Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 13
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Geraubte Heimat

habe.57 Diese Darstellung bestätigen die hohenzollerischen Adressbücher von 1932 und
1935, die unter der Branche „Automobilhandlungen und Reparaturwerkstätten" neben
drei weiteren Betrieben jeweils auch Ernst Müller in der Karlstraße 31 aufführen.58

Ein drittes Geschäftsfeld, auf dem sich die Gebrüder Frank und insbesondere wiederum
Siegfried Frank betätigen, ist schließlich bereits vor dem Ersten Weltkrieg und bis
nach 1930 der Immobilienhandel. Bis 1928 besteht eine Partnerschaft mit Friedrich
Frey, dem Pächter der fürstlichen Domäne Bauhof in Sigmaringen, der in dieser Branche
bereits sehr umfangreich und erfolgreich tätig war.59 Es werden Hofgüter, Waldstücke
und andere Immobilien gekauft und vielfach in Einzelparzellen wieder veräußert.
Den Erinnerungen von Egon Dietrich, dem langjährigen Leiter der Filiale Sigmaringen
der Badischen Bauernbank, zufolge erstreckte sich das Handelsgebiet von Siegfried
Frank vom Bodensee bis auf die Alb. Lange Zeit habe er am Immobiliengeschäft sehr
gut verdient, ehe die nationalsozialistische Machtübernahme den Grundstückshandel
dann weitgehend gelähmt habe.60 Dass die Grandstücksgeschäfte nicht allen im beschaulichen
Sigmaringen geheuer waren, verrät der von Willi Waidmann erinnerte Spottvers:
Gebrüder Frank und Frieder Frey - b'hüt uns Gott vor dena drei.61

Im wirtschaftlich streckenweise schwierigen Umfeld der 1920er und frühen 1930er
Jahren scheinen die Geschäfte und unternehmerischen Initiativen von Siegfried und
Karl Frank zu stagnieren und ohne langfristigen Erfolg zu bleiben. Darauf deuten der
mehrfache Wechsel der Branchen und die wiederholt relativ kurze Dauer der einzelnen
Unternehmungen hin.62 Ermittlungen des Landesamts für Wiedergutmachung Tübingen
kommen 1958 zum Befund, dass Siegfried Frank bis 1929 seine bislang ausgeübten
Erwerbstätigkeiten als Brauereikaufmann, Möbelfabrikant, Kraftfahrzeug- und Immobilienhändler
sämtlich aufgegeben habe und in der Folge seinen Lebensunterhalt vornehmlich
aus Miet- und Pachteinnahmen sowie aus einem in begrenztem Umfang
weiter betriebenen Grundstückshandel bestritten habe.63 Nach 1928 gebe es keine Anhaltspunkte
, dass die Gebrüder Frank noch Gewerbesteuer bezahlt hätten. Zum gleichen
Schluss war bereits 1937 im Zusammenhang mit devisenrechtlichen Ermittlungen
die Zollfahndungsstelle Stuttgart gelangt, die die Erträgnisse aus den Frankschen Geschäftsunternehmungen
als nicht bedeutend bewertet hatte.64 Den Erinnerungen des

57 Aussage Stadtbaumeister i.R. Paul Kleck (wie Anm. 29).

58 Adreßbuch für Hohenzollern 1932, S. 51. - Adreßbuch für Hohenzollern 1935, S. 65 (Kreisarchiv Sigmaringen
).

59 Steim, Wirtschaften (wie Anm. 2), S. 322.

60 Aussage von Direktor Egon Dietrich aus Ulm vom 25.10.1957 (Wiedergutmachungsverfahren Siegfried
Frank, wie Anm. 18).

61 Protokoll der Zeitzeugenbefragung von Willi Waidmann, geb. 1927 in Sigmaringen, wohnhaft Badstraße
12 in Sigmaringen, vom 30.10.2008 durch Dipl.-Theol. Hermann Brodmann (Kreisarchiv Sigmaringen
).

62 Aussage von Karl Sträßle an das Landesamt für Wiedergutmachung Tübingen vom 23.10.1957 (Wiedergutmachungsverfahren
Siegfried Frank, wie Anm. 18). Karl Sträßle war während der NS-Zeit von 1933
bis 1945 Bürgermeister von Sigmaringen.

63 Bescheid Landesamt für Wiedergutmachung Tübingen vom 7.3.1958 (wie Anm. 49).

64 Ermittlungsbericht der Zollfahndungsstelle Stuttgart vom 29.7.1937 (Wiedergutmachungsverfahren
Siegfried Frank, wie Anm. 18).

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