Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 294
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0298
Ländern bereits unter Maria Theresia. Die Schließung der Ordensniederlassungen geschah im
gesamten deutschen Reich, im Südwesten waren die Niederlassungen in Freiburg, Konstanz,
Feldkirch, Rottenburg und der Reichsstadt Rottweil betroffen. Dieser Vorgang bildete quasi
den Modellversuch für die späteren Säkularisationen, die in den habsburgischen Ländern in
großem Stil aber erst durch Kaiser Joseph II. vorbereitet und durchgeführt wurden. Während
für die gesamten habsburgischen Territorien die 1783 einsetzenden Aufhebungen quantitativ
am einschneidendsten waren, konstatiert Ströbele für die Vorlande eine gegenläufige Entwicklung
, da hier bereits das einschlägige Dekret vom Januar 1782 zu einer größeren Zahl von
Aufhebungen geführt hatte, dann aber der Klosterreduktionsprozess mehr oder weniger ins
Stocken geriet (S. 60f.). 34 Klöster waren in den Vorlanden durch die josephinischen Aufhebungsmaßnahmen
betroffen, darunter wegen ihrer relativen Dichte in der Region vor allem
Klöster von Franziskaner-Tertiarinnen. 24 Konvente gab es im Untersuchungsgebiet, darunter
drei in Vorarlberg. Von den 21 verbleibenden wurden 19 definitiv aufgehoben, nur den Schulschwestern
in Ehingen und den Villinger Klarissen gelang unter anderen Vorzeichen eine Weiterexistenz
. Unter den 19 gänzlich aufgehobenen Klöstern befanden sich wiederum 17
Einrichtungen der Franziskaner-Tertiarinnen. Das Problem der Pensionszahlungen und der häufig
in ausländischen Territorien liegende Klosterbesitz scheint 1783 ein Umdenken bewirkt zu
haben. Statt rigoroser Auflösungen favorisierte man nun kostenneutrale Lösungen, wie die
Zusammenlegung von Klöstern und - wenn es auch selten vorkam - die Umwandlung der Klöster
in so genannte „freiweltliche adlige Damenstifte".

Nach einem Blick auf die Rahmenbedingungen und die Abwicklung der Aufhebung kontemplativer
Konvente (S. 73-92) nimmt Ströbele den Gesichtspunkt „Rezeption und Reaktion:
Resistenzstrategien und lokale Solidarität?" in den Blick (S. 93-128) und steigt dabei tief in die
Geschichte einer ganzen Reihe von Konventen ein. So lassen sich außer für Moosheim bei allen
im Oberamt Stockach befindlichen Klöstern, Saulgau, Unlingen, Laiz und Gorheim, Abwehrmechanismen
gegen die Aufhebungsbestrebungen und explizite Bemühungen um einen Klostererhalt
oder zumindest um ein Bleiberecht im Kloster feststellen. Die Verankerung im
kirchlich-gesellschaftlichen Leben der Gemeinden trug an den Standorten Saulgau und Laiz
sogar zu einer Mobilisierung der Bevölkerung bei, die das bildungspolitische bzw. seelsorgerisch
-religiöse Engagement der Klosterfrauen als positive Komponente im Gemeindeleben
schätzte. Die Klosterfrauen waren sich der aufklärerisch-utilitaristischen Kritik an ihrer Existenz
sehr wohl bewusst und versuchten den Vorwurf der Nutzlosigkeit durch Engagement für das
Gemeinwohl zu entkräften. Die dabei angewandte Argumentationsstrategie lässt auf oberamtliche
Mithilfe schließen, da sich die Klosterfrauen als intime Kennerinnen der lokalen sozialen
Situation erwiesen und ihre Offerten auf die Bedürfnisse des Oberamtsbezirkes
abstimmten. Für die Vorlande konstatiert Ströbele die direkte Beteiligung der Oberämter als administratives
Merkmal des Aufhebungsprozesses. Statt der Gründung eigener Klosteraufhebungskommissionen
mit Mitgliedern der Landesregierung wurde die Aufgabe den örtlichen
Vertretern der Oberämter übertragen. Diese, mit den konkreten Folgen des Vorgangs konfrontiert
, entwickelten teilweise nicht nur Sympathien für die Klöster, sondern solidarisierten
sich mit den Betroffenen und entwickelten kollektive Abwehrmechanismen (S. 126)

In einem „Exkurs" (S. 129-177) untersucht Ströbele „die Klostergemeinschaften am Vorabend
ihrer Aufhebung". Vor der Aufhebungsphase lässt sich eine Tendenz zu steigenden Insassenzahlen
feststellen, wobei diese demographische Entwicklung der Tertiarinnen auf keine Krisenmomente
oder gar auf einen Trend zur Selbstauflösung hindeutet. „Offensichtlich erfreuten
sich die Drittordensgemeinschaften der Franziskanerinnen vor allem im 18. Jahrhundert eines

294


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0298