Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 276
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0280
Bernhard Rüth

Die Schlossanlage ist ein komplexes Gefüge aus Bauwerken verschiedenster Epochen. Über
Jahrhunderte hinweg wurde gebaut - am Wasserschloss selbst wie auch am Vorhof mit dem
Torbau, dem sog. Fruchtkasten und der Zehntscheuer. Insgesamt gesehen, handelt es sich um
ein eindrucksvolles Ensemble: ein „Gesamtkunstwerk" des frühneuzeitlichen Schlossbaus im
oberen Neckarraum3.

Die Anlage geht auf eine spätmittelalterliche Wasserburg zurück, die wohl schon im 13. Jahrhundert
errichtet wurde. Der Ausbau zum Wasserschloss war das Werk Reinhards von Neuneck
, eines weltläufigen Vertreters der im Glatttal ansässigen Adelsfamilie der Herren von
Neuneck. Ab 1513 ließ Reinhard von Neuneck die aus zwei Häusern bestehende Wasserburg
zu einem dreiflügeligen Wasserschloss mit zwei- bzw. dreigeschossigen Wohntrakten und vier
Ecktürmen ausgestalten. Den Bauinschriften zufolge dürfte der Um- und Ausbau, der sich in
verschiedenen Abschnitten vollzog, im Jahr 1547 abgeschlossen gewesen sein.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war das neuneckische Schloss, gemessen am Wohnstandard
des ritterschaftlichen Adels, ein repräsentativer Herrschaftssitz, der in architektonischer
Hinsicht auf der Höhe der Zeit war4.

An der Wende zum 18. Jahrhundert wurde das Wasserschloss von den Freiherren von Landsee
und unter den Äbten von Muri den Repräsentationsbedürfnissen des Barockzeitalters an-
gepasst. Die Wohntrakte wurden auf insgesamt drei bzw. vier Geschosse aufgestockt; im
dritten Obergeschoss entstand die Beletage mit den sog. Fürstenzimmern. Unter Abt Plazidus
Zurlauben wurde der Ausbau des Schlosses zum Abschluss gebracht; die barockisierte Schlosskapelle
wurde 1724 geweiht5.

Aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt eine historische Ansicht des Glatter Schlosses -
mutmaßlich die einzige, die sich aus der Zeit vor der Verbreitung der Fotografie erhalten hat.
Die Federzeichnung wurde von P. Leodegar Mayer gefertigt6. In laienhafter Weise ist der
Schlosskomplex aus der Vogelperspektive im Sinne eines „Idealprospekts" dargestellt.

Vgl. Volker Himmelein: Schlösseram oberen Neckar. In: Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Das Land am oberen Neckar. Hg. von Franz Quarthal. Sigmaringen 1984, S. 271-284.
Angesichts der Zeitstellung erscheint die Regelmäßigkeit der Schlossanlage „in höchstem Grade bemerkenswert
". Imke Ritzmann in: Bumiller/Ritzmann/Rüth/Schaub (wie Anm. 1), S. 26. Im Hinblick auf
die zweiarmig-gegenläufigen Treppen im Ost- wie auch im Westflügel stufte Friedrich Mielke den
Grundriss als geradezu avantgardistisch' ein. Friedrich Mielke: Die Geschichte der deutschen Treppen.
Berlin/München 1966, S. 202. Die Frühdatierung der Treppenhäuser hält jedoch kritischer Überprüfung
nicht stand. Vgl. Imke Ritzmann in: Bumiller/Ritzmann/Rüth/Schaub (wie Anm. 1), S. 12.
StAS FAS DS 27. - Verstreute Informationen zu den Baumaßnahmen unter Abt Plazidus Zurlauben enthalten
die Rechnungsbücher der Abtei Muri. Stiftsarchiv Muri-Gries, Abt. Gries, Cod. III-IV.
Stiftsarchiv Muri-Gries, Abt. Samen, Ms. 295. Vgl. Hohenzollern in alten Ansichten. Hg. von Max
Schefold. Konstanz/Lindau/Stuttgart 1963, S. 92. - Von der Mayer'schen Vedute wurde mir 1996
durch P. Adelhelm Rast OSB eine Reproduktion zur Verfügung gestellt.

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