Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 57
(PDF, 40 MB)
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Ein Ereignis und seine Deutung

Am Ende des 16. Jahrhunderts setzte sich Martin Crusius, Tübinger Professor für
griechische und lateinische Sprache,5 in seinen ,Annales Suevici' mit der Nachricht
Bertholds vom Tod der Zollerngrafen auseinander. Er formulierte bereits die Fragen,
die sich bis heute die Geschichtsforschung stellen muss, wenn sie sich mit den Anfängen
des Hauses Hohenzollern befasst. Auch Crusius versah seinen Kommentar mit einem
Seitenhieb auf die Mängel der mönchischen Geschichtsschreibung:

Burchardus et Wezil de Zolorin occiduntur. Sic est in Chronico Herm(anni) Contracti
adiectum. Nihil additus: nec causa caedis, nec autor eius: nec aliquid, unde intelliga-
tur, num Comites Zollerenses fuerint. Tanta saepenumero est Monastica scriptionis
negligentia}

Johann Jakob Moser (1701-1785) hat diese Stelle ins Deutsche übersetzt:

Burckhard und Wezil von Zolorin kommen um. So ist dieses in Hermann des Con-
tract Chronik beygefügt. Es steht unten nichts darbey, weder die Ursach, noch sonst
etwas, daraus man erkennen könnte, dass es Grafen von Zollern gewesen wären. So
unachtsam und unvollständig schrieben oftmahlen die Mönchen.7

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stehen Burchard und Wezel als die ersten sicher bezeugten
Vorfahren am Beginn der zollerischen Familiengeschichte. Doch 400 Jahre früher
glaubten die Hohenzollern an viel weiter zurückreichende Anfänge ihres Geschlechts
. Markgraf Albrecht Achilles schrieb 1466 seinem Bruder, dem Kurfürsten
Friedrich IL: Wir sind von Troya in Turckischem wesen vertriben worden... und sind
gen Rom kommen...aber von Rom vertriben vnd In das Reich kommen, und in
Deutschland seien sie durch ihre Taten und die Gunst der Könige und Kaiser zu höchsten
Würden aufgestiegen.8 Der Bamberger Domherr Leonhard von Egloffstein
(1450/60-1514) preist in seinem um 1500 verfassten Herrscherlobgedicht auf Markgraf
Friedrich d.Ä. von Brandenburg ("j" 1536) dessen Abstammung von berühmten römi-

baben weder kriegsleutb noch andere so den Sachen beigewohnet, sonder allein etwan fleißige Münch und
Pfaffen verzaichnet, welche die ursach und anlaß der Sachen nicht wissen könden, daher sie auch mehrer-
tails so kurtz hindurchgegangen seind und allein, so vil ihn von hör ich sagen zu tail mögen werden, uffge-
zaichnet haben.

5 Zu Martin Crusius (1526-1607) vgl.: Hans Widmann: Art. „Crusius (Kraus) Martin" In: Neue Deutsche
Biographie 3 (1957), S. 433 f. - Franz Brendle: Martin Crusius. Humanistische Bildung, schwäbisches
Luthertum und Griechenbegeisterung. In: Deutsche Landesgeschichtsschreibung im Zeichen des
Humanismus. Hg. von Ders., Dieter Mertens, Anton Schindling und Walter Ziegler. Stuttgart
2001. (Contubernium 56), S. 145-163. - Otto Herding: Martin Crusius' Schwäbische Chronik und Johann
Jakob Mosers deutsche Bearbeitung. In: Ders.: Beiträge zur südwestdeutschen Historiographie. Be-
arb. und hg. von Dieter Mertens und Hansmartin Schwarzmaier, Stuttgart 2005 (Veröffentlichungen
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 162), S. 39-56.

6 Annales Suevici. Bd. 1. Frankfurt/M. 1595, S.215.

7 Martini Crusii...Schwäbische Chronik...aus dem Lateinischen erstmals übersetzt...von J.J.Moser.
Frankfurt 1733. Bd.l, S. 450. - Zu Moser vgl.: Otto Herding: Juridicio-Historica: Johann Jakob Moser
(1701-1785) und die Historie. In: Ders., Beiträge (wie Anm. 5), S. 167-187.

8 Adolf Friedrich Riedel (Hg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis. 3. Tl. 3. Bd. Berlin 1861,
Nr. 63, S. 76.

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