Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 279
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0283
Schloss Glatt. Vom Herrschaftsmittelpunkt zum Kulturzentrum

Der Kirchenraum diente in der Folgezeit u. a. als Brennholzlager. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs
wurde die ehemalige Kapelle, deren Stuckdecke schweren Schaden genommen hatte,
auf Initiative des in Glatt ansässigen Künstlers Paul Kälberer restauriert. Seit 1950 wird die Kapelle
von der Evangelischen Kirchengemeinde Dettingen wieder für kultische Zwecke genutzt14.

Im Jahr 1835 ordnete die hohenzollerische Verwaltung im Zeichen der Humanität den Einbau
von Gefängniszellen in die Fürstenzimmer des Glatter Schlosses an; der Protest des Oberamts
verhallte ungehört15. Die Baumaßnahme war mit gravierenden Eingriffen in die Bausubstanz
des Schlosses verbunden; durch den Einbau der Gefängniszellen wurde nicht nur das Raum-
gefüge der Beletage zerstört, sondern auch die Tragfähigkeit des Kapellen-Gewölbes gefährdet
. Vom hochwertigen Rokoko-Deckenstuck der Fürstenzimmer sind nur geringfügige
Fragmente erhalten geblieben.

Den Höhepunkt in dieser „Chronique scandaleuse" bildet die Demontage des prächtigen Brunnens
im Glatter Schlosshof. Am Wehrgang erhob sich bis zum Jahr 1861 ein imposanter Renaissance
-Brunnen; der um das Jahr 1600 entstandene wappengeschmückte Aufsatz, der die
Mauernische einrahmte, war (bzw. ist) ein Meisterwerk der Bildhauerkunst.

Im Jahr 1860 genehmigte Prinz Wilhelm von Preußen im Namen des Königs die Überlassung
des Kunstwerks an den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen behufs Aufstellung desselben
an dem fürstlichen Schlosse zu Sigmaringen. Um das Gesamtbild des Schlosshofes nicht zu beeinträchtigen
, wurde von der Regierung zu Sigmaringen die Nachbildung von Wasserspeier
und Brunnentrog in einfachen Formen verfügt16. Brunnentrog und Brunnenaufsatz befinden
sich heute an verschiedenen Standorten im Schloss Sigmaringen. Zum Kaminmantel umfunktioniert
, dient der Brunnenaufsatz in der Trinkstube als dekoratives Kabinettstück17.

Die Verlagerung des Brunnens ist kein Einzelfall. In der hohenzollerischen Ära ging das Glatter
Schloss nahezu seiner gesamten Ausstattung verlustig.

12 Quellenhinweise zur Nutzungsgeschichte des Schlosses im Zeitraum 1803-1970 verdanke ich meinen
Mitarbeitern Armin Braun und Bettina Eger sowie Herrn Dr. Otto H. Becker, Herrn Siegfried Esslingen
Herrn Wolfgang Hermann und Herrn Dr. Johann Ottmar.

13 Hodler (wie Anm. 7), S. 719.

14 Otto Hellstern/Gesa Kälberer: Zur Geschichte der Schloßkapelle Glatt. In: 100 Jahre evangelische Kirche
Dettingen. 25 Jahre Schloßkapelle Glatt. 25 Jahre evangelische Kirche Rexingen. Pfingsten 1976.
Dettingen 1976, S. 25-29.

15 StAS FAS NVA 8559, 27401; ebd. DS 119 T 1 Nr. 221, T 2 Nr. 1151-1163. Vgl. auch ebd. Ho 201 Bü
1020-1021.

16 StAS Ho 235 I See. V 179.

17 Johann Ottmar: Selbstbewußt trotz knapper Kasse. Kaminwappen, Reiterbild und Grabmal des Hans
Caspar von Neuneck. In: Beiträge zur Landeskunde 1989 Nr. 2, S. 6-10. Johann Ottmar: Kaminmantel
, Reiterbild und Grabmal des Hans Caspar von Neuneck zu Glatt. In: Johann Ottmar: Landadel, Kirche
und Bauern. Zehn Beiträge zur Geschichte und Kulturgeschichte der Adelsherrschaften am Neckar
und Schwarzwald im 15. und 16. Jahrhundert. Horba. N. 1991, S. 203-209. Vgl. Die Kunstdenkmäler
Hohenzollerns. Hg. von Walther Genzmer. Bd. 2: Kreis Sigmaringen. Bearb. von Friedrich Hossfeld,
Hans Vogel und Walther Genzmer. Stuttgart 1948, S. 310, 314f. Walter Kaufhold/Rudolf Seigel: Schloß
Sigmaringen und das Fürstliche Haus Hohenzollern. Sigmaringen21979, S. 63.

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