Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 100
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Andreas Zekorn

Angehörige von Familien des Niederadels aus der Umgebung Haigerlochs lassen
sich im H.Jahrhundert in Haigerloch ebenfalls nachweisen; sie gehörten zur städtischen
Oberschicht. Es waren die Steinhofer, die bürgerlich geworden waren, und ein
Zweig der Familie von Stetten, die Ganasser.80

Ein Großteil der oben aufgeführten Adligen, die in herrschaftlichen Diensten standen
, war im Besitz des „Haagschlösschens" gewesen, einem Freihof, der seit 1296 steuerfrei
war. Der Besitz dieses Freihofs war für die Adligen wahrscheinlich eine Prestigeangelegenheit
, wurde mit einem solchen, von der städtischen Steuer befreiten Wohnsitz
doch die privilegierte adlige Stellung unterstrichen. Ein weiteres „Schloss", die 1413 erstmals
erwähnte „untere Burg", allgemein auch „Schlössle" genannt, diente als eine Art
Vorburg und war Teil der Stadtbefestigung. Das „Schlössle" gehörte im 15. Jahrhundert
den Herren von Weitingen, den damaligen Pfandinhabern, später den Herren von
Thumb („Thumbsches Schlössle") und seit dem 17. Jahrhundert dem Stadtherrn.81 Darüber
hinaus waren einzelne Adlige aber auch im Besitz anderer Häuser in der Stadt.82

Ähnlich wie den Hofdienern kam den zahlreichen Klerikern in der Stadt eine rechtliche
und soziale Sonderstellung zu. 1685 können sechs Geistliche in Haigerloch gezählt
werden, die sich die zahlreichen Pfründen teilten. Die Geistlichen waren zum Teil für
die Seelsorge in benachbarten Orten zuständig. Auch innerhalb des Klerus gab es wieder
eine gewisse Rangfolge. Rechtlich unterstanden die Geistlichen der bischöflichen Jurisdiktion
, waren über das Patronatsrecht aber auch von der Herrschaft in gewisser Weise
abhängig, zumal die Zollern versuchten, über das Patronatsrecht und die Geistlichen Verwaltungen
eine Art Landeskirchentum einzuführen.83

Eine für Haigerloch charakteristische Einwohnergruppe war die jüdische Bevölkerung
. In Haigerloch lassen sich Juden im 14. und 15. Jahrhundert nachweisen, doch eine
eigentliche Judengemeinde bildete sich vermutlich erst im 16. Jahrhundert aus.84 Die
Juden standen unter dem Judenschutz und mussten jährlich für den Schutz- und Schirm-

80 Gemeint sind Steinhofen bei Bisingen und Stetten bei Haigerloch. Bumiller, Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter (wie Anm. 30), S. 48 f. - Johann Adam Kraus: Haigerlocher Adlige und Bürgerliche. In:
Hohenzollerische Heimat 21 (1971), S. 69-72.

81 Hodler, Haigerloch (wie Anm.2), S.395ff. - Blessing, Haigerloch im Mittelalter (wie Anm. 2),
S. 22f.-1546 kam es allerdings zu einer Auseinandersetzung wegen Steuer, Wacht und Fronen aus dem Freihof
. Die Haigerlocher forderten einen Beweis für die Steuerfreiheit. Der Streit wurde dahingehend geschlichtet
, dass der jeweilige Inhaber des Freihofs für Steuer, Wacht und Fronen 1 lA Gulden jährlich zu zahlen
hatte, dafür aber auch in den Genuss von bürgerlichen Rechten, wie die Weidbenutzung, kam (Stadtarchiv
Haigerloch, U. 51,1546 April 9). - Zum „Schlössle": Schmitt, Burgen, Schlösser (wie Anm. 4), S. 218-221.

82 Hodler, Haigerloch (wie Anm. 2), S. 573 ff.

83 Nur bei der Oberfrühmesspfründe stand der Stadt Haigerloch ein Präsentationsrecht zu, das ihr bis
1682 teilweise entzogen wurde (Hodler, Haigerloch [wie Anm. 2], S. 453 ff., S. 505 f.). - Kallenberg,
Fürstentümer (wie Anm. 14), S. 144. - Geistliche unterstanden dem Hofschutz: Huber, Tridentinische Reform
(wie Anm. 64), S. 10f., S. 19ff. - Zu den wirtschaftlichen Verhältnissen der Kleriker in Haigerloch:
Hans Peter Müller: Die Einzugsliste des Gemeinen Pfennigs von 1497 im Landkapitel Haigerloch. In:
Hohenzollerische Heimat 27 (1977), S. 53-55.

84 Grundlegende Literatur zum Thema Juden in Haigerloch: Maren Kuhn-Rehfus: Das Verhältnis von
Mehrheit zu Minderheit am Beispiel der Juden in Hohenzollern. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
14 (1978), S. 9-54. - Bumiller, Grafschaft Zollern im Spätmittelalter (wie Anm. 30), S. 181 ff. -
Joachim Hahn: Juden in Hohenzollern. In: Fritz Kallenberg (Hg.), Hohenzollern, Stuttgart 1996,

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