Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 60
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Rudolf Seigel

deutschen Adels ab. Der deutsche Adel sei der führende Adel in Europa und die vornehmsten
Familien Italiens hätten ihren Ursprung in Deutschland.20

Unter Kaiser Maximilian I. war zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine neue habsbur-
gische Herkunftstheorie und Genealogie entstanden, nach der die Habsburger im Mannesstamm
von den Merowingerkönigen und von den fränkischen Trojanern hergeleitet
wurden, von jenen Trojanern, die nach der fränkischen Trojasage von Asien nach
Europa an den Rhein und nach Gallien gezogen sein sollen.21 Die maximilianische Historiographie
bewirkte beim deutschen Adel nicht nur eine Richtungsänderung seiner
Herkunftsvorstellung - vom Süden (Italien) nach Westen (Fränkisches Reich) - sondern
auch, wie Heinrich Pantaleon und Oswald Gabelkover bezeugten, ein wachsendes
Interesse an der eigenen Familiengeschichte.22 Damit begann eine neuartige Adelsgeschichtsschreibung
, die Herkommen, Genealogie und Geschichte der Familien in
Hauschroniken, Genealogien und Stammbäumen beschrieb.23

Die Geschichtsschreiber und Genealogen, die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
mit der Herkunft der Grafen von Zollern und der zollerischen Markgrafen von
Brandenburg befassten, standen vor dem Problem, wie sie mit der seit 1544 gedruckten
und allgemein bekannten Ferfried-Colonna-Legende umgehen sollten, die der bereits
aufgekommenen Ansicht von der deutschen Herkunft des Adels widersprach.24 Einige

20 Hans Tiedemann: Tacitus und das Nationalbewusstsein der deutschen Humanisten Ende des 15. und
Anfang des 16. Jahrhunderts. Diss. phil. Berlin 1913. - Buschmann, Bewußtwerden (wie Anm. 4). - Ulrich
Paul: Studien zur Geschichte des deutschen Nationalbewusstseins im Zeitalter des Humanismus und der
Reformation (Historische Studien 298). Berlin 1936. - Dieter Mertens: Die Instrumentalisierung der .Germania
' des Tacitus durch die deutschen Humanisten. In: Zur Geschichte der Gleichung „germanischdeutsch
". Sprache und Namen, Geschichte und Institutionen. Hg. von Heinrich Beck, Dieter Geuenich,
Heiko Steuer und Dietrich Hakelberg. Berlin/New York 2004 (Ergänzungsbände zum Reallexikon der
Germanischen Altertumskunde 34), S. 37-101. - Caspar Hirschi: Wettkampf der Nationen. Konstruktionen
einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Göttingen 2005, S. 270-277.

21 Eugen Ewig: Trojamythos und fränkische Frühgeschichte. In: Die Franken und Alemannen bis zur
Schlacht bei Zülpich (496/97). Hg. von Dieter Geuenich. Berlin 1998 (Ergänzungsbände zum Reallexikon
der germanischen Altertumskunde 19), S. 1-30. - Lhotsky, Apis Colonna (wie Anm. 14), S. 48-68. -
Gerd Althoff: Studien zur habsburgischen Merowingersage. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische
Geschichtsforschung 87 (1979), S. 71-100.

22 Rudolf Seigel: Zur Geschichtsschreibung beim schwäbischen Adel in der Zeit des Humanismus. Aus
den Vorarbeiten zur Textausgabe der Hauschronik der Grafen von Zollern. In: Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 40 (1981), S. 101 (zugleich in: Speculum Sueviae. Beiträge zu den Historischen
Hilfswissenschaften und zur geschichtlichen Landeskunde Südwestdeutschlands. Festschrift für Hansmartin
Decker-Hauff zum 65. Geburtstag. Hg. von Hans-Martin Maurer und Franz Quarthal. Bd. 1.
Stuttgart 1982).

23 Beat Rudolf Jenny: Graf Froben Christoph von Zimmern. Geschichtsschreiber, Erzähler, Landesherr
. Lindau/Konstanz 1959, S. 24-26. - Seigel, Geschichtsschreibung (wie Anm. 22), S. 102-110. - Clemens
Joos: Herkommen und Herrschaftsanspruch. Das Selbstverständnis von Grafen und Herren im
Spiegel der Chronistik. In: Grafen und Herren in Südwestdeutschland vom 12. bis ins 17. Jahrhundert. Hg.
von Kurt Andermann und Clemens Joos. Epfendorf 2006 (Kraichtaler Kolloquien 5), S. 133-153.

24 Die ausführlichste und schärfste Ablehnung der Colonna-Abkunft deutscher Adelsgeschlechter (auch
der Grafen von Zollern) verfasste Cyriacus Spangenberg (Cyriacus Spangenberg: Hennebergische Chronica
, Straßburg 1599, S. 22-32). Zu Spangenberg (1528-1604) vgl. Thomas Kaufmann: Art. „Spangenberg,
Cyriakus". In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 623f.

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