Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 293
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0297
- nur knapp die Hälfte der etwa 50 Konvente überlebte. In der vorderösterreichischen Klosterlandschaft
erfuhren also gerade die Frauenkommunitäten bereits vor 1803/06 eine tiefgreifenden
Veränderung, zumal mit den josephinischen Aufhebungen eine das monastische
Leben stark reglementierende Klosterpolitik einherging. Die Studie beschäftigt sich daher „mit
den bisher wenig untersuchten weiblichen Implikationen des Klosteraufhebungsprozesses am
Beispiel der josephinischen Säkularisationen". Die Frage nach der nachklösterlichen Existenz der
Frauen, aber auch nach weiblichen Handlungsspielräumen und Überlebensstrategien in der
Zeit der existentiellen Krise rückt somit in den Mittelpunkt, und es lassen sich in besonderem
Maße geschlechtsspezifische Differenzierungen herausarbeiten. Überhaupt sieht Ströbele ihren
Untersuchungsgegenstand immer auch als Schnittstelle zwischen Säkularisationsforschung
und Geschlechtergeschichte im weitesten Sinn. Von da her versucht sie methodisch „mit sozial
- und mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen eine Annäherung an das Phänomen mo-
nastischer Lebenswelten, weiblicher Handlungsspielräume und Handlungsmuster im Umfeld
staatlicher und kirchlicher Restriktionen in einer Phase der existentiellen Krise" zu leisten (S. 4f.)
Zwölf Klöster, die zu Schwäbisch-Österreich gehörten sowie im Bistum Konstanz lagen, stehen
exemplarisch im Fokus der Untersuchung. Die in Vorarlberg liegenden Klöster wurden nur am
Rande berücksichtigt, dagegen wegen seiner Bedeutung das zu Ehingen gehörende Kloster
Krockental einbezogen.

Ein erstes Hauptkapitel (S. 24-59) untersucht die josephinische Klosterpolitik im Vorfeld des
ab 1782 einsetzenden Aufhebungsprozesses vor allem unter dem Aspekt des Zusammenwirkens
staatlicher und kirchlicher Instanzen am Beispiel der Zusammenlegung der Klöster Rottenburg
und Horb. Gerade dieses Beispiel ermöglicht Ströbele die Verifizierung bzw. durch
einen Perspektivenwechsel die Neuinterpretation des bei vielen Frauenklöstern vorherrschenden
Topos vom „sittlichen Verfall". Am Beispiel der Zusammenlegung der Horber und Rot-
tenburger Konvente der Franziskaner-Tertiarinnen untersucht sie anschaulich und detailliert
die Frage nach Machtkonstellationen und Handlungsspielräumen, insbesondere der unteren
Verwaltungsebenen im administrativen Gefüge des absolutistischen Staates. Es wird u.a. deutlich
, dass die zeitgenössischen Vorwürfe gegen das Ordensleben sensibel interpretiert werden
müssen: So stellt sich heraus, dass auf der einen Seite für das Horber Kloster der Vorwurf des
„sittlichen Niedergangs" entkräftet werden kann, auf der anderen Seite aber die Beschwerden
über das Rottenburger Kloster auf konkreten Begebenheiten beruhten (S. 39). Deutlich
wird darüber hinaus, dass sich die Mehrzahl der Tertiarinnenkonvente dem staatlichen Streben
nach Heranziehung zu öffentlichen Aufgaben widersetzte und dabei sogar von den örtlichen
Behörden unterstützt wurde. Neben den Finanzierungsproblemen und fehlenden räumlichen
Kapazitäten wurde von beiden Seiten die fehlende Qualifikation der Klosterschwestern für
eine Lehrtätigkeit im neu reformierten österreichischen Schulwesen als Argument angeführt.
1782 wurden auch die in den Augen der Zeitgenossen für das Gemeinwesen nützlichen Einrichtungen
wie z.B. das Tertiarinnenkloster in Saulgau rücksichtslos säkularisiert. Die Fallstudie
zeigt, wie es im Vorfeld der josephinischen Aufhebungen zu Eingriffen in die klösterliche Autonomie
kam. Dabei muss den unteren Verwaltungsebenen phasenweise ein rigoroseres und
über die kaiserlichen Vorgaben hinausgehendes antimonastisches Vorgehen attestiert werden.

In einem weiteren Kapitel (S. 60-72) bietet Ströbele grundsätzliche Ausführungen über die Klosteraufhebungen
in den Vorlanden inklusive einer synoptischen Darstellung der vorderösterreichischen
Klosteraufhebungen in ihrem Phasenverlauf. Derauf die Franziskanerinnenklöster
abzielende Aufhebungsprozess von 1782 wird hier unter dem Aspekt der Wirkungsweise und
Beteiligung der unteren administrativen Ebenen mit dem besonderen Augenmerk auf die betroffenen
Frauen analysiert. Der Prozess der Klosterreduktionen begann in den habsburgischen

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