Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 110
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Andreas Zekorn

12. HAIGERLOCH ALS KIRCHLICHES ZENTRUM

Das zum Bistum Konstanz gehörige Haigerloch hatte wie viele mittelalterliche Städte
lange Zeit keine eigene Pfarrei. Die Unterstadt gehörte zur Pfarrei Trillfingen, die Oberstadt
zur Pfarrei Weildorf. Allerdings verlegten die Pfarrer wohl im 15. Jahrhundert ihren
Wohnsitz in die Stadt, und bald schon bezeichneten sie sich als Pfarrer der Unterbzw
. Oberstadt, obgleich sie es de jure nicht waren. Erst 1683 wurde die Pfarrei Haigerloch
formal errichtet, als die Schlosskirche zur Pfarrkirche erhoben und der neuen
Pfarrei unter anderem Trillfingen und Weildorf in einer „Union" eingegliedert wurden.

Bereits im 14. Jahrhundert befanden sich in Haigerloch zwei Kirchen und eine Do-
minikanerinnenklause, die von etwa 1366 bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts existierte.
1609 erfolgte die Weihe der Schlosskirche, die 1683 zur Pfarrkirche erhoben wurde,
und 1753/55 wurde die St. Annakirche konsekriert. Hinzu kamen mehrere Kapellen.
Die Ende des 17. Jahrhunderts zu zählenden sechs Geistlichen bezogen einen Teil ihrer
Einkommen aus den zahlreichen Pfründen Haigerlochs.125

Schließlich war das Kapitel Haigerloch ein sehr altes Dekanat; die Stadt gab ihm seit
dem 14. Jahrhundert seinen bleibenden Namen und bildete den Mittelpunkt des Kapitels
. Seit 1529 wurden die Kapitelsjahrtage regelmäßig in Haigerloch abgehalten.126 Die
stattliche Anzahl an Kirchen ebenso wie die Tatsache, dass Haigerloch Sitz des Kapitels
war, belegt, dass die Stadt ein kirchliches Zentrum der Herrschaft war.

Die Herrschaftsinhaber behielten sich dabei wesentliche Rechte vor, wie die Fürsten
von Hohenzollern-Sigmaringen überhaupt versuchten, ein landesherrliches Kirchenregiment
über die Installierung einer Geistlichen Verwaltung und die Patronatsrechte
aufzubauen. Der Herrschaft stand das Präsentationsrecht bei allen Pfründen mit Ausnahme
der Frühmesspfründe zu; doch auch bei dieser Pfründe wurde der Stadt das Präsentationsrecht
bis 1682 zum Teil entzogen.127

Ein weiterer Versuch, die Stadt sakral auszugestalten, wurde 1749 unternommen. Zwei
Geistliche beabsichtigten damals, eine Stiftung zum beständigen Unterhalt von zwei oder
drei Kapuzinern in Haigerloch zu tätigen. Fürst Joseph Friedrich, der deswegen beim

125 Unterstadtkirche St. Nikolaus Mitte 13.Jahrhundert, Oberstadtkirche St. Ulrich; Ersterwähnung
1369; Walther Genzmer (Hg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, Erster Band, Der Kreis Hechingen
. Hechingen 1939, S. HOff., S. 134. - Blessing, Haigerloch im Mittelalter (wie Anm. 2), S. 20ff. - Hod-
ler, Haigerloch (wie Anm. 2), S. 439ff., S. 448, S. 470, S. 525ff., S. 534, S. 555ff. - Vgl. auch: Elmar Blessing
, Die Kirchen-, Kapellen- und Altarpatrozinien für den Kreis Hechingen im Mittelalter und in der
Neuzeit. Tübingen 1962, S. 23 f., S. 109ff. - Müller, Einzugsliste des Gemeinen Pfennigs (wie Anm. 83). -
Anton Lichtschlag: Drei Freibriefe der Klause zu Haigerloch. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte
und Altertumskunde in Hohenzollern 3 (1869/70), S. 85-89.

126 Andreas Zekorn: „Lebe wohl, fromme Seele". Das Totengedenkbuch des Dekanats Haigerloch. In:
Ders. (Hg.): Das Totengedenkbuch des Landkapitels Haigerloch 1384-1961, bearb. v. Monika Spicker-
Beck, Peter Thaddäus Lang und Andreas Zekorn. Konstanz, Eggingen 2004, S. 9-36. - Hodler, Haigerloch
(wie Anm.2), S. 203ff., S. 318ff. - Peter Thaddäus Lang: Die Verwaltungsorganisation der katholischen
Kirche. In: Zollernalb-Profile 3. 20 Jahre Zollernalbkreis - ein Geburtstag 1973-1993. Hg. v.
Zollernalbkreis. Balingen 1993, S. 195-207, hier S. 202 ff. - müller, Einzugsliste des Gemeinen Pfennigs
(wie Anm. 83).

127 Huber, Tridentinische Reform (wie Anm. 64), S. 10f, S. 19ff. - Hodler, Haigerloch (wie Anm. 2),
S. 505 ff.

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