuckgalerie und Gästezimmer untergebracht.45 2008
beherbergt der Neue Bau neben Gästezimmern und Räumen für Freizeitaktivitäten, wie Billard
und Schach, die Schlossvinothek46.
3. Resümee
Der größte Teil des Schlosskomplexes war bis 1974 im Besitz der Fürsten von Hohenzollern-
Sigmaringen und während dieser Zeit weitgehend ununterbrochen genutzt. Nach der Nutzung
als persönliche Residenz der Grafen und Fürsten dienten die Schlossgebäude zum einen
vielfach als Wohnraum, unter anderem für herrschaftliche Bedienstete. Zum anderen waren
verschiedene Verwaltungsbehörden hier einquartiert. Einige dieser Verwaltungsgebäude waren
nach 1850 in den Besitz des preußischen Fiskus und dessen Rechtsnachfolger übergegangen.
Im Zusammenhang mit der Nutzung durch Verwaltungsbehörden verwendete man Räume in
zwei Gebäuden zeitweilig auch als Gefängnis, wobei der Ortswechsel vom Verlies im Fruchtkasten
zum Untergeschoss des Neuen Baus in den 1830er-Jahren auf eine humanere Behandlung
der Gefangenen hindeutet. Drittens befanden sich im 20. Jahrhundert mehrere
Schulen in den Schlossgebäuden. Während des Ersten Weltkriegs war im Schloss ein Lazarett
eingerichtet. Im Dritten Reich nutzten NS-Organisationen dortige Räumlichkeiten. Darüber
hinaus bot und bietet das Schloss verschiedentlich Raum für kulturelle Veranstaltungen.
1974/75 gab es mit dem Verkauf an den Unternehmer Paul Eberhard Schwenk eine gewisse
Zäsur in der Nutzungsart. Der neue Besitzer verfügte über die entsprechenden Finanzmittel
und ließ die Schlossgebäude mustergültig renovieren. Seitdem dient das Schloss sowohl kulinarischen
und kulturellen Zwecken wie auch als vornehmes Hotel mit Tagungsräumlichkeiten.
45 StAS, Ho 235 T 2 Nr. 5 Vertrag vom 18. Januar 1855 (wie Anm. 21); KrABL, ZAK 3/134, Bd. 1, Nr. 27
(Feuersocietäts Kataster der Gemeinde Haigerloch), Geb.Nr. 5; ebd. Nr. 129 (Vertrag für Gebäude Nr.
5). - Genzmer, Kunstdenkmäler Hechingen (wie Anm. 11), S. 140. - Hodler, Haigerloch (wie Anm. 1),
S. 393ff. - Bongers, Schloß Haigerloch (wie Anm. 37), S. 68. - Ilg, Schloss Haigerloch (wie Anm. 22),
S. 7. - Marquard Gulde (Hg.):Kunst- und Kirchenführer durch die Stadt Haigerloch. Haigerloch
1950, S. 11. - Zur Familie Hodler: Freundliche Auskunft Dr. Gerhard Hodler, Mainz (wie Anm. 25).
46 Schmitt, Burgen (wie Anm. 1), S. 210. Aktuelle Informationen durch Gunther Hellberg (wie Anm. 37).
266
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0270