Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 232
(PDF, 60 MB)
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Helmut Göggel

10. DIE AFFÄRE DAUBMANN

Die Affäre Daubmann ist in verschiedenen Publikationen dargestellt worden. Sie
wird in diesem Beitrag nur skizzenhaft vorgestellt. Im Mittelpunkt der folgenden Erörterung
soll vielmehr die Rolle Anton Bumillers stehen und sein Einfluss auf den Verlauf
jenes Geschehens von Mai bis Oktober 193232.

Der am 9. März 1898 in Oberwil, Kanton Basel-Land geborene Karl Ignaz Hummel,
der sich später Oskar Daubmann nannte, verließ im Mai 1932 Offenburg und seine
schwangere Ehefrau, um mit dem Fahrrad über Italien nach Algerien zu gelangen, wo
er sich bei der Fremdenlegion melden wollte. Als Folge eines Unfalls und einer daraus
resultierenden Fußverletzung sowie allgemeiner körperlicher Erschöpfung ließ er seinen
Plan fallen und beschloss, nach Deutschland zurückzukehren. Da er als Karl Ignaz
Hummel in den Polizeiakten als Vorbestrafter geführt wurde, gab er auf dem Konsulat
in Neapel an, Oskar Daubmann zu sein. Hummel kannte Daubmann von früher, da er
mit diesem einige Zeit die Volksschule in Endingen (Baden) besucht hatte. Hummel
wusste, dass Daubmann als Kriegsteilnehmer seit 1916 als vermisst galt und später für
tot erklärt worden war.

Oskar Daubmann wollte mit seiner Rückkehr nach Deutschland kein Aufsehen erregen
. Als er im Konsulat in Neapel vorsprach, wollte er nur einen Pass und eine Fahrkarte
, um nach Deutschland zurückzukehren. Doch durch seinen Brief an die Eltern
Daubmann in Endingenom Mai 1932, in dem der Totgeglaubte seine Heimkehr ankündigte
, wurde seine Geschichte publik. Die Presse nahm sich des Falles an und bald
wusste ganz Deutschland, dass Frankreich einen deutschen Kriegsgefangenen gegen
jegliches Völkerrecht fast fünfzehn Jahre in einer Strafkolonie gefangen gehalten gehalten
habe, was jedoch von französischer Seite energisch bestritten wurde. Nationalistische
Kreise in Deutschland hatten damit einen Vorwand, ihren Hass gegen den Erbfeind
Frankreich weiter zu schüren. So brachte zum Beispiel die Zeitschrift „Der Führer"
einen Artikel über die furchtbaren Erlebnisse des nach 1 öjährigerfranzösischer Gefangenhaltung
in Afrika glücklich entronnenen Frontkämpfers Oskar Daubmann aus Endingen am Kaiserstuhl33.

32 Emil Belzer: Zum Fall Oskar Daubmann. StAS, N 1/86 Tl Nr. 7. - Karl Johann Hirtler:
Fahnen raus! Der Daubmann kommt! Die Endinger Köpenickiade. Freiburg 1981. - Wolf Middendorf
: Oskar Daubmann (Karl Ignaz Hummel). In: Badische Biographien. NF Bd. 2. Hrsg. Bernd
Ottnad. Stuttgart 1987. S. 59-60. - Clemens Rehm: Oskar Daubmann/Karl Igna2 Hummel, Schneider
und Schwindler. In: Gerhard Taddey und Rainer Brüning (Hrsg.): Lebensbilder aus Baden-
Württemberg. 22. Band. Stuttgart 2007. S. 487-520. - Rolf Vogt: Der Mann, den allein der Glaube
an die Heimat rettete. In: Hohenzollerische Heimat 59 (2009) S.12-15. - rainer Wedler: Die
Farben der Schneiderkreide. Casimir Katz Verlag 2003.

33 Der Führer, Das badische Kampfblatt für nationalsozialistische Politik und Kultur . Hauptorgan
der NSDAP Gau Baden. Hrsg. Von Robert Wagner, M.d.L. 31. Mai 1932.

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