Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 11
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Geraubte Heimat

Karlstraße wirft anscheinend keine Gewinne mehr ab. Die Wirtschaft wird bereits 1920
oder 1921 aufgegeben,44 die Brauerei in Laiz stellt um 1924 ihren Betrieb ein, ihr Wirtschaftskontingent
verkaufen die Gebrüder Frank an die Zollerbrauerei.45 Siegfried und
Karl Frank verbleibt in Laiz ein umfangreicher Immobilienbesitz, der neben den verwaisten
und zunehmend verfallenden ehemaligen Brauereigebäuden auch etliche land-
und forstwirtschaftliche Grundstücke umfasst.46

3. UNTERNEHMERISCHE INITIATIVEN IN SIGMARINGEN

Ein neues unternehmerisches Betätigungsfeld finden die Gebrüder Frank seit 1924 in
der fabrikmäßigen Herstellung von Möbeln. Zum Produktionsstandort wird das ehedem
von der Tageswirtschaft belegte Erdgeschoss des Saalbaus in der Karlstraße 31 umgebaut
. Nach den Erinnerungen des Sigmaringer Rektors und Chronisten Franz Keller
fanden die unter der technischen Leitung von Werkmeister Dietrich hergestellten
Küchenmöbel eine Reihe von Jahren einen großen Absatz.47 Das Adreß- und Geschäfts
-Handbuch für die Stadt Sigmaringen von 1925 enthält eine Werbeanzeige der
„Gebrüder Frank Sigmaringen Möbelfabrik", in der auf naturalisierte Kiefern-Küchen
als besondere Spezialität verwiesen und die Anfertigung kompletter Zimmereinrichtungen
jeder Art nach eigenen oder auch nach gegebenen Entwürfen angeboten wird.48
Hingewiesen wird auch auf das firmeneigene Sägewerk mit Holztrocknungsanlage, das
die Gebrüder Frank 1916 in Gauselfingen erworben hatten und zunächst von einem
Sägemeister auf eigene Rechnung führen ließen und in der Folge verpachteten.49 Auf
Dauer war offenkundig auch diese geschäftliche Initiative nicht erfolgreich, um 1929
und damit wohl während und vielleicht in kausalem Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise
wird die Möbelherstellung wieder aufgegeben.50 Vermutlich mit dem Ende

44 Aussage Stadtbaumeister i.R. Paul Kleck (wie Anm. 29).

45 Schreiben von Anwalt Fidelis Ott an das Landesamt für Wiedergutmachung Tübingen vom 4.6.1957
(Wiedergutmachungsverfahren Siegfried Frank, wie Anm. 18). - Steim, Wirtschaften (wie Anm. 2), S. 322.

46 Die Ubersicht über die in jüdischem Besitz befindlichen land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke
im Regierungsbezirk Sigmaringen vom 29.11.1938 nennt für Laiz landwirtschaftlichen Besitz von Siegfried
Frank von noch 1,53 Hektar, die Vermögensanmeldung von Siegfried Frank vom 30.4.1938 (wie
Anm. 37) in Laiz ein land- und forstwirtschaftliches Vermögen von 2200 RM und einen Immobilienbesitz
im Wert von zusammen 21500 RM.

47 Nachlass Keller (wie Anm. 23).

48 Adreß- und Geschäfts-Handbuch für die Stadt Sigmaringen 1925, Werbeseite mit verschiedenen Geschäftsanzeigen
zwischen S. 40 und 41 (Kreisarchiv Sigmaringen).

49 Aussage Stadtbaumeister i. R. Paul Kleck (wie Anm. 29). - Bescheid des Landesamts für Wiedergutmachung
Tübingen vom 7.3.1958 (Wiedergutmachungsverfahren Siegfried Frank, wie Anm. 18).

50 In den Quellen finden sich unterschiedliche Daten für das Ende der Möbelproduktion: Während der ehemalige
Sigmaringer Landrat Dr. Robert Seifert in seiner Aussage für das Landesamt für Wiedergutmachung
Tübingen vom 1.11.1957 das Jahr 1927 nennt, ist im Bescheid des Landesamts für Wiedergutmachung Tübingen
vom 7.3.1958 vom September 1929 die Rede, und Stadtbaumeister i.R. Paul Kleck schließlich
bringt in seiner Aussage gleichfalls für das Landesamt für Wiedergutmachung vom 12.11.1957 das Ende der
Möbelfabrik in Verbindung mit dem Tod von Karl Frank 1932 (alle Wiedergutmachungsverfahren Siegfried
Frank, wie Anm. 18). - Vgl. außerdem Wiedergutmachungsverfahren Anna Frank (StAS Wü 33 T1 Nr. 6111).

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