Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0074
Herbert Zander

erwähnt werden Dettenseer Schutzbriefe nach Hans Bach69 für die beiden Juden „Man-
nele und Sohn" in den Jahren 1690 und 169470. Diese Briefe, wie auch die anfänglichen
Schutzbriefe des Klosters Muri, waren auf das Oberhaupt einer Familie ausgestellt.
Am 24. Oktober 1757 erteilte der neugewählte Fürstabt Bonaventura IL des Klosters
Muri (1757-1776) für die ganze jüdische Gemeinde einen Schutzbrief71 mit nachfolgendem
Wortlaut:

Demnach die in Unserer Herrschaft Dettensee Biß anhero im Schut^gelittene Judenschaft vor uns erschienen
, und unterthänigst angebracht, was gestalten auf erfolgtes seelfiges] Absterben Unsers Herrn
Vorfahrern Fridolini, [1751—1757] wir unsern Schut% und Protection Ihnen auf Ihr gänzlich versicherndes
Wohlverhalten gnädigst erteilen möchten: Als haben wir Ihre demüthige Bitt in Gnaden angegehört
, denenselben Unsern Schut^gnädigst zugesagt, anmit aber uns allezeitfrey- und Vorbehalten
wollen, Ihnen Juden Unseren hiemit an^udeyhenden Schutt^ mit oder ohne Ursach insgesammt oder
jedem ins besondere wider abnemmen %u können, wie und wann Unß immer solches Ueb und gefällig
sejn möchte ...

Schon zu Lebzeiten Bonaventuras IL wurde die anfängliche Praxis der individuellen
Schutzbrieferteilung wieder aufgenommen. Auch die auf das Oberhaupt einer Familie
ausgestellten Schutzbriefe bestanden im Grunde nur aus der Drohung, dass eine Ausweisung
jederzeit möglich sei72. Dessen ungeachtet waren die Juden unter finanziellen
Gesichtspunkten durchaus erwünschte Einwohner. Im Jahre 1688 wurde dem Herzog
von Württemberg die Herrschaft Dettensee zum Kauf angeboten. Der vom württembergischen
Kammerrat Georg David Herold erstellte Gegenanschlag73 führt unter den
Einkünften auch 60 fl. Judenschutzgeld auf74. 1715 werden 45 fl. jährliches Judenschutz-
geld beim Kauf Dettensees durch das Klosters Muri als Einkünfte angegeben75.

69 Hans I. Bach: Zur Geschichte einer schwäbisch-jüdischen Familie. In: Rosch Haschana. Israelitische
Religionsgemeinschaft Württembergs, 3. Jg. (1970 / Tischri 7531).

70 Die von Bach angegebenen Schutzbriefe konnten bislang nicht ausfindig gemacht werden.

71 StAS, Ho 163 T 3 Nr. 112 (wie Anm. 47), Schutzbrief für die gesamte Gemeinde (24.10.1757).

72 Ebd., Toleranzschein von Jacob Abraham (4.2.1767).

73 Wurde beabsichtigt, eine Herrschaft zu verkauften, wurde vom Verkäufer ein Anschlag, d.h. eine
Vermögensaufstellung, erstellt. Wenn der am Kauf Interessierte diesen Anschlag nicht akzeptierte,
erstellte er einen Gegenanschlag.

74 HStAS, A 155 Bü 66: Altwürttembergisches Archiv. Adel II (ausgestorben), von Keller (1688).

75 StAS, Ho 163 T 3 Nr. 7: Herrschaft Dettensee. Anschlag von Schloß und Dorf beim Verkauf an
Muri (1715).

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